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Interview : Annika Preil: „An eine Vogelspinne auf der Hand gewöhne ich mich nie“

Interview

Annika Preil: „An eine Vogelspinne auf der Hand gewöhne ich mich nie“

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    „Dass sich Kinder für Tiere begeistern, ist der erste Schritt zu einem größeren Schutz der Natur“, sagt Moderatorin Annika Preil, die seit zehn Jahren „Anna und die wilden Tiere“ dreht.
    „Dass sich Kinder für Tiere begeistern, ist der erste Schritt zu einem größeren Schutz der Natur“, sagt Moderatorin Annika Preil, die seit zehn Jahren „Anna und die wilden Tiere“ dreht. Foto: Saskia Preil

    Liebe Frau Preil, wer Kinder hat, kennt Sie aus dem Fernsehen aus der Sendung „Anna und die wilden Tiere“. Unter den Eltern und Großeltern haben Sie genauso viele Fans. In der Sendung hat man Sie schon zusammen mit Hunden und Pferden, aber auch mit Geparden, Gürteltieren und exotischen Fröschen gesehen. Gibt es eine Sendung, die Ihnen besonders in Erinnerung ist?
    ANNIKA PREIL : Ich habe alle Sendungen gerne gemacht. Jede Sendung, jeder Dreh ist für sich aufregend. Einige Erlebnisse sind mir allerdings wirklich stark in Erinnerung geblieben. Besonders eindrucksvoll war es zum Beispiel, in Südafrika Nashörnern bei den Dreharbeiten so nah kommen zu können und zu dürfen. Ich habe daran aber auch traurige Erinnerungen.

    Was war dabei traurig?
    PREIL : In Südafrika gibt es zum Beispiel noch immer das Problem, dass Nashörner von Wilderern gejagt werden, um an das Horn zu kommen. Die Tiere werden deshalb enthornt, um für Wilderer nicht mehr attraktiv zu sein. Es ist so traurig, dass man den Nashörnern erst ihr Horn nehmen muss, um sie zu schützen. Noch eine Folge ist mir in besonderer Erinnerung…

    Welches Erlebnis war das?
    PREIL : In Uganda haben wir in freier Natur filmen können, wie dort die Berggorillas leben. Diesen eindrucksvollen Tieren so nah kommen zu können, war einfach großartig. Die Tiere haben eine große Ruhe ausgestrahlt. Es hat mich sehr berührt, weil es leider nur noch sehr wenige Berggorillas gibt - und einigen dieser wenigen Tiere dann so nahe kommen zu dürfen, das war schon sehr besonders.

    Wie haben die Gorillas sich verhalten, wenn plötzlich Menschen kommen und drehen?
    PREIL : Die Gorillas haben viel gefuttert, geschlafen, gespielt. Ein Silberrücken – ein erfahrenes älteres Tier – hat uns aber auch eine Standpauke gehalten, als uns ein Jungtier zu nahe gekommen ist.

    Eine Standpauke?
    PREIL : Ja, er hat mit der Pranke nach uns geschlagen und ordentlich gebrüllt. Da dachte ich kurz, das war‘s jetzt. Wir haben uns aber zurückgezogen und alle konnten sich beruhigen.

    DIE SENDUNG „ANNA UND DIE WILDEN TIERE“ LIEGT IHNEN SEHR AM HERZEN. WIE SIND SIE DENN DAZU GEKOMMEN?:
    PREIL : Ich schauspiele seit ich zwei Jahre alt bin. Ab 2011 habe ich in der fiktiven Kinderserie „Fluch des Falken“ für den Bayerischen Rundfunk mitgewirkt. Der BR hat für „Paula und die wilden Tiere“ eine Nachfolgerin gesucht und ist durch die Serie auf mich aufmerksam geworden. Sie haben mich zum Casting eingeladen. Für mich war schnell klar: „Diesen Job willst Du unbedingt“. Das Casting hat zusammen mit Dromedaren stattgefunden. Die erste Folge von „Anna und die wilden Tiere“ ist dann 2014 entstanden. Seither sind nun schon zehn Jahre vergangen – und es geht natürlich weiter.

    Stehen weitere Folgen an?
    PREIL : Ja, es gibt ja noch so viele Tiere zu entdecken!

