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Kommentar: Der tödliche Irrsinn des Ukraine-Kriegs in Zahlen

Kommentar

Der tödliche Irrsinn des Ukraine-Kriegs in Zahlen

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    Das Institut der deutschen Wirtschaft hat berechnet, was Putins Angriffskrieg die Weltwirtschaft kostet.
    Das Institut der deutschen Wirtschaft hat berechnet, was Putins Angriffskrieg die Weltwirtschaft kostet. Foto: Mikhail Metzel, Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

    Der tödliche Wahnsinn der Kriege ist ohnehin nicht zu fassen. Wer es dennoch versucht, dem helfen manchmal Zahlen. Sie sind abstrakt, aber sie können Relationen aufzeigen. Deshalb soll hier eine Zahl, 1,6 Billionen, ins Verhältnis gesetzt werden. 

    1,6 Billionen Dollar. So viel hat der Krieg, mit dem der russische Diktator Putin seit über einem Jahr die Ukraine überzieht, die globale Weltwirtschaft bisher gekostet. Das zeigen Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft. Und das ist erst der Anfang. Für 2023 gehen die Wissenschaftler von rund einer weiteren Billion Dollar aus. 

    Welthungerhilfe: Alle dreizehn Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Hunger

    Eine Billion sind 1000 Milliarden Dollar. 1000.000.000.000 Dollar. Dazu ein paar andere Zahlen: Alle dreizehn Sekunden stirbt weltweit ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger. Bis zu 828 Millionen Menschen darben laut Welthungerhilfe, weil sie kaum etwas zu essen haben. Sehr viele Menschen müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag zurechtkommen.

    Natürlich hätten diese 1,6 Billionen Dollar nicht uneingeschränkt zur Verfügung gestanden, um die Plagen dieses Planeten zu lindern. Die Zahl beschreibt ein kontrafaktisches Szenario, was die globale Weltwirtschaft ohne den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mehr erwirtschaftet hätte. Sie verdeutlicht einen gigantischen Verlust an Möglichkeiten. Zudem zeigt sie die Dimension von Putins imperialistischem Irrsinn.

    Wie viele Billionen kostet der Klimawandel?

    Denn nicht enthalten ist darin etwa, was den Staaten zusätzlich an Kosten entsteht. Nur das bekannteste Beispiel aus Deutschland: Das Zeitenwende-Sondervermögen etwa, die mindestens 100 Milliarden Euro neu aufgenommenen Rüstungsschulden, die es braucht, bis die Bundeswehr nicht mehr blank dasteht. Man könnte das fortsetzen, denn viele Länder Europas rüsten nun auf. Zwar wird dadurch auch etwas Grundlegendes geschaffen. Denn seit Putin Länder überfällt, braucht es Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit mehr denn je, damit Volkswirtschaften prosperieren können.

    Aber was für die Armee aufgewendet werden muss, wird an anderer Stelle fehlen. Wie viele tausend Milliarden Dollar die Folgen des Klimawandels noch kosten werden, ist nicht ausgemacht. Aber weniger werden es nicht, wenn nun – kriegsbedingt – Mittel zur Transformation der Volkswirtschaften nicht zur Verfügung stehen. Und an Umverteilungsmasse, damit die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter aufgeht. 

    Nicht zu beziffern und nicht mit Geld aufzuwiegen ist ohnehin das menschliche Leid, das dieser eine Krieg (es gibt viele) verursacht. Wieder in Zahlen: Der norwegische Verteidigungsminister sprach Ende Januar von 100.000 getöteten ukrainischen Soldaten oder verletzten Militärangehörigen. Inzwischen dürften es weit mehr sein. Seit Kriegsbeginn hat es nach Angaben des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) zudem fast 19.000 zivile Opfer in der Ukraine gegeben. Auf russischer Seite benannte Norwegen 180.000 Tote oder Verwundete.

    103 Millionen Menschen weltweit gewaltsam vertrieben

    Hinzu kommt: Laut Mid-Year-Trends-Report des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen sind derzeit weltweit rund 103 Millionen gewaltsam vertrieben. Die Zahl benennt Flüchtlinge, Asylsuchende, Binnenvertriebene und andere schutzbedürftige Menschen. Das sind 13,6 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr, ein Anstieg von 15 Prozent. Allein in Deutschland leben aktuell mehr als 1,06 Millionen Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. 

    Das alles im ersten Kriegsjahr. 

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