Manroland wird zur Nagelprobe: Gibt es noch mutige Kapitalistinnen und Kapitalisten in Europa, die ihr Geld nicht nur in hippe Start-ups oder gewinnversprechende Finanzinvestments mit Steuerparadies-Bonus stecken, sondern auch in den innovativen Maschinenbau? Allzu oft geben gerade deutsche Investoren ein verzagtes Bild ab. So überließen sie den Augsburger Roboterbauer Kuka schlaftrunken den Chinesen, obwohl das Unternehmen als Automatisierungs-Spezialist ein enormes Potenzial hat. Der Maschinenbauer ist gestärkt aus den vergangenen Krisenjahren hervorgegangen. Gleiches gilt für den einst abgestürzten Druckmaschinen-Hersteller Manroland. Das Unternehmen hat sich neu erfunden, schafft wieder Arbeitsplätze und fasst immer besser im lukrativen Milliardenmarkt für Verpackungsdruck-Maschinen Fuß.
Innovation, Unternehmergeist: Wir sind oft zu bequem geworden
Natürlich braucht ein Geldgeber im Maschinenbau einen langen Atem. Er sollte auch mit zwar ordentlichen, aber meist nicht zu üppigen Renditen zufrieden sein. Freude an Innovation made in Germany kann auch nicht schaden. All diese Werte des deutschen Wirtschaftswunders müssen dringend wiederbelebt werden. Es haben sich Selbstzufriedenheit und Staatsgläubigkeit in der deutschen Wirtschaft eingeschlichen. Durch Jahrzehnte des Wohlstands sind wir oft zu bequem geworden.
In den Krisenjahren steckt eine enorme Chance: Wer jetzt in neue Technologien und zukunftsträchtige Produkte Geld pumpt, kann zu den Gewinnern zählen, wenn es wirtschaftlich wieder aufwärts geht. Dazu bedarf es Innovations- und Wachstums-Hunger, wie ihn viele Chinesen haben. Man sollte nicht fragen, was der Staat noch alles für die Wirtschaft tun kann, sondern was Firmen und Beschäftigte ganz ohne die Stütze „Staat“ auf die Beine stellen können, gerade wenn es um die Energiewende geht.