In vielen Unternehmen dürfte man die Gespräche, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck derzeit in China führt, sehr genau verfolgen. Denn nach wie vor ist China ein wichtiger Handelspartner für heimische Firmen – allen Debatten zum Trotz, ob es nicht einen vorsichtigeren Umgang mit dem Land braucht. Schwäbische Unternehmen sind jedenfalls weit davon entfernt, die Handelsbeziehungen mit China abzubrechen. 53 Prozent der Firmen aus der Region wollen ihre Geschäftsbeziehungen mit China in den kommenden zwölf Monaten auf gleichem Niveau beibehalten, 25 Prozent wollen sie sogar ausweiten. Das geht aus einer Umfrage hervor, welche die Industrie- und Handelskammer Schwaben unlängst vorgelegt hat. Nur 22 Prozent – rund ein Fünftel – will die Geschäftsbeziehungen reduzieren. Bei dem Besuch Habecks stehen der Handelskonflikt zwischen China und der EU sowie faire Handelsbedingungen ganz oben auf der Tagesordnung.
Einen großen Standort in China hat die BWF Group aus Offingen im Kreis Günzburg. Das Unternehmen stellt unter anderem textile Filter her, die zum Beispiel in der Augsburger Müllverbrennung zum Einsatz kommen, aber auch in vielen ausländischen Fabriken und Kraftwerken. Insgesamt zählte die Gruppe mit 1800 Beschäftigten weltweit 16 Produktionsstandorte. China ist mit rund 500 Beschäftigten der größte BWF-Auslandsstandort. "Wir fertigen dort, wo der Markt für uns liegt. Von China aus bedienen wir bisher den chinesischen und asiatischen Markt", erklärt Geschäftsführer Maximilian Offermann. BWF ist seit 1996 in China.
Maximilian Offermann, BWF Group: "China noch immer ein wichtiger Standort"
Doch das China-Geschäft wird schwieriger: "Das Wachstum der Anfangsjahre ist nicht mehr zu sehen", sagt Offermann. "Seit zwei Jahren wird das Geschäft ruhiger, trotzdem ist China für uns noch immer ein wichtiger Standort." Das Unternehmen ist sich der Risiken bewusst, dass sich der Handelskonflikt ausweitet oder der Konflikt Chinas mit Taiwan eskaliert. BWF versucht, die Risiken für sich zu senken: "Wir bauen in Thailand einen weitere Standort auf." In der Umfrage geben 37 Prozent der Unternehmen an, ihr Risikomanagement im China-Geschäft anzupassen, 31 Prozent suchen sich andere Absatzmärkte, 29 Prozent andere Lieferanten, 10 Prozent neue Investitionsstandorte außerhalb Chinas.
Generell spüren die heimischen Firmen, dass die internationalen Geschäfte schwieriger werden. In Schwaben sind der IHK zufolge rund 3000 Unternehmen im Ausland aktiv, zum Beispiel aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau. Die wichtigsten Handelsregionen seien China, die USA und der europäische Binnenmarkt. Heute, im Jahr 2024, spüren 61 Prozent der deutschen Firmen Hemmnisse im internationalen Geschäft. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer hervor. Vor zehn Jahren, 2014, waren es erst 36 Prozent. Gründe sind Zertifizierungsanforderungen, Sanktionen, höhere Zölle und anderes mehr. Der Sand im Getriebe des Welthandels nimmt zu.
USA als Wachstumsmarkt für heimische Unternehmen
"Das Auftragsvolumen unserer Unternehmen in fast allen Weltregionen ist gesunken", berichtet Jana Lovell, Abteilungsleiterin International der IHK. Allein mit den USA erwarten die Firmen eine Verbesserung des Geschäfts. Das bestätigt BWF-Chef Offermann. Der Politik rät die IHK, Handelsabkommen voranzutreiben, den EU-Binnenmarkt zu vertiefen, bürokratische Hürden wie das Lieferkettengesetz praxisnah auszugestalten und Investitionsanreize in der eigenen Region zu schaffen.
Denn: "Am meisten Sorgen in Europa macht uns Deutschland – es fehlt die wirtschaftspolitische Vision", kritisiert Offermann. "Deutschland sollte Made in Germany wieder ganz oben auf die Agenda setzen."