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Kommentar: Der Rücktritt des Wirecard-Chefs war überfällig

Kommentar

Der Rücktritt des Wirecard-Chefs war überfällig

Stefan Stahl
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    Markus Braun ist als Geschäftsführer von Wirecard zurückgetreten. Er konnte abermals keine Bilanz vorlegen.
    Markus Braun ist als Geschäftsführer von Wirecard zurückgetreten. Er konnte abermals keine Bilanz vorlegen. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Wie ein Kartenhaus bricht die Wirecard-Illusion in sich zusammen. Nun gilt die Devise: Rette sich wer kann. Doch wo lockt noch Rettung für die Verantwortlichen des Online-Bezahlabwicklers? Der überfällige Rücktritt des Konzern-Chefs Markus Braun wird nur vorübergehend Druck von der Aktiengesellschaft nehmen. Denn die Vorwürfe gegen Wirecard stehen weiter im Raum und drängen die Verantwortlichen des bayerischen Unternehmens immer mehr an die Wand.

    Rücktritt von Wirecard-Chef ist wichtig - jetzt muss Klarheit her

    Solange die Manager nicht beweisen können, dass sie nicht selbst Teil von Betrügereien im Ausland waren und vielmehr als Opfer solch krimineller Handlungen gelten können, wird die Kritik an dem Unternehmen immer lauter werden. Die Wirecard-Mannschaft wirkt dabei gefangen in einem sonderbaren Geflecht dubioser Vorgänge. Wenn die Konzern-Führung nicht bald Aufklärung über immense Summen auf ausländischen Konten liefert, könnte irgendwann sogar die Existenz des Unternehmens auf dem Spiel stehen.

    Immerhin schafft der Abtritt Brauns die Möglichkeit, nun vor allem für eine offenere und damit bessere Kommunikationspolitik zu sorgen. Ein Vorstandsvorsitzender einer Aktiengesellschaft muss, anders als es der nun zurückgetretene Manager tat, intensiv und freudig das Gespräch mit dem Kapitalmarkt und mit den Medien suchen.

    Drama um Wirecard: Ein guter Ruf ist schnell verloren - viel Zeit bleibt nicht

    Dabei gilt für Braun nach wie vor die Unschuldsvermutung. Noch ist nicht erwiesen, ob er an Betrügereien mitgewirkt hat, sie zumindest billigend in Kauf nahm oder, wie er selbst mutmaßt, selbst von Kriminellen über den Tisch gezogen wurde. Die Aufklärung des komplexen Sachverhalts wird lange dauern. So viel Zeit hat Wirecard nicht, um den weiteren Kursabsturz und Niedergang der Firma aufzuhalten.

    Darin besteht die eigentliche Tragödie eines der bizarrsten Dramen unter deutschen Aktiengesellschaften in den vergangenen Jahrzehnten. Ein guter Ruf ist eben schnell verloren. Es dauert quälend lange, verspieltes Vertrauen zurück zu erobern.

    Lehre aus dem Fall Wirecard: Zu schnelle Expansion ist gefährlich

    Im Fall „Wirecard“ wird es immer fraglicher, ob es dem Unternehmen überhaupt noch gelingt, in ein seriöses Fahrwasser zu finden. Dafür wurden zu viele Aktionäre bitter enttäuscht. Dass sich auch einige internationale Zocker-Buden mit der Wirecard-Aktie verspekuliert haben, ist in dem Skandal noch am ehesten zu verschmerzen.

    Und eine Lehre lässt sich aus dem Fall schon heute ziehen: Zu schnelle Expansion ist für eine Firma gefährlich. Da schleicht sich fahrlässiges Verhalten ein. Es passieren Fehler. Verdrängung und Beschwichtigung treten an die Stelle von Aufklärung.

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