Am Sonntagmittag war es nach langem Warten endlich so weit: Mehrfach verschoben konnte die Spectrum des bayerischen New-Space-Startups Isar Aerospace am Mittag auf dem Weltraumbahnhof im norwegischen Andoya starten. Um 12.30 Uhr hob die Trägerrakete - wie im Livestream zu sehen war - ab, flog nach Unternehmensangaben rund 30 Sekunden und stürzte dann ins Meer. Wie Isar Aerospace weiter mitteilte, hatte man den Flug nach einer halben Minute gestoppt.
Isaer-Aerospace-Geschäftsführer und Mitbegründer Daniel Metzler sieht den Test dennoch als gelungen an. Er wird in einer Mitteilung so zitiert: „Unser erster Testflug hat alle unsere Erwartungen erfüllt und war ein großer Erfolg. Wir hatten einen sauberen Start, 30 Sekunden Flugzeit und konnten sogar unser Flight Termination System validieren.“ Mit dem Testflug, so schreibt das Unternehmen weiter, habe man erfolgreich „wertvolle Daten und Erfahrungen für zukünftige Missionen sammeln“ können. Mit der „Spectrum #2“ und „#3“, die bereits in Produktion seien, bereite sich Isar Aerospace auf die nächsten Countdowns vor.
Der erste Start war wegen schwieriger Wetterbedingungen im Laufe der vergangenen Woche mehrfach verschoben worden. Nutzlasten hatte die „Spectrum“ auf ihrem kurzen Erstflug nicht an Bord. Als Ziel war im Vorfeld ausgegeben worden, „so viele Daten und Erfahrungen wie möglich zu sammeln.“ Mit dem Erstflug macht Isar Aerospace einen nächsten Schritt. Im September 2020 hatte man den langen Weg zum Erststart in einer Gewerbegebietshalle vor München die Produktion begonnen. In Anwesenheit von Ministerpräsident Markus Söder hatte es geheißen: Von Ottobrunn in den Orbit.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gratuliert
Am Nachmittag gratulierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Er sagte: „Heute ist ein wichtiger Tag für die deutsche und europäische Raumfahrt. Mit dem Erststart hat Deutschland eindrucksvoll bewiesen, dass es ein wichtiger Standort für die Entwicklung innovativer Raumfahrttechnologien ist.“ Er freue sich auf die nächsten Schritte des Unternehmens und sagte weiter: „Der ungehinderte Zugang zum Weltraum ist strategisch entscheidend – nur wer ins All gelangt, kann es auch nutzen. Satelliten ermöglichen Navigation, Kommunikation und Erdbeobachtung, sie helfen beim Klimaschutz, bei der Krisenbewältigung und stärken unsere wirtschaftliche und technologische Souveränität.“ Isar Aerospace biete eine zukunftsfähige Träger-Alternative aus Deutschland und sei ein starker Bewerber in der European Launcher Challenge der ESA. Habeck: „Dieser Tag markiert einen Meilenstein für unsere Wettbewerbsfähigkeit in der Raumfahrt und ist ein Beweis für unternehmerischen Mut Made in Germany“. Isar Aerospace könne und werde einen „entscheidenden Beitrag dazu leisten, Europas unabhängigen Zugang zum Weltraum zu sichern“.
Isar Aerospace konkurriert unter anderem mit der Augsburger Rocket Factory. Die Augsburger hatten bereits im vergangenen August ihren ersten Testflug versucht. Die RFA One startete damals vom SaxaVord Spaceport auf der Insel Unst im äußersten Norden der Shetlandinseln, ging aber in Flammen auf. „Im Verlauf des Tests“, so erklärte es ein RFA-Sprecher, war es „zu einem Sauerstofffeuer in der Turbopumpe eines Helix-Triebwerks gekommen.“ Dieses habe sich ausgebreitet und war mit den vorhandenen Löschsystemen nicht mehr zu kontrollieren gewesen. In der Konsequenz verlor man die Erststufe. Der Startplatz blieb nahezu unbeschädigt, verletzt wurde niemand. Die Augsburger arbeiten seither mit Hochdruck daran, den nächsten Startversuch anzugehen. Der soll noch dieses Jahr sein.
