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Kommentar: CO2-Verpressung: Deutschland schwenkt auf das Notwendige um

Kommentar

CO2-Verpressung: Deutschland schwenkt auf das Notwendige um

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    Bei der Herstellung von Zement wird viel Kohlendioxid freigesetzt, das sich nicht vermeiden lässt. Das Klimagas soll künftig, statt in die Atmosphäre zu steigen, unter der Erde eingefangen werden.
    Bei der Herstellung von Zement wird viel Kohlendioxid freigesetzt, das sich nicht vermeiden lässt. Das Klimagas soll künftig, statt in die Atmosphäre zu steigen, unter der Erde eingefangen werden. Foto: Wolfgang Widemann

    Die Meere als Mülldeponien für Kohlendioxid aus Kraftwerken und Fabrikschloten? Der Vorwurf ließ nicht einmal eine Stunde auf sich warten, nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck seine Eckpunkte zur Verpressung der Klimagase unter dem Meeresgrund vorgestellt hatte. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) warnte davor, dass der Minister von den Grünen die Büchse der Pandora geöffnet habe und Gas-Konzernen das große Geschäft blühe. 

    In der Wirklichkeit ist die Büchse schon längst geöffnet, und zwar bewusst – von Partnerländern wie Norwegen, Dänemark und Großbritannien. Hinter der Entscheidung steht die Einsicht, dass der Klimawandel ohne Abscheidung und Speicherung von CO2 in unterirdischen Hohlräumen nicht auf ein erträgliches Maß zu begrenzen ist. Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens ist schon heute mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Makulatur, jetzt geht es darum, die Erderwärmung bei 2 Grad zu stoppen. „Die Zeit ist abgelaufen“, sagte Habeck. 

    Bei der Herstellung von Zement wird viel Kohlendioxid freigesetzt, das sich nicht vermeiden lässt. Das Klimagas soll künftig, statt in die Atmosphäre zu steigen, unter der Erde eingefangen werden.
    Bei der Herstellung von Zement wird viel Kohlendioxid freigesetzt, das sich nicht vermeiden lässt. Das Klimagas soll künftig, statt in die Atmosphäre zu steigen, unter der Erde eingefangen werden. Foto: Wolfgang Widemann

    Früher kämpfte Habeck gegen unterirdische Kohlendioxiddeponien

    Sein Schwenk in der Klimapolitik erklärt sich aus der Erkenntnis, dass alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt werden müssen, um die Menschheitsaufgabe zu meistern. Besser unter der Erde als in der Atmosphäre. Für seine Partei ist es nicht leicht, mit ihm diesen Weg zu beschreiten. In der Vergangenheit kämpften die Grünen voller Leidenschaft gegen die unterirdischen Kohlendioxiddeponien. Auch Habeck kämpfte früher diesen Kampf. 

    Es spricht für ihn, dass er sich und den Grünen die Wirklichkeit zumutet. Bei der Herstellung von Zement, Stahl und der Verbrennung von Müll lässt sich technisch nicht verhindern, dass CO2 entsteht. Deutschland will weiter Industrieland bleiben. Und dass kein Müll mehr anfällt, steht nicht zu erwarten. 

    Deutschland hat die Energiewende zu lange herbeisubventioniert

    Wenn das Kohlendioxid in himmlischer Höhe nicht den Klimawandel antreiben soll, muss es anderswo gebunden werden. Wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Speicherung auch an Land erlaubt wird, zum Beispiel in ausgebeuteten Erdgasvorkommen. Das könnte günstiger sein, als jedes Zementwerk an das Pipelinenetz zum Abtransport von CO2 Richtung Nord- und Ostsee anzuschließen. 

    Klimaschutz ist nicht für umsonst zu haben, aber die Bundesrepublik hat viel zu lange die Energiewende üppig herbeisubventioniert. Die hohen Strompreise sind teilweise darauf zurückzuführen. Kostendisziplin ist notwendig, denn auch die ersten Pilotprojekte zur Speicherung von CO2 werden wieder üppig von Seiten des Staates gefördert. 

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