Weitere Warnstreiks der deutschen Metall- und Elektroindustrie sind vom Tisch. Die IG Metall und die Arbeitgeber haben sich in einer Nachtsitzung in Hamburg auf einen Pilotabschluss für die Tarifgebiete Nord und Bayern geeinigt. Details wollen sie auf einer Pressekonferenz vorstellen. Die Ergebnisse sollen dann bundesweit auf die rund 3,9 Millionen Beschäftigten übertragen werden.
Zum ersten Mal Pilotabschluss von zwei Bezirken: Nord und Bayern
Nach einer 18-stündigen Verhandlung einigten sich die Gewerkschaft IG Metall und die Arbeitgeber in Hamburg auf einen Tarifvertrag für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Industriebranche. Dabei wurde erstmal der Pilotabschluss von zwei Bezirken gemeinsam erreicht. Die jeweiligen Verhandlungskommissionen aus Bayern und dem Tarifgebiet Nord hatten bereits in der vorherigen Verhandlungsrunde eng zusammengearbeitet. Bei der entscheidenden vierten Sitzung in Hamburg haben auch der IG-Metall-Vorstand sowie Gesamtmetall im Hintergrund mitgewirkt. Der Pilotabschluss soll nun in den übrigen neun Tarifgebieten übernommen werden.
Aus der Pressekonferenz am Dienstag um 10.30 Uhr:
Nach dem Pilotabschluss für die Bezirke Bayern und Nord ist klar, dass Lohnerhöhungen von 5,1 Prozent in zwei Stufen kommen sollen. Zunächst soll eine Einmalzahlung von 600 Euro spätestens im Februar 2025 fließen. Die Tabellenerhöhungen sollen in den kommenden beiden Jahren jeweils zum 1. April greifen. Die erste Stufe bringt ein Plus von 2 Prozent, die zweite dann 3,1 Prozent.
Für Auszubildende wurde eine überproportionale Erhöhung um 140 Euro monatlich vereinbart, die bereits zum Januar 2025 gilt. Sie erhalten keine Einmalzahlung.
Seit 29. Oktober gab es immer wieder Warnstreiks
Nach dem Ablauf der Friedenspflicht hatte die Gewerkschaft seit dem 29. Oktober ihre Mitglieder in Hunderten Betrieben zu mehrstündigen Warnstreiks aufgerufen. Daran haben sich innerhalb von zwei Wochen mehr als 600.000 Menschen beteiligt. Auch zum Verhandlungsauftakt am Montag hatte es noch Protestaktionen gegeben, unter anderem am Verhandlungsort Hamburg. Pläne für ganztägige Warnstreiks bleiben nun aber in der Schublade.
Einen Pilotabschluss bereits in der vierten Verhandlungsrunde hatte es zuletzt 2015 gegeben. Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und ihrer damals noch unabsehbaren wirtschaftlichen Folgen wurde 2020 nach nur zwei Treffen eine Lösung erreicht. Der Bezirk Küste mit Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und West-Niedersachsen war im wiedervereinigten Deutschland noch nicht an einem Pilotabschluss beteiligt.
Wer führte die Verhandlungen?
Verhandlungsführer bei der IG Metall waren die Chefs der Bezirke Küste und Bayern, Daniel Friedrich und Horst Ott. Für die Arbeitgeberseite traten als Verhandlungsführerinnen die Geschäftsführerin der Werften-Gruppe Lürssen, Lena Ströbele, sowie die Vorstandsvorsitzende der Warema Renkhoff SE, Angelique Renkhoff-Mücke, an. (mit dpa)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden