Der Boom auf dem Immobilienmarkt war groß, der Einbruch, der darauf gefolgt ist, umso rasanter. Doch nun erkennen Experten zumindest Anzeichen für eine Stabilisierung der Preise. Der Grund: Die Nachfrage nach Immobilienkrediten ist zuletzt wieder leicht gestiegen. „Kommt es nicht zu einem neuerlichen merklichen Zinsanstieg, dürften sich die Preise um den Jahreswechsel stabilisieren“, heißt es in einer Studie der Commerzbank. Damit dürfte die Zeit, in der Häuser massiv an Wert verloren haben, zumindest dem Ende entgegengehen. Eine ähnliche Entwicklung sieht der Baufinanzierer Dr. Klein. „Deutschlandweit fangen sich die Immobilienpreise im ersten Quartal 2024: Sowohl Eigentumswohnungen als auch Ein- und Zweifamilienhäuser lassen in vielen Regionen nur noch sehr verhalten im Preis nach.“
In Städten wie Dresden, Köln und Stuttgart könnten Pluszeichen auf eine potenzielle preisliche Trendwende am Immobilienmarkt hinweisen, so die Trendanalyse der Experten von Dr. Klein. In München werden wieder Rekorde gebrochen: 19.000 Euro für den Quadratmeter seien in der bayerischen Landeshauptstadt im ersten Quartal als maximaler Preis bezahlt worden - der höchste gemessene Wert seit 17 Jahren. „Nach einer Stabilisierung der Kaufpreise in 2023 sehen wir zu Beginn dieses Jahres wieder leicht anziehende Immobilienpreise“, sagt auch Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. „Diese Entwicklung ist auf die spürbar gestiegene Nachfrage seit Jahresbeginn zurückzuführen. Es ist jedoch noch zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen.“
Sanierungsaufwand für ältere Häuser bremst die Preise
Mindestens noch im laufenden Jahr 2024 ist auch nach Erhebungen der Commerzbank mit einem weiteren Abwärtspotenzial zu rechnen. Die Nachfrage nach Häusern sei nach wie vor niedriger als noch im Jahr 2022/2021. Hinzu komme eine weitere Diskrepanz: Viele Menschen könnten den Immobilienkauf zu aktuellen Zinsen nicht finanzieren, während Eigentümer nicht spürbar im Preis heruntergehen wollten. Das dämpft den Markt. „Auf Dauer dürfte sich aber auch bei den anderen Eigentümern die Einsicht durchsetzen, dass sie die Preise aus dem Jahr 2021 vorerst nicht mehr erreichen können und Preiszugeständnisse machen müssen“, glaubt Marco Wagner von der Commerzbank. Ein großer Unsicherheitsfaktor für viele Käufer sei der Sanierungsaufwand für ältere Gebäude. Bei Häusern, die zwischen 1919 und 1978 gebaut worden seien, müsste mit zusätzlichen Kosten von bis zu 50.000 Euro gerechnet werden – und da seien die staatlichen Zuschüsse schon abgezogen. Wagners Prognose: „Kommt es nicht zu einem neuerlichen merklichen Zinsanstieg, dürften sich die Preise um den Jahreswechsel stabilisieren.“
Neubauten bleiben teuer
Anders sehe es bei Neubauten aus: Hier dürften die Verkäufer angesichts enorm gestiegener Baukosten kaum zu spürbaren Preiszugeständnissen bereit sein. Etwas niedrigere Materialkosten wurden durch einen weiteren Anstieg der Arbeitskosten ausgeglichen. „Die Arbeitskosten dürften auf absehbare Zeit weiter zulegen“, prognostiziert der Commerzbank-Experte. „Nach dem sich abzeichnenden Abschluss der diesjährigen Tarifrunde werden die Tariflöhne zum 1. Mai um 250 Euro erhöht, was nach unserer Schätzung einem durchschnittlichen Plus von etwa 6 Prozent entspricht. Zum 1. April des kommenden Jahres werden sie wohl um weitere gut 4 Prozent steigen.“
Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland waren 2023 nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 8,4 Prozent gefallen – der stärkste Rückgang im Jahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.