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Interview
19.01.2024

Kammer-Chef Rauch: "Einen Handwerkeraufstand wird es nicht geben"

"Wir haben im Land eine Vollkasko-Mentalität entwickelt", kritisiert Schwabens Handwerkskammer-Präsident Hans-Peter Rauch.
Foto: Ulrich Wagner

Das Handwerk leidet unter Bürokratie und dem Hin und Her der Ampel, sagt Schwabens Handwerkskammer-Präsident Hans-Peter Rauch. Er warnt aber vor Anarchie auf der Straße.

Herr Rauch, die Bauern gewinnen mit ihren Protesten große Aufmerksamkeit. Die Pläne für eine Kfz-Steuer auf Traktoren sind zurückgenommen worden. Gerät man hier als Handwerker nicht manchmal in Versuchung, auch seinen Unmut zu äußern?

Hans-Peter Rauch: Eines haben wir in jedenfalls mit der Landwirtschaft gemeinsam: Auch wir ersticken in der Bürokratie. Das Bedürfnis, Missstände zu äußern, gewinnt immer mehr an Dynamik. Aber einen Handwerkeraufstand wird es in der Form nicht geben. Das Motto kann doch nicht sein: "Wer am lautesten schreit, setzt sich durch." Dann hätten wir Anarchie. Wir kämpfen auf politischem Weg im pausenlosen Dialog für unsere Belange. 

Was bedeutet es denn konkret, dass die Bürokratie im Handwerk zunimmt? Können Sie ein Beispiel nennen?

Rauch: Jedes Gesetz, jede Vorschrift ist anfangs gut gemeint. Die Probleme entstehen in der Umsetzung und vor allem in der Kontrolle. Lassen Sie mich ein Beispiel aus dem Lebensmittelbereich nennen. Mein Betrieb, eine Metzgerei, hat 15 Mitarbeiter und muss viele Vorschriften einhalten. Wenn dann an einem Tag eine Armada von fünf Kontrolleuren kommt, legt dies den ganzen Betrieb für einen halben Tag lahm. Und unsere Betriebe haben es mit mehreren Behörden zu tun, die kontrollieren. Das Gesundheitsamt, das Landratsamt, die Regierung von Schwaben, die Berufsgenossenschaft und viele andere.

Aber wenn es dann in Ordnung ist, ist doch alles gut, oder?  

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Rauch: Leider nicht. Manchmal scheint es mir, als gehe es bei den Kontrollen darum, immer einen Fehler zu finden. Es kann passieren, dass beim ersten Besuch kritisiert wird, dass die Schriftgröße der Zusatzstoff-Liste an der Theke nicht groß genug ist. Ist das ausgebessert, wird beim nächsten Besuch eben kritisiert, dass die Toilettentür geschlossen sein muss, nicht nur angelehnt. Und jedes Mal wird ein Bericht erstellt. Es nervt. Wir haben im Land eine Vollkasko-Mentalität entwickelt. Keiner will Verantwortung übernehmen, keiner will schuld sein. Deshalb wird alles bis ins kleinste Detail geregelt. Ich wünsche mir hier mehr Eigenverantwortung, ein viel größeres Miteinander von Politik, Behörden und Betrieben. Es muss mehr Vertrauen in unternehmerisches Handeln geben.

Die Ampel-Regierung im Bund war mit Vorschusslorbeeren gestartet, viele erhofften sich einen Aufbruch im Land. Jetzt ist die Enttäuschung enorm. Geben Sie im Handwerk der Ampel noch eine Chance?

