1. Gefährdungslage kennen
Die Gefahr durch Hochwasser steigt, auch an Orten, die erfahrungsgemäß bislang kaum von Hochwasser betroffen waren. Das liegt auch daran, dass extreme Wetterereignisse wie Starkregen zunehmen, die nur schwer vorhersehbar sind. In der Folge können sogar kleinste Bäche zu reißenden Strömen werden, warnt das Hochwasser-Kompetenz-Centrum (HKC), ein gemeinnütziger Zusammenschluss von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Immobilieneigentümern.
Um die grundsätzliche Gefahrenlage auf dem eigenen Grundstück zu kennen, lohnt ein Blick auf die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten des Bayerischen Landesamts für Umwelt im Internet. Die Hochwassergefahr steht dabei für die reale Überflutungswahrscheinlichkeit, ausgehend von gewissen Wassermengen. Das Hochwasserrisiko setzt die möglichen Schäden in Bezug zur Wahrscheinlichkeit eines Hochwasserereignisses.
2. Individuelle Lage analysieren
Das HKC bietet mit dem Hochwasser-Pass einen kostenlosen Schnellcheck der eigenen Immobilie an. Welche Maßnahmen zur Absicherung infrage kommen, muss immer individuell und nach Absprache mit Expertinnen und Experten entschieden werden. Wichtig ist aber ganz grundsätzlich: Der Blick muss sich immer auf Haus und Grundstück als Gesamtes richten. So ist es bei Hochwasser und Überflutungen etwa immer problematisch, wenn das Gelände in Richtung des Hauses abfällt. Gibt es nur eine Schwachstelle, wird das Wasser einen Weg finden und alle anderen Maßnahmen sind wirkungslos.
Oft sind die optimalen baulichen Maßnahmen zwar theoretisch möglich, wirtschaftlich aber nicht sinnvoll. Es lohnt sich also darüber nachzudenken, ob nicht die Gebäudenutzung an die Hochwassergefahr angepasst werden kann. Manchmal kann es günstiger sein, eindringendem Wasser nachzugeben, als zu versuchen, das Eindringen zu verhindern. In diesem Fall werden Wohnräume in obere Etagen verlegt, ebenso Heizungsanlagen, Strom- und Wasserversorgung.
3. Eindringen des Grundwassers verhindern
Wenn der Boden unter dem Haus wasserdurchlässig ist (Sand, Kies), steigt bei Hochwasserereignissen kurzfristig auch der Grundwasserspiegel. Dadurch kann es zum Aufschwimmen des Hauses kommen, wodurch das Gebäude seine Standfestigkeit verliert. Außerdem können Bodenplatte oder je nach Wasserstand auch die Seitenwände brechen. Sind Kellerwände und -platte nicht ausreichend dicht, gelangt das Wasser ins Haus. Daher muss das Kellerfundament ausreichend dimensioniert und verankert sein.
Für die Abdichtung gelten die sogenannte weiße Wanne (Außenwände und Bodenplatte als geschlossene Wanne aus wasserdichtem Beton) oder die schwarze Wanne (Abdichtung mit Bitumen- oder Kunststoffdichtungsbahnen) als Stand der Technik. Diese Abdichtungen kann man zwar nachrüsten, aber das ist kompliziert und teuer. Wichtig ist auch, dass alle Hausanschlüsse wasserfest abgedichtet sind. Das Risiko eindringenden Grundwassers wird auch von einer Elementarschadenversicherung nicht abgedeckt.
4. Heizung und Haustechnik absichern
Wenn trotz aller Schutzmaßnahmen Wasser im Keller steht, hat vor allem die Ölheizung großes Schadenspotenzial. Ölheizungen in festgesetzten Überschwemmungsgebieten neu einzubauen, ist grundsätzlich verboten, für bestehende gilt die Pflicht, sie nach den "allgemein anerkannten Regeln der Technik" hochwassersicher zu machen. Tanks aus Stahl müssen das sogenannte "Ü-Zeichen" tragen, Kunststofftanks über eine Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik verfügen. Die Tanks müssen ausreichend gegen Aufschwimmen und Umkippen gesichert sein, Anschlussleitungen müssen absperrbar und so ausgeführt sein, dass sie nicht unkontrolliert abreißen können. Zudem müssen die Entlüftungsleitungen über den zu erwartenden Hochwasserstand geführt sein. Im Zweifelsfall kann ein Fachbetrieb hier beraten.
