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Kommentar: Droht ab März die Büro-Pflicht?

Kommentar

Droht ab März die Büro-Pflicht?

Lena Jakat
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    Die Zufriedenheit im Homeoffice ist seit Beginn der Pandemie gewachsen. Und jetzt soll damit Schluss sein?
    Die Zufriedenheit im Homeoffice ist seit Beginn der Pandemie gewachsen. Und jetzt soll damit Schluss sein? Foto: Christin Klose, dpa

    Büroarbeit am Küchentisch, Video-Meeting aus dem Schlafzimmer: Für etwa 15 Millionen Angestellte – ein Drittel aller Erwerbstätigen – in Deutschland ist das Arbeiten von zuhause in den vergangenen Jahren zumindest zeitweise Alltag geworden. Wenn die Homeoffice-Pflicht am 19. März nun offiziell endet, fragt sich so mancher ein wenig bange: Kommt jetzt die Büro-Pflicht? Viele haben sich in den vergangenen zwei Jahren an die Heimarbeit gewöhnt und möchten ihre Vorzüge nicht mehr missen. Die Zufriedenheit mit der Arbeit zuhause hat sich seit Beginn der Pandemie kontinuierlich verbessert, ebenso die Bewertung der eigenen Produktivität. Viele schätzen die verbesserte Vereinbarkeit von Privatleben und Job, die Flexibilität, den Zeitgewinn durch entfallende Pendelstrecken. Und das soll jetzt alles wieder vorbei sein?

    Sehr viele Firmen werden ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch nach dem 19. März ermöglichen, ihren Arbeitsort teilweise oder sogar komplett frei zu wählen. Laut einer aktuellen Studie werden 70 Prozent aller Angestellten in der Informationswirtschaft künftig hybride Arbeitsmodelle nutzen, im verarbeitenden Gewerbe wird es immerhin knapp ein Drittel sein.

    Persönliche Begegnung stärkt Beziehungen – zwischen Kollegen und zwischen Angestellten und Arbeitgebern

    So stichhaltige Argumente es auch abseits des Infektionsschutzes für mobiles Arbeiten gibt, so gut sind die Gründe für eine Rückkehr ins Büro. Reale Begegnungen stärken die Beziehung zwischen Kolleginnen und Kollegen – und zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen. Das Gespräch an der Kaffeemaschine als sozialen Kitt einer Firma: An diesem nostalgischen Klischee ist viel Wahres dran. Für sehr viele Menschen ist das Büro ein Ort wichtiger sozialer Kontakte, ein Ort des Austauschs und voneinander Lernens. Ist die Arbeit Quelle für Selbstbestätigung und Sinnstiftung. All das lässt sich in zweidimensionaler Monitor-Kommunikation nur schlecht reproduzieren. Für Arbeitgeber wiederum ist es wichtig, sich die Loyalität ihrer Angestellten zu sichern. Und auch das funktioniert durch echte Interaktion nun mal besser.

    Wie Menschen ihre Gefühlslage im Home-Office bewerten, steht in direktem Zusammenhang mit ihrer Wohnsituation. Je zufriedener sie mit Ausstattung und Lage ihrer Wohnung sind, desto produktiver und glücklicher sind sie auch im Homeoffice. Die Zufriedenheit wächst auch mit zunehmender Berufserfahrung, mit höherer Position und steigendem Gehalt. Vom Arbeiten im Homeoffice profitieren die ohnehin Privilegierten also am meisten. Personalabteilungen haben das neue Statussymbol bereits erkannt und werben mit großzügigen Regelungen um gefragte Fachkräfte.

    Dabei gilt es, die wahren Errungenschaften der neuen Arbeitswelt im Blick zu behalten Indem wir viel mehr und besser kommunizieren, schaffen wir Transparenz und Inklusion, wird Wissen als Machtinstrument obsolet. Ein Video-Meeting, in dem die Kachel des Praktikanten genauso groß ist wie die der Chefin, hat einen wertvollen demokratisierenden Effekt. Und vor allem: Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Vertrauen besser ist als Kontrolle. Vor gar nicht allzu langer Zeit galt vielen Führungskräften das Homeoffice als schicke Ausrede fürs Faulenzen zuhause. Sie alle wurden in den vergangenen Jahren eines Besseren belehrt und mussten erkennen: Angestellte arbeiten auch ohne Aufsicht. Sie arbeiten oft sogar mehr und besser, weil sie zufriedener sind. Nicht das Recht auf Jogginghose am Schreibtisch, ist es, wofür wir kämpfen sollten, sondern darum, diese Werte in die postpandemische Zeit zu retten.

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