Rauch: Dass die Ampel-Koalition im Bund ihre eigenen Entscheidungen wie zur Kfz-Steuer in der Landwirtschaft zurücknehmen muss, zeichnet doch ein ausreichendes Bild, wie es um die Regierung steht. Es herrscht ein Hauen und Stechen, da jede Partei nur für ihre Ideologie eintritt. Stellen Sie sich eine Firma mit drei Chefs vor, von denen jeder ein anderes Ziel hat. Ich denke nicht, dass diese Firma zweieinhalb Jahre überleben würde. Die Menschen haben kein Vertrauen mehr, dass der Staat ihre Probleme lösen kann. Die fatale Folge ist, dass wir inzwischen nicht nur eine Politikverdrossenheit wie früher erleben, sondern eine regelrechte Staatsverdrossenheit. Ein Minister war bisher eine Respektsperson. Wenn nun Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck an einer Fähre angegriffen wird, ist aller Respekt verloren gegangen. 

Fährt man über Land, kommt man immer wieder in Orte, in denen eine Bäckerei schließt. In den Städten machen Metzgereien zu. Wie dramatisch ist die Entwicklung?

Rauch: Bei den Bäckereien ist die Zahl der Betriebe in den letzten zehn Jahren bis Ende 2023 von 395 auf 288 gesunken. Allerdings gab es hier den Trend zur Filialisierung. Eine Bäckerei schließt, die andere wird dafür größer und macht Filialen auf. Die Zahl der Metzgereien hat von 491 auf 419 abgenommen. Hier haben alle Betriebe - ob groß oder klein - die gleichen Probleme: steigende Kosten und fehlendes Personal. Es droht eine Spirale: Wenn die Zahl der Betriebe abnimmt, nimmt auch die Zahl der Auszubildenden ab. Und wir geben heute allen jungen Leuten eine Chance, die sich für den Beruf interessieren! 

Häufig heißt es, Betriebe finden keinen Nachfolger. Wie groß ist das Problem im Handwerk?

Rauch: Von unseren 30.000 schwäbischen Handwerksbetrieben ist bei 5000 bis 6000 der Eigentümer über 60 Jahre alt. Angesichts der Bürokratie und steigender Kosten fragen sich viele Väter: "Bürde ich meinen Kindern das auf?" Findet man aber keinen Nachfolger, müssen am Ende auch funktionierende Betriebe schließen. Diese Betriebe kommen nie wieder zurück! 

Wie könnte man diesen Branchen helfen? Was würden Sie sich hier von der Landesregierung wünschen?

Rauch: Es muss eine neue Aufbruchstimmung entstehen, damit junge Leute bereit sind, ein Unternehmen zu übernehmen. Wir brauchen ein Förderprogramm, das junge Handwerker zur Nachfolge oder zur Existenzgründung ermutigt. Wer heute eine Metzgerei gründen will, bekommt dafür gar nicht das Geld von der Bank. 

Ein großes Thema im Handwerk war vergangenes Jahr das Heizungsgesetz. Wie haben Sie es im Handwerk erlebt?

Rauch: Die Debatte um das Heizungsgesetz hat - so absurd es klingt - viele Aufträge gebracht. Die Sanitär-, Heizungs- und Klimaberufe konnten sich vor Anfragen nicht retten. Dem Klima hat man aber einen Bärendienst erwiesen: Die Menschen wollten vor allem ihr bisheriges Heizungssystem erneuern, bevor die neuen Klimaschutzauflagen in Kraft treten. Wir haben noch nie so viele Öl- und Gasheizungen eingebaut wie vergangenes Jahr. Nach dem Motto: "Ich baue noch schnell einen Kessel ein, dann habe ich für 20 Jahre Ruhe." Das ist ein Wahnsinn. Das Heizungsgesetz war dilettantisch gemacht. Man hat die Menschen maßlos verunsichert. 

Nach den starken Protesten sieht der Kompromiss jetzt vor, dass die Kommunen erst eine Wärmeplanung machen, bevor die Regel in Kraft tritt, dass neue Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Das klingt doch nach einer fairen Lösung, oder?

Rauch: Im Gegenteil. Wir verlieren jetzt 6 bis 8 Jahre. Denn bis die Kommunen ihre Wärmeplanung erstellt haben, passiert erst mal gar nichts. Jetzt investiert keiner, der Markt geht in den Keller. Langfristig wird der Klimaschutz natürlich ein riesiges Konjunkturprogramm für das Handwerk sein, schließlich müssen im Land Millionen Heizungen erneuert und Häuser gedämmt werden. 