Holzpellets sind in Fertigbehältern besser geschützt als in einer offenen Lagerung. Nasse Pellets müssen – möglichst vor der Wiedererhärtung – entsorgt werden. Wärmepumpen die an der Außenseite von Häusern stehen, sollten ausreichend hoch installiert werden. Auch für elektrische Installationen gilt: Höher ist besser. Verteilerkästen sind in den Obergeschossen sicherer aufgehoben, Steckdosen sind gerade im Keller möglichst oberhalb des zu erwartenden Hochwasserpegels anzubringen. Mit getrennten Sicherungen für verschiedene Stromkreisläufe lässt sich im Schadensfall die Wiederinbetriebnahme beschleunigen.
5. Schutz vor Wasser aus dem Kanal überprüfen
Das Kanalnetz ist bei Starkregen schnell überlastet. Eine Rückstauklappe verhindert, dass Wasser und im schlimmsten Fall Fäkalien dann durch Toilette, Waschbecken oder Dusche in das Haus gedrückt werden. Die Kommunen haften nicht für Schäden, die in solchen Fällen entstehen, warnt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Vor der Installation eines Rückstauverschlusses durch einen Sanitärbetrieb sollte man aber mit der Gemeinde Rücksprache halten, wo die Klappe installiert werden kann. Die Rückstauverschlüsse müssen zudem regelmäßig gewartet werden.
Die Klappen bestehen in der Regel aus einer automatischen Doppelklappe: einer, die sich bei rückströmendem Wasser automatisch schließt und einem Notverschluss, der manuell betätig werden kann. Wichtig ist zu beachten, dass auch andere Kanalöffnungen auf dem Grundstück durch Schieber oder Druckdeckel gesichert werden müssen, sonst kann das Schmutzwasser von dort auf das Grundstück fließen.
6. Oberflächenwasser abhalten
Gegen das Eindringen von Oberflächenwasser kann man sich mit stationären oder mobilen Anlagen schützen. Manchmal helfen schon relativ kleine Maßnahmen: So können etwa Außentreppen zum Keller oder Lichtschächte mit kleinen Schwellen gesichert werden. Auch eine Einfassung oder Umschließung des Grundstücks mit Mauern oder kleinen Erdwällen kann ersten Schutz bieten. Schnell reagieren kann, wer Sandsäcke auf Vorrat gelagert hat. Wenn das Gebäude eine ausreichende Wasserbeständigkeit und Wasserdichtigkeit der Außenwände hat, sind Abdichtungs- und Schutzmaßnahmen am Gebäude in der Regel einfacher zu realisieren und kostengünstiger als Maßnahmen im Außenbereich, heißt es in der Hochwasserschutzfibel des Bundesbauministeriums.
Zu letzteren zählen etwa sogenannte Dammbalkensysteme, bei denen Aluminiumelemente übereinander in Führungsschienen gestapelt werden. Hofeinfahrten, Türen oder Fensterelemente können damit abgesichert werden. Allerdings gibt es etwa bei Starkregenereignissen nur eine geringe Vorwarnzeit - und es muss jemand vor Ort sein, der weiß, wie die Systeme zu verwenden sind. Auch ältere oder in der Mobilität eingeschränkte Personen könnten damit Probleme haben.
Alternativ gibt es auch hochwasserbeständige Türen und Fenster, die dem Wasserdruck standhalten oder nur geringfügige Mengen Wasser durchlassen. Auch die Lichtschächte um die Kellerfenster können hochwasserbeständig und mit einem Anschluss zur Drainage oder an das Entwässerungsnetz ausgeführt werden. In diesen Systemen ist dann meist auch eine Rückstausicherung eingebaut.