    In einer Folge hat Sie einmal eine Giraffe mit ihrer blauen Zunge abgeschleckt. Manchmal muss man auch hart im Nehmen sein, oder?
    PREIL : Bei den Dreharbeiten gibt es immer wieder Überraschungen und Momente, in denen einem angst und bange wird. Man weiß nie, wie Tiere reagieren, wenn ein ganzes Kamerateam auf sie zukommt inklusive eines Tontechnikers mit einer Mikrofonangel. Man darf den Kindern aber auch vermitteln, dass einem als Reporterin manche Dinge unheimlich sind.

    Was ist Ihnen unheimlich?
    PREIL : Bei Schlangen und Spinnen bekomme ich Schweißausbrüche. Ich habe schon des Öfteren eine Vogelspinne auf die Hand nehmen müssen, aber daran gewöhnt habe ich mich nie.

    Und ich kann mich an eine andere Folge erinnern, in der Sie der Frage nachgegangen sind, warum ein Wombat Würfel kackt. Geschnuppert wurde daran auch...
    PREIL: : Ja, der Kontakt mit der Tierkacke kostet manchmal Überwindung. Aber inklusive Anfassen machen wir dies nur bei Pflanzenfressern. Bei Fleischfressern stinkt die Kacke manchmal wirklich sehr schlimm. Großkatzenkacke ist beispielsweise besonders übel (lacht). Die Wombat-Kacke roch übrigens ganz angenehm, nach Kräutern.

    Haben Sie selbst ein Haustier?
    PREIL : Ich hatte einen Labrador, der aber leider vor zwei Jahren gestorben ist. Ein neues Haustier habe ich derzeit aus Zeitgründen nicht.

    Sie heißen Annika, die Serie aber „Anna und die wilden Tiere“ – warum eigentlich?
    PREIL : Das hat einen lustigen, aber einfachen Grund: „Annika“ hätte nicht so gut zur Titelmelodie von „Anna und die wilden Tiere“ gepasst.

    Wie fühlt es sich an, wenn einen das halbe Land als Anna statt als Annika kennt?
    PREIL: Man gewöhnt sich dran Anna genannt zu werden. Es ist in Ordnung, wenn mich die Kinder als Anna kennen. Privat bin ich aber natürlich immer noch Annika (schmunzelt).

    Man muss es erst einmal schaffen, mit einer Sendung wie „Anna und die wilden Tiere“ seit über zehn Jahren Erfolg zu haben. Was denken Sie, worin liegt die Faszination für Kinder?
    PREIL : Kinder haben von sich aus ein großes Interesse an der Natur. Ich hoffe, dass unsere Sendung dazu beiträgt, den Kindern die Natur ein Stück näherzubringen und den Wissensdurst zu wecken. Die Natur braucht den Schutz durch den Menschen, wir Menschen müssen stärker Rücksicht auf die Natur und die Tierwelt nehmen. Dass sich Kinder für Tiere begeistern, ist der erste Schritt zu einem größeren Schutz der Natur. Durch unsere Kamera sind die Kinder nah mit dabei.

    Unsere Zeit wird immer digitaler, viele Kinder wachsen mit Playstation und Smartphone auf. Lassen sich die Kinder für reale Erlebnisse noch begeistern?
    PREIL : Ich denke, Digitales und Nicht-Digitales schließen sich nicht aus und sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Kinder lernen aber leichter, wenn sie sich für etwas begeistern, wenn Gefühle hervorgerufen werden, wenn emotionale Erlebnisse stattfinden. Kindern schauen gerne Tieren zu. Dann dauert es nicht lange, bis Fragen gestellt werden: Was ist das schnellste Tier? Was ist das größte Tier?

    In den nächsten Tagen sind Sie auch auf dem „Rocketeer Kids Festival“ in Augsburg zu Gast. Gibt es bestimmte Pläne, was Sie zeigen wollen?
    PREIL : Die Zukunft mit ihren Innovationen macht vielen Erwachsenen und Kindern Angst. Ich finde es toll, dass man einmal nicht nur danach fragt, welche Gefahren die Zukunft bringt, sondern auch, welche Chancen neue Techniken uns bieten. Auf dem Festival wollen wir zeigen, wie ein Dreh bei den „Wilden Tieren“ aussieht. Es wird Workshops geben, alles soll sehr spielerisch sein und Spaß machen.

