Es hätten fette Jahre für Rene Benko sein sollen: 2017 zog sein langjähriger Vertrauter Sebastian Kurz ins Wiener Kanzleramt ein, eigentlich ideale Voraussetzungen für den Milliardär und Immobilienmanager und seine Signa-Holding, weiter lukrativ im Geschäft zu bleiben. Der Investor der Traditionskette Galeria Karstadt Kaufhof konnte sich in der Kurz-Ära als reicher Wohltäter in Österreich inszenieren. Als Ende 2017 die österreichische Möbelkette Kika-Leiner unverschuldet in eine dramatische Schieflage geriet und tausende Arbeitsplätze in Gefahr waren, musste die Firma eine Top-Immobilie im Herzen Wiens mit tausenden Quadratmetern Verkaufsfläche veräußern. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde mit Benko ein Käufer gefunden.
Investor Benko: Ermittlungen in zahlreichen Korruptionsaffären
Inzwischen ist die Politik-Karriere von Kurz Geschichte. Jetzt sind, so scheint es, die goldenen Zeiten für den Tiroler Benko vorbei. Die Ermittlungen in zahlreichen Korruptionsaffären, die das System des österreichischen Ex-Wunderkanzlers erschüttern, bringen auch das Lebenswerk des erfolgsverwöhnten Investors ins Wanken und seine Praktiken in die Schlagzeilen. Benko gilt laut Wirtschaftsmagazin Trend noch als die Nummer sechs unter den 100 reichsten Österreichern. Zur Belastung wird für ihn aber, dass er Thomas Schmid eine gut dotierte Führungsposition in seiner SIGNA-Holding angeboten hat – und das im Gegenzug für eine wohlwollende Erledigung einer Steuer-Sache. Dieser Schmid soll aus dem Finanzministerium heraus seinem Freund Kurz den Aufstieg an die ÖVP und schließlich an die Regierungsspitze ermöglicht haben.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt nun gegen ihn und Benko wegen möglicher Bestechung, Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch. Schmid versucht mit seinen umfassenden Aussagen vor den Ermittlern, den Status eines Kronzeugen zu erlangen.
Auch in Deutschland sorgt der in zahllosen Immobilien-Projekten in Europa und den USA investierte Benko für Schlagzeilen – und das mit fragwürdigen Geschäftspraktiken. Wie die Bild berichtete, soll er bei seiner angeschlagenen Kette Galeria Karstadt Kaufhof ein bemerkenswertes Modell angewandt haben: Während der deutsche Staat rund 700 Millionen Euro an Hilfen an die Kette überwiesen hatte, soll Benko Immobilien des Konzerns an Investoren verkauft haben. Diese Verkaufsflächen sollen die Kaufhäuser dann um teures Geld zurück gemietet haben.
Der Aufschrei bei Galeria ist groß
Der Aufschrei ist groß. Benko sieht die Pandemie und den Ukraine-Krieg, nicht seine Mietkonstruktion, als Gründe für den Niedergang der Traditionskette an. Rund zwei Milliarden Euro Schulden wurden dem Konzern erlassen, dennoch verloren über 4000 Mitarbeiter ihre Jobs. Das Image des wohlwollenden Investors ist dahin. Wenig ist privat über den Milliardär bekannt. Medientermine scheut der 45-Jährige. Vor dem Abitur schmiss der junge Benko die Schule hin, stieg früh ins Immobiliengeschäft ein und machte schon mit 20 Jahren seine erste Schilling-Million. Mit der zweiten Ehefrau Nathalie hat Benko vier Kinder, ein weiteres aus erster Ehe.