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Karriereperspektiven nach der Ausbildung: Meister, Techniker, Studium - wie es nach der Lehre weitergeht

Lehrstellenoffensive

Ausbildung – und dann? Diese Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es

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    Meister, Techniker oder Fachwirt? Mit einer abgeschlossenen Ausbildung bieten sich jungen Fachkräften viele Möglichkeiten.
    Meister, Techniker oder Fachwirt? Mit einer abgeschlossenen Ausbildung bieten sich jungen Fachkräften viele Möglichkeiten. Foto: Andrea Warnecke, dpa

    Ein kleines Licht blinkt rhythmisch vor Johannes Michls Augen, immer im selben langsamen Takt hört man es zudem leise klacken. Der gelernte Mechatroniker schaut konzentriert auf die große Schaltplatte vor ihm. Tausende Kabel in verschiedenen Farben winden sich über und hinter die vielen kleinen Schalter, sogenannte Relais. Umgeben von einem sanften Geruch von Motoröl, der aus der großen Halle nebenan bis an seinen Arbeitsplatz zieht, verkabelt er die bunten Drähte vor ihm. Die

    Auf dem Bildschirm kann Johannes Michl später alle Parameter des Schiffsmotors einsehen. Zuvor musste alles verkabelt werden.
    Auf dem Bildschirm kann Johannes Michl später alle Parameter des Schiffsmotors einsehen. Zuvor musste alles verkabelt werden. Foto: Nadine Ballweg

    Für den 21-Jährigen war schon während der Ausbildung bei MAN Energy Solutions in Augsburg klar, dass es für ihn weitergehen soll, dass er sich mehr und tiefgründigeres Wissen aneignen möchte. "Ich habe die Weiterbildung angefangen, weil ich einfach für mich besser werden will", erklärt Michl mit ruhiger Stimme. Später kann er als Techniker "höherwertige Aufgaben" übernehmen und etwa als Serviceingenieur weltweit Geräte warten und instand halten. 

    Weiterbildungen bei der IHK und HWK

    Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer aus dem vergangenen Jahr zeigt, inwiefern sich eine höhere Berufsbildung auszahlen kann: 58 Prozent der 20.000 befragten Absolventinnen und Absolventen verdienen nach ihrer IHK-Fortbildungsprüfung mehr Geld als vorher. 57 Prozent von ihnen gaben an, nach der Weiterbildung einen größeren Verantwortungsbereich im Job zu haben.

    Ähnlich sieht es auch bei Handwerksberufen aus. Volker Zimmermann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben und zuständig für den Bildungsbereich, betont in einem Gespräch mit unserer Redaktion, dass man mit einer Ausbildung und entsprechenden Weiterbildungen alle Varianten des beruflichen Erfolgs erreichen könne. "Man kann sich immer in Schritten dem nächsten Ziel annähern", sagt er. So sei es etwa möglich, als Handwerksmeister oder als geprüfter Betriebswirt einen Betrieb zu leiten oder sich selbstständig zu machen. Mit dem Meister, Techniker oder Fachwirt in der Tasche stehen den weitergebildeten Fachkräften außerdem die Türen zu Hochschulen offen. "Man fällt auch nicht nach unten", betont Zimmermann, "selbst wenn man merkt, dass der Weg nichts für einen ist, hat man immer die Ausbildung in der Hinterhand."

    Aufstieg nach der Ausbildung: Diese Wege gibt es

    Die Fortbildungen zum Meister sind deutschlandweit einheitlich geregelt. Der Abschluss ist laut Deutschem Qualifikationsrahmen (DQR) dem Bachelor gleichgestellt.

    Die Weiterbildungen zum Techniker sind auf Länderebene geregelt, die Lehrgänge werden jeweils an kostenlosen Fachschulen angeboten. Abhängig davon, an welcher Einrichtung man den Abschluss macht, wird man "staatlich geprüfter" oder "geprüfter" Fachwirt. Auch der Techniker entspricht einem Bachelorabschluss.

    Diese Aufstiegsfortbildungen zum Fachwirt sind immer staatlich anerkannt und bundesweit gleich geregelt. Auch dieser Abschluss ist einem Bachelor gleichwertig. Ein Fachwirt folgt in der Regel im Anschluss an eine kaufmännische Ausbildung. 