    Sie haben Grundschullehramt studiert. Wie passt dies denn mit der Arbeit als Schauspielerin und Reporterin zusammen?
    PREIL : Ich habe schon als kleines Kind vor der Kamera gestanden, dies war mein Traumberuf. Dabei ist aber auch immer die Angst mitgeschwungen, keine Aufträge und kein Geld zu bekommen. Deshalb habe ich mich erstmal für eine „Absicherung“ entschieden, falls es mit der Schauspielerei nicht gut laufen sollte. Kinder haben mich schon immer begeistert, deswegen Grundschullehramt. Ich habe das Erste Staatsexamen, bin dann aber Vollzeit in das Filmgeschäft eingestiegen. Das Pädagogikstudium hilft mir aber sehr bei der Wissensaufbereitung für die Folgen.

    Ihr erster Auftritt als Kind war in der Serie „Zwei Münchner in Hamburg“ mit Uschi Glas und Elmar Wepper. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit und wie waren die beidem berühmten Schauspieler?
    PREIL : Ich war damals ja erst zwei Jahre alt. In dem Alter hat man noch kein großes Gefühl für Prominenz, Uschi Glas und Elmar Wepper waren für mich zwei Menschen wie alle anderen auch. Sie sind ganz toll zu mir gewesen und wir hatten eine super Zeit miteinander. Das Schauspielen war eher ein Mutter-Kinder-Spiel. Es heißt, dass sich Menschen erst an Erlebnisse ab dem dritten Lebensjahr richtig erinnern können. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Folgen im Nachhinein gesehen habe, aber mir sind die Dreharbeiten in Hamburg als tolle Zeit in Erinnerung.

    Neben „Anna und wilden Tiere“ sind Sie auch als Schauspielerin aktiv, dies ist vielen Zuschauerinnen und Zuschauern sicher nicht bewusst. Was macht Ihnen mehr Freude?
    PREIL : Schauspiel und Moderation sind unterschiedliche Dinge. Ich finde die Mischung schön und möchte beides nicht missen. Zuletzt habe ich im Spielfilm „Hundswut“ mitgespielt, der sich um einen grausamen Mord dreht, der 1932 in einem bayerischen Dorf stattfindet. Dabei waren wunderbare Schauspielerinnen und Schauspieler wie Christine Neubauer, Max Schmidt und Heio von Stetten. Der Film ist mit einem kleinen Budget ohne die Unterstützung von TV-Sendern oder Streaming-Diensten entstanden. Jeder, der dabei war, hatte also richtig Lust auf das Projekt und war mit viel Herzblut dabei - das hat uns zusammengeschweißt.

    Sie wohnen in München, sind aber in Landsberg am Lech aufgewachsen. Was bedeutet die Stadt für Sie?
    PREIL: Landsberg ist für mich Heimat. Es ist eine schöne, kleine Stadt mit viel Charme. Die Altstadt ist wunderschön, man kann es sich dort gutgehen lassen. Und wenn ich zurückkommen, treffe ich viele bekannte Gesichter.

    Was macht Ihnen in der Freizeit Spaß?
    PREIL : Zurzeit bin ich viel unterwegs und drehe. Ich bin aber gern in der Natur. Ich liebe die Berge, bin gerne am See und mache Stand-Up-Paddling. Und ich koche auch sehr gerne…

    Heimatküche oder lieber italienisch oder indisch?
    PREIL : Sowohl als auch - worauf ich Lust habe. Manches habe ich auch auf Instagram festgehalten, zum Beispiel gesunde schnelle Snacks, leckere einfache Bowls aber auch Nudeln mit einer „falschen Käsesoße“ aus Blumenkohl.

    Was gibt es heute?
    PREIL : Heute ist Kochpause. Ich bin zum Geburtstag eingeladen und freue mich auf den Biergarten.

    Zur Person

    Annika Preil wurde 1990 in Dachau geboren, ging zeitweise in Landsberg am Lech zur Schule und lebt heute in einer WG mit ihren Eltern und Geschwistern in Unterschleißheim bei München. Sie stand in mehreren Serien vor der Kamera, unter anderem „Zwei Münchner in Hamburg“ (1992), „Marienhof“ (2009 – 2010), „Fluch des Falken“ (2011 - 2015) und in der Sendung „Anna und die wilden Tiere“ (seit 2014). Dazu kommen Kinofilme wie „Willi und die Wunderkröte“ (2022) und „Hundswut“ (2024).

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