Vorläufige Bilanz des Rennens der beiden Unternehmen: Bis der erste bayische Microlauncher im Orbit ankommt, wird es wohl noch etwas dauern.

Lernen wir es in Deutschland eigentlich nie? Vor ein paar Tagen habe ich im Rahmen der Energiegespräche ein Gespräch zwischen Frank R. Schilling und Eduard Heindl gehört. Eine der Aussagen war, dass sogar die großen Erdölkonzerne in den arabischen Staaten gemeinsam Bohrungen durchführen, zwecks Erfahrungsaustausch und Kostenreduzierung im komplexen und kostenintensiven Geothermiebereich. Bei uns dagegen konkurrieren z.B. Isar Aerospace und Augsburger Rocket Factory, wer die "Nase vorn haben könnte". Im Mai 2009 hatte ich vor mittelständischen Unternehmern in Bayreuth einen Vortrag zum Thema "Chancen für Synergien und Kooperationen im Mittelstand" gehalten. Dabei wurde von mir darauf hingewiesen, dass man über den Tellerrand blicken müsse (Global Thinking), da Deutschland damals nur ca. 1,2 % der Weltbevölkerung stellte (inzwischen nur noch 1,04%) und es u.a. auch deswegen Sinn macht, trotz internem Wettbewerb mehr zusammenzuarbeiten, um konkurrenzfähiger zu werden.
Sehe ich aehnlich. Was im Artikel nicht drin steht: 1. Warum braucht man neben der europaeischen Ariane noch eine weitere ? 2. Welche oeffentlichen Gelder sind da reingeflossen ? Nur bayerische oder auch bundesdeutsche ? Jedenfalls hat die NATO invetsiert. Zu welchem Zweck ? Einen Absturz Erfolg zu nennen kommt mir vor wie ein Fussballtrainer, der einen Erfolg darin sieht, dass seine Spieler eine volle Halbzeit durchgehalten haen.
Könnte natürlich daran liegen das es nicht wirtschaftlich ist mit der Ariane, die mehrere Tonnen Nutzlast transportieren kann und ensprechen teuer und aufwendig zu bauen ist, kleine und mittlere Satelliten bis zu einer Tonne in den Orbit zu transportieren. Dafür ist eine Rakete wie die von Isar Aerospace, Rocket Factory oder HyImpulse besser geeignet und billiger. Sicher, es werden noch ein paar Startversuche nicht klappen und die dabei entstehenden Daten wertvolle Erkenntnisse liefern aber auch bei SpaceX klappte es bei Falcon 1 auch erst beim vierten Start
Dass die Ariane vielleicht zu gross ist, habe ich schon gedacht. Aber bei dem Unternehmen ist doch viel Erfahrung und KnowHow vorhanden, so dass es wahrscheinlich wirtschaftlicher waere, wenn man sich dort um eine kleinere Rakete kuemmert als ein komplett neues Startup auf die Beine zu stellen.
Hat Deutschland je (aus) irgendetwas gelernt? Synergien nutzen, Kooperationen bilden und kreatives Zusammenwirken an jeder nur denkbaren Stelle ist ab jetzt ohnehin Goldstandard. Wir haben so viel Potenzial, wir könnten vielfach Wertschöpfung betreiben - aber nur gemeinsam! Wenn Deutschland -als ewiger Spätzünder und Bedenkenträger- sich weiterhin so unbeweglich und unklug verhält, wünsche ich eine "Gute Nacht". Die neue Zeit kommt: so oder so.
Die Kommentarschreiber haben offensichtlich weder eine Ahnung davon, worum es bei Isar Aerospace geht, noch davon, was das Ziel dieses ersten Starts war.
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