    Wer eine Weiterbildung zum Betriebswirt absolviert, erreicht einen Abschluss, der dem Master gleichgestellt ist. Betriebswirtabschlüsse sind zum Teil landesrechtlich geregelt, zum Teil bundesrechtlich. Die Fortbildungen stehen nicht nur Personen mit kaufmännischen Berufsabschlüssen offen. Auch ein Handwerksmeister kann zum Beispiel noch einen Betriebswirt aufsatteln.

    Quelle: dpa/tmn

    Laut dem bayerischen Wissenschaftsministerium wird auch Fachkräften ohne Fortbildungen in der Regel mit drei Jahren Berufserfahrung ebenfalls ein sogenannter fachgebundener Hochschulzugang ermöglicht. Das bedeutet, dass die Arbeitskräfte Studiengänge in einem fachlich verwandten Bereich belegen können. Je nach Hochschule müssen individuelle Prüfungsverfahren im Vorfeld durchlaufen werden. 

    Unternehmen ziehen zusätzliche Vorteile aus weitergebildeten Fachkräften

    Bei MAN Energy Solutions lege man großen Wert darauf, Weiterbildungsinteressen ernst zu nehmen. Sabine Flemming, Personalleiterin am Standort Augsburg sagt dazu: "Die Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg unseres Unternehmens." In den Ausbildungsberufen machten die Fachkräfte von MAN Energy Solutions oftmals innerhalb der ersten fünf Jahre eine entsprechende Weiterbildung. Der Großteil beginne diese etwa zwei bis drei Jahre nach dem Ausbildungsabschluss. "Gerade im aktuellen Kampf um Fachkräfte ist es immens wichtig, nicht nur die richtigen Mitarbeitenden zu finden, sondern diese auch an das Unternehmen zu binden", fügt sie hinzu. Ihnen die entsprechenden Möglichkeiten zu bieten, sei hierbei ein entscheidendes Instrument.

    An einem Übungsschaltschrank kann Johannes Michl zusätzlich zu echten Aufträgen üben.
    An einem Übungsschaltschrank kann Johannes Michl zusätzlich zu echten Aufträgen üben. Foto: Nadine Ballweg

    Ob Technikerlehrling Michl eines Tages ein Studium anhängen möchte, wisse er bisher nicht. Denn dank seiner Fortbildung wäre das auch mit seinem Realschulabschluss möglich. Sein Fokus liege auf dem anstehenden Techniker. Dieser entspricht einem Bachelorabschluss. "Ich gehe jetzt schon ganz neue Wege, die ich mir ganz zu Beginn der Ausbildung im Traum nicht ausmalen konnte", gibt der 21-Jährige zu. Für die Arbeit um die Welt zu reisen, war für den heimatverbundenen Mann aus Wulfertshausen im Landkreis Aichach Friedberg bis vor Kurzem nicht denkbar. "Man ist viel auf sich allein gestellt und meistert Dinge für sich selbst." Doch mittlerweile freue er sich auf die neuen Herausforderungen und darauf, persönlich an ihnen zu wachsen. Mehr noch: "Ich kann mir mittlerweile nichts Besseres vorstellen." 

    Junge Mitarbeitende müssen spüren, dass sie Chancen haben

    Eine Weiterbildung ist laut Michl für jede Person empfehlenswert, die Herausforderungen nicht scheut und sich an den eigenen Erfolgen messen möchte. Carsten Oestreicher, Abteilungsleiter im Automationszentrum und damit Michls Vorgesetzter, sei früh klar gewesen, dass der Mechatroniker weiter gefordert und gefördert werden muss. Er sei sogar "prädestiniert" dazu gewesen, nach der Ausbildung weitergebildet zu werden. "So was spürt man einfach", sagt Oestreicher. Er tritt von hinten an seinen jungen Kollegen heran und klopft ihm stolz auf die Schulter. "Und wenn auch der junge Mitarbeiter selbst spürt, dass er im Betrieb weitere Chancen hat, dann ist das eine Symbiose." 

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