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IG-Metall Abschluss 2022: Erfolgreicher Tarifabschluss

Kommentar

IG-Metall setzt Doppel-Wumms durch: Es stellt sich die Gerechtigkeitsfrage

Stefan Stahl
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    Durchbruch bei den Tarifverhandlungen der deutschen Metall- und Elektroindustrie. In der fünften Tarifrunde einigten sich Arbeitgeber und IG Metall auf einen neuen Tarifvertrag.
    Durchbruch bei den Tarifverhandlungen der deutschen Metall- und Elektroindustrie. In der fünften Tarifrunde einigten sich Arbeitgeber und IG Metall auf einen neuen Tarifvertrag. Foto: Oliver Berg, dpa

    Das ist eine Machtdemonstration der IG Metall. Nach einer heftigen Warnstreikwelle und der Androhung eines länger laufenden Arbeitskampfes hat die Gewerkschaft einen Tarif-Abschluss erstritten, der aus Sicht der Beschäftigten noch einmal ein Stück besser als in der Chemiebranche ausfällt. Damit hat IG-Metall-Chef Jörg Hofmann, dessen Amtszeit im kommenden Jahr zu Ende geht, auch all seinen internen Kritikern gezeigt, was er kann.

    Das Ergebnis kommt einem Doppel-Wumms gleich: Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der deutschen Schlüsselbranche mit Autoindustrie und Maschinenbau erhalten nicht nur in zwei Tranchen eine Einmalzahlung von 3000 Euro. Hinzu kommt, wiederum in zwei Portionen, eine Lohnerhöhung von insgesamt 8,5 Prozent. Weil die IG Metall 8,0 Prozent gefordert hat, ist klar: Hofmann hat in Zeiten mit zuletzt 10,4 Prozent Inflation zwei schöne Tore geschossen – und das ohne die Tarifauseinandersetzung weiter zu eskalieren. In Krisenzeiten hätte ein Groß-Konflikt den Ruf der Gewerkschaft beschädigt.

    Tarifverhandlung mit IG Metall: Arbeitgeber gehen nicht torlos vom Platz

    Doch die Arbeitgeberseite um Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf geht nicht torlos vom Platz. Ihr ist es zumindest gelungen, eine komfortable Laufzeit des Tarifvertrages von zwei Jahren durchzusetzen. Die Lohnerhöhungen werden also gestreckt: 2023 gibt es 5,2 und im Jahr darauf noch einmal maßvollere 3,3 Prozent. Damit herrscht für lange Zeit Ruhe im Lohn-Spiel.

    Das ist ein klarer Erfolg für die Unternehmer, weil die Gewerkschaft für einen nur ein Jahr laufenden Tarifvertrag eingetreten ist. Dabei hat die IG Metall der Gegenseite erwartungsgemäß erneut zugestanden, dass Firmen, die nachweislich wirtschaftliche Probleme haben, entlastet werden.

    Tarifvertrag ist klarer Kompromiss zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern

    Der Abschluss ist also – wie immer – ein klassischer Kompromiss, der hohe Erwartungen für Beschäftigte anderer Branchen weckt. Wenn am 24. Januar kommenden Jahres die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen beginnen, steht Verdi-Chef Frank Werneke dank Hofmanns Sturmkünsten unter Zugzwang. Er muss mindestens so gut wie die IG Metall abschließen.

    Dabei treibt der Verdi-Gewerkschafter mit seiner Forderung nach 10,5 Prozent mehr Lohn die Erwartungen auf die Spitze. Auch wenn die Menschen unter der hohen Inflation leiden, dürfen die Arbeitnehmer-Organisationen nicht überziehen, sonst befeuern sie mit zu kräftigen Gehaltserhöhungen die Teuerung nur weiter und müssen noch mehr fordern.

    Gibt es in Deutschland eine Dreiklassen-Lohn-Gesellschaft?

    Letztlich stellt sich eine Gerechtigkeitsfrage: Beschäftigte, die nicht das Glück haben, von so starken Gewerkschaften wie der IG Metall vertreten zu werden, müssen sich mit einem deutlich geringeren Lohn-Plus begnügen. Da zunehmend Betriebe die Flucht aus der Tarifbindung antreten, gibt es in Deutschland eine Zwei-, wenn nicht gar Dreiklassen-Lohn-Gesellschaft. Das weckt Neid und ist auf Dauer Gift für den sozialen Frieden.

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