Dramatisches hört man derzeit aus der Bauwirtschaft. Wie sieht der Lage aus?

Rauch: Nach zehn Jahren brummender Baukonjunktur ist der private Hausbau abrupt eingebrochen. Familien, die bauen wollten, geben Bauplätze zurück, weil die Zinsen und die Kosten zu hoch sind. Aber auch die Kommunen, die Schulen oder Kindergärten errichten und für rund ein Viertel der Aufträge stehen, sparen. Im Hochbau ist die Lage deshalb dramatisch, der Ausbaubereich mit Bädern oder Böden folgt zeitverzögert. In der Sanierung läuft es noch. Inzwischen haben sich aber bei uns auf der Veranstaltung 160 Betriebe über Kurzarbeit informiert. Und Betriebe, die einmal weg sind, kommen nicht wieder. Der Bau leidet, weil sich private Bauherren nicht mehr trauen, Firmen Investitionen zurückhalten und der Staat auf seine Schuldenbremse pocht

Die Schuldenbremse ist für Sie nicht das Maß aller Dinge?

Rauch: Wenn der Staat mit aller Macht die Schuldenbremse einhält, deshalb aber die Konjunktur abwürgt, dann kommen auch keine neuen Steuern mehr herein. So ist nichts gewonnen. Investitionen in die Infrastruktur sollten von der Schuldenbremse ausgenommen werden. Es muss in die Zukunft investiert werden können. 

Was könnte man für den Bau noch tun, Wohnungen werden ja benötigt?

Rauch: Wir brauchen eine stärkere und intensivere Förderung. Beispielsweise mehr Mittel für das Programm für den klimafreundlichen Neubau, bei dem ja im Dezember des vergangenen Jahres das Geld ausgegangen war, oder eine Erhöhung des Baukindergelds. Günstige Kredite müssen hochgefahren werden. Aber auch durch schnelle Genehmigungsverfahren ließe sich viel bewegen. Hier müssen Anforderungen und Vorschriften vereinfacht und vor allem vereinheitlicht werden. Es kann nicht sein, dass es in einem Landkreis diese und jene Vorschriften gibt und im Landkreis nebenan wieder andere. Zudem machen wir das Bauen durch hohe Standards selbst teuer, zum Beispiel den sehr aufwendigen Effizienzhausstandard 40. 

Ein anderes Thema: Die Lokführer und viele andere Berufsgruppen setzen sich für höhere Löhne und mehr Freizeit ein. Für junge Leute ist dies selbstverständlich. Wie sehen Sie diese Forderungen nach einer größeren Work-Life-Balance im Handwerk?

Rauch: Natürlich spüren auch wir den Druck zur Work-Life-Balance. Ich habe aber auch den Eindruck, dass wir verlernt haben, dass man nur mit Leistung etwas erreichen kann. Nur weniger zu arbeiten und mehr zu verdienen, das geht nicht. Ich halte auch die Vier-Tage-Woche für falsch. 

Weshalb das?

Rauch: Ganz einfach, mit einer Vier-Tage-Woche hat man einen Tag weniger, um zu produzieren. Eine Metzgerei, die nur von Montag bis Donnerstag produziert, hat am Freitag keine ganz frische Ware mehr. Geht am Freitag eine Heizung kaputt, kann der Handwerker doch nicht sagen. "Entschuldigung, ich kann nicht kommen, ich habe eine Vier-Tage-Woche." Das Handwerk hat jeden Tag Kunden. Es ist wichtig, dass wir erreichbar sind. 

Zur Person: Hans-Peter Rauch, 61, ist Präsident der Handwerkskammer für Schwaben. Er ist Inhaber der Metzgerei Rauch GmbH in Waltenhofen/Hegge im Allgäu. 

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