Kaffee gehört zu den absoluten Lieblingsgetränken der Deutschen. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse trinken 79 Prozent aller Deutschen mindestens mehrmals die Woche Kaffee, viele sogar täglich. An der enormen Nachfrage ändern auch immer höhere Preise nichts.
So stieg der Preis für Kaffeebohnen zwischen 2020 und 2023 um 20 Prozent, Kaffeepads und Kapseln wurden im selben Zeitraum sogar um 25 Prozent teurer. Gleichzeitig erreichte der Kaffeekonsum hierzulande 2023 ein Rekordhoch, im Durchschnitt trank jeder Deutsche pro Jahr 167 Liter Kaffee.
Kaffeepreise steigen stark an
Nun müssen sich Kaffeefans allerdings erneut für deutlich höhere Preise wappnen. Der Kurs für Arabica-Bohnen kletterte an der New Yorker Rohstoffbörse zuletzt auf den höchsten Stand seit 1977. Hinzu kommt eine Knappheit bei der zweiten wichtigen Kaffeesorte Robusta. Der Preis für diese Sorte sei sogar auf ein 50-Jahreshoch gestiegen, erklärt Carsten Fritsch, der als Rohstoff-Analyst bei der Commerzbank arbeitet. Andere Sorten spielen im weltweiten Kaffeehandel keine Rolle.
Grund für die Preisanstiege sind Schwierigkeiten beim Kaffeeanbau. In Brasilien folgte auf eine starke Hitzeperiode große Dürre, in Vietnam gab es schwere Überschwemmungen. Beide Länder sind wichtige Produzenten für den weltweiten Kaffeemarkt, in beiden Ländern fielen große Teile der Ernte durch das extreme Wetter aus. Durch das verminderte Angebot stieg der Preis an den Rohstoffbörsen.
Experte erwartet 30 Prozent Preissteigerung ab Mitte 2025
In den kommenden Monaten dürfte sich das direkt in den Geldbeuteln der Kundinnen und Kunden in Deutschland bemerkbar machen, erklärt Carlos Mera. Er ist bei der Rabobank London für Agrarrohstoffe zuständig. „Wir schätzen, dass die Verbraucherpreise in den nächsten Monaten um etwa 30 Prozent steigen werden“, sagt Mera. Vor allem große Packungen von günstigem Röstkaffee könnten deutlich teurer werden, während der Anstieg bei Premium-Marken aufgrund der ohnehin schon größeren Gewinnmarge voraussichtlich etwas geringer ausfalle.
Bis die Preiserhöhungen tatsächlich in den Läden in Deutschland ankommen, dauert es allerdings noch etwas. „Preiserhöhungen an den Rohstoffbörsen wirken sich normalerweise erst nach einigen Monaten auf die Verbraucherpreise aus“, erklärt Mera. Das liege daran, dass Unternehmen kurzfristig oft abgesichert seien und Supermärkte nicht zu häufig kleinere Preisanpassungen vornehmen wollten. „Daher können Kaffeeliebhaber damit rechnen, dass die Kaffeepreise in Deutschland bis Mitte 2025 steigen werden“, sagt der Experte.
Kurzfristig können Verbraucherinnen und Verbraucher noch sparen, indem sie in den kommenden Wochen ihr heimisches Kaffeelager auffüllen. Gemahlener Kaffee hält sich etwa sechs Monate bis ein Jahr, ganze Bohnen können sogar mehrere Jahre gelagert werden.
Schlechte Prognose: Mehr Geld für geringere Qualität
Langfristig hilft diese Strategie allerdings nicht. So werden in den kommenden Jahren voraussichtlich weitere Kostensteigerungen folgen. Die Wissenschaftlerin Sophie von Loeben beschäftigt sich am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung unter anderem mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Kaffeeanbau. „Es kommt immer häufiger zu Extremwetterereignissen“, erklärt sie. „Die Kaffeepflanze ist allerdings sehr sensibel und kommt mit viel Trockenheit oder zu hohen Temperaturen nicht gut klar.“
Dementsprechend werde sich der Kaffeemarkt in den kommenden Jahren verändern: „Es wird nicht nur weniger Kaffee geben, die Qualität wird sich durch die ungünstigen Bedingungen ebenfalls verschlechtern“, sagt die Wissenschaftlerin. Einen Kaffeeengpass befürchtet sie vorerst zwar nicht, auf Veränderungen müssen sich Kaffeeliebhaber aber dennoch einstellen. „Wir müssen damit rechnen, dass wir in Zukunft immer mehr für Kaffee bezahlen müssen, der nicht so schmeckt, wie wir es gewohnt sind.“
Doch nicht nur für Verbraucherinnen und Verbraucher haben die veränderten Bedingungen beim Kaffeeanbau Folgen. „Man darf nicht vergessen, dass der Kaffeeanbau die Lebensgrundlage für Millionen von Menschen bildet“, so von Loeben. Es brauche daher Anpassungen an die neuen Umweltbedingungen. Dazu gehöre etwa das Pflanzen von Schattenbäumen oder die Installation von Bewässerungssystemen, aber auch der Umstieg auf klimaresistentere Kaffeesorten. So gebe es neben Arabica und Robusta noch rund 130 weitere Kaffeesorten, die bislang nicht kommerziell genutzt werden.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden