Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Jetzt wackeln sogar Werke bei Volkswagen.

Kommentar

Werkschließungen und Sparkurs: VW droht ein Orkan

Stefan Stahl
    • |
    • |
    VW steuert auf einen neuen Konflikt mit dem Betriebsrat zu: Um die Kosten zu senken, will der Konzern Werksschließungen und Entlassungen nicht mehr ausschließen.
    VW steuert auf einen neuen Konflikt mit dem Betriebsrat zu: Um die Kosten zu senken, will der Konzern Werksschließungen und Entlassungen nicht mehr ausschließen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Das ist für Volkswagen gefährlicher als der Diesel-Skandal: Der Auto-Riese steckt in einer Krise, der größten seit Anfang der 90er Jahre. Damals konnte unter VW-Legende Piëch eine Arbeitsplatz-Katastrophe durch die Einführung der Vier-Tage-Woche mit Gehaltseinbußen abgewendet werden.

    VW-Führung versucht IG Metall mürbe zu machen – das geht nicht auf

    Vielleicht müssen die Verantwortlichen in ihren Geschichtsbüchern nachlesen, wie sich eine so missliche Situation mit Solidarität zum Guten wenden lässt. Die Lage ist ernst, sonst wäre nicht aus Konzernkreisen zu hören, dass Tausende Arbeitsplätze bedroht sind und mindestens ein größeres Werk auf der Kippe steht. Die VW-Bosse bauen eine Drohkulisse auf, um die Betriebsratsvorsitzende Cavallo kompromissbereit zu stimmen. Diese Taktik funktioniert nicht. Die IG-Metallerin fühlt sich provoziert und kündigt Gegenwehr an.

    VW steuert auf einen heftigen Tarifkonflikt zu. Dass die Kernmarke schlecht dasteht, ist einem Bündel an Fehlern geschuldet: Volkswagen hat zu stark auf E-Mobilität gesetzt, überwiegend unattraktive Elektro-Modelle auf den Markt gebracht und wurde von der Bundesregierung ausgebremst, als die Förderung der Stromer-Autos überraschend früh auslief. Das Resultat ist ein Sturm, dem sich VW erwehren muss. Er könnte sich zu einem Orkan auswachsen.

    Diskutieren Sie mit
    8 Kommentare
    Wolfgang Boeldt

    Das Ergebnis NACH Steuern lag letztes Jahr bei knappen 18 Milliarden €. Das kann sich doch (sehr gut) sehen lassen. VW scheint zu stark auf E-Mobilität gesetzt zu haben (das passiert, wenn zu sehr auf die Politik vertraut). Wenn die Bremse rechtzeitig gezogen wird, und das scheint der Fall zu werden, ist das unternehmerisch natürlich richtig. Die Börse honorierts mit ca. +1,6% auf die Vorzüge.

    |
    Robert Miehle-Huang

    In China, dem wichtigsten Einzelmarkt von Volkswagen, wo VW dreimal so viele Autos verkauft wie in Deutschland, ist der Gewinn 2023 um 20 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. China setzt massiv auf E-Mobilität und den Chinesen sind die E-Autos von VW schlicht und ergreifend zu bieder und zu wenig innovativ. Die kaufen lieber von BYD. VW hat sich jetzt mit dem chinesischen E-Auto Start-Up Xpeng zusammengetan. Was der eigentliche Grund für das Börsenplus sein könnte…

    Maria Reichenauer

    VW hat zu spät auf die E-Mobilität gesetzt. Hätte man früher angefangen, E-Antriebe zu beforschen, wäre man heute in der Lage, Autos auf den Markt zu bringen, die auch kaufbar sind. Man hat sich auf die Merkel-Regierung verlassen, ein wenig an den Grenzwerten rumgeschraubt, im Notfall den Verbraucher betrogen und nun soll die Ampel-Regierung schuld sein. Wenn ein Auto nur bezahlbar ist, wenn es vom Staat ordentlich subventioniert wird, dann ist das keine reelle Geschäftsgrundlage.. Ich glaube, Herr Stahl, da bringen Sie etwas durcheinander.

    |
    Thomas Keller

    Eben, das Volk muss sich den Wagen leisten können, dann ist es ein Volkswagen.

    Franz Xanter

    Man sollte und muss als Unternehmen immer seine eigenen wirtschaftlichen Ziele verfolgen. Die Abhängigkeit bzw. Verbindung von VW zur deutschen Politik war und ist ein Fehler. Daraus entstehen dann solch unhaltbare Ankündigungen und teilweise Umsetzungen, wie z. B. das frühe Aus der Verbrennerfahrzeuge, gepaart mit dem Beginn von Maßnahmen zu dessen Ende. Und jetzt? Eigentor! Keine Alternative.

    Peter Zimmermann

    VW hatte ein massentaugliches e-Auto nur leider eingestellt nebst den Brüdern von Skoda und Seat das war der e-Up. Ich habe es selbst erlebt wie beim Händler viele den bestellen wollten was aber nicht mehr ging und durch die Masse wäre der günstiger geworden auch ohne Förderung. Ich wollte auch einen und musste dann aber auf den e-Twingo umsteigen nur leider mit kleinerer Batterie und weniger Reichweite zum gleichen Preis.

    Wolfgang Leonhard

    Die Vorstellung, einer der größten Automobilhersteller der Welt würde seine strategischen Unternehmensentscheidungen von deutscher Politik abhängig machen, ist naiv. VW hat zwei hausgemachte Probleme, nämlich die Abhängigkeit vom chinesischen Markt und das ungenügende Angebot bezahlbarer und massentauglicher Elektrofahrzeuge. Hätte die deutsche Politik die deutschen Hersteller nicht schon vor Jahren zum Umstieg auf E-Fahrzeuge gedrängt, sähe die Lage noch schlechter aus. Die E-Mobilität ist nämlich keine Schnappsidee der deutschen Grünen, sondern die Zukunft der Automobilindustrie weltweit. Nur wollten das die deutschen Hersteller zu lange nicht wahrhaben und sitzen nun in der von China aufgestellten Falle. Die Rechnung bezahlen die Beschäftigten.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden