Mutter von kleinen Kindern zu sein und gleichzeitig zu arbeiten ist in Deutschland immer noch nicht der Normalfall. Kurz vor dem Muttertag hat das Statistische Bundesamt neue Zahlen vorgelegt über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Von den Müttern mit mindestens einem Kind unter drei Jahren haben nur vier von zehn einen Job. Die Daten beziehen sich auf das vergangene Jahr und sind somit ziemlich aktuell.
Die Statistiker messen seit 2008, wie viele Mütter mit kleinen Kindern zur Arbeit gehen. Seinerzeit lag ihr Anteil bei 30,8 Prozent. In den zurückliegenden 14 Jahren ist ihr Anteil damit um beinahe zehn Prozentpunkte gestiegen. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte der Ausbau der Kinderbetreuung sein, der mit dem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz verbunden ist. Bei den Vätern hat sich in den knapp anderthalb Jahrzehnten hingegen kaum etwas geändert. Sie bleiben ihrer Rolle als Ernährer treu. Derzeit arbeiten 89,6 Prozent der Väter mit einem Kind unter drei Jahren, 2008 waren es 88,9 Prozent.
Mehr Mütter in den Job, aber Kitas sind der Engpass
Die Ampel-Koalition will es mehr Müttern mit Kleinkindern ermöglichen, zumindest in Teilzeit zu arbeiten. "Um das zu erreichen, müssen wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessern, und zwar für Mütter und Väter", sagte Familienstaatssekretärin Ekin Deligöz (Grüne) unserer Redaktion. Allerdings fallen Krippen und Kitas in die Zuständigkeit von Ländern und Kommunen, der Bund hat wenig zu bestimmen. Er kann allerdings den Ländern Geld für die Verbesserung der Kinderbetreuung zur Verfügung stellen, die es wiederum an die Kommunen weiterleiten.
Im laufenden und im kommenden Jahr kommen aus dem Bundeshaushalt dafür zusammengenommen vier Milliarden Euro. Von dem Geld sollen zum Beispiel mehr Erzieherinnen und Erzieher eingestellt und Kindersport bezahlt werden.
Das Ziel von SPD, Grünen und FDP stimmt mit dem Wunsch der Frauen überein. Von den rund zwei Millionen Müttern, die mindestens ein Kleinkind haben und nicht arbeiten, würde dies ein Drittel gerne tun. Die meisten davon in Teilzeit. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Prognos-Institutes aus dem vergangenen Jahr, die das Familienministerium in Auftrag gegeben hatte.
Die Studie kommt auf genau 670.000 Mütter, die eine Stelle wollen. Sie könnten dazu beitragen, den Personalmangel bei Unternehmen und Staat zu lindern. Neben der Zuwanderung ist eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen ein Hebel, die Personallücke kleiner zu machen. "Bessere Vereinbarkeit ist nicht nur ein hehres Ziel im Sinne der Gleichberechtigung – in der Erwerbstätigkeit von Müttern liegt auch ein enormes Potenzial für die Fachkräftesicherung in Deutschland", meinte Deligöz.
Pläne für zehn Tage Urlaub nach der Geburt, auch für Väter
Das Familienministerium hat außerdem einen Gesetzentwurf vorgelegt, damit künftig auch der Partner oder die Partnerin für zwei Wochen nach der Geburt bezahlt freinehmen kann. Bislang musste dafür regulär Urlaub genommen werden oder die Mutter blieb allein. Mit der Familienstartzeit soll sich das ab dem nächsten Jahr ändern.
Einer besseren Berufsperspektive von Müttern mit kleinen Kindern steht aber ein großes Hindernis im Wege. Im ganzen Land gibt es nicht genügend Erzieherinnen und Erzieher. Eine Bertelsmann-Studie beziffert den Mangel auf 100.000. Das führt dazu, dass Betreuungszeiten verkürzt werden, Eltern große Mühe haben, überhaupt einen Platz zu finden und Kinder sogar ganz abgewiesen werden.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Berufstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern im Mittelfeld unter den Industriestaaten. An der Spitze liegen Slowenien, Schweden und Portugal, wo rund 80 Prozent dieser Frauen arbeiten, wie die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) herausgefunden hat. Generell hat die Berufstätigkeit von Müttern in den zurückliegenden Jahrzehnten deutlich zugenommen.