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Handel: 2G im Einzelhandel: War's das mit dem Weihnachtsgeschäft?

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2G im Einzelhandel: War's das mit dem Weihnachtsgeschäft?

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    Mit der 2G-Regel zeigen sich viele Händler noch einverstanden, doch 2G-plus halten sie nicht für durchführbar.
    Mit der 2G-Regel zeigen sich viele Händler noch einverstanden, doch 2G-plus halten sie nicht für durchführbar. Foto: Carsten Koall, dpa

    Wer zum Beispiel noch schnell einen schönen Wintermantel vor Ort kaufen möchte, muss dafür geimpft oder genesen sein. Das gilt auch für das ferngesteuerte Auto, das sich der Neffe so dringend wünscht oder den roten Christbaumschmuck, der noch fehlt. Für den Einzelhandel gelten im Kampf gegen Corona, mitten in der kauffreudigen Vorweihnachtszeit, 2G. Wer sich bei den Kaufleuten in der Region umhört, stößt auf unterschiedliche Reaktionen.

    Karl-Hans Pfleger, Spiel-und-Freizeit-Geschäftsführer: "Finde Einführung von 2G gut"

    Karl-Hans Pfleger ist Geschäftsführer von Spiel und Freizeit im Gersthofer Hery Park. Bei ihm gibt es Sportartikel und Spielwaren für die ganze Familie, wie er sagt. Er kommentiert die Berliner Beschlüsse so: „Um der Pandemie Herr zu werden und ihr entgegenzuwirken, finde ich die Einführung von 2G gut. Denn sonst drohen wieder Ladenschließungen für den Einzelhandel.“ Er werde nun eine Kontrollstation einrichten und dann müssen die Kundinnen und Kunden ihr Zertifikat herzeigen, bevor sie die Weihnachtseinkäufe erledigen können.

    Bisher, sagt Pfleger, habe er keine Frequenzminderung feststellen können. Die Kundschaft käme wie erwartet, „wir sind zufrieden.“ Er rechnet allerdings damit, dass sich das mit 2G ändern wird. Das Geschäft der letzten Monate sei für ihn auf Vor-Corona-Niveau gelaufen. Pfleger sagt: „Ich konnte meine Verluste aus den Lockdown-Zeiten zum Teil aber nicht komplett kompensieren.“ Trotz der nun kommenden Einschränkung bleibt er zuversichtlich und geht davon aus, dass er die Wünsche seiner Kundinnen und Kunden erfüllen kann.

    Das sagt Wolfgang Puff, Chef des bayerischen Handelsverbandes

    Wolfgang Puff, Chef des Handelsverbands Bayern, kritisiert die neuen Auflagen für den Einzelhandel im Gespräch mit unserer Redaktion indes deutlich, denn er sieht die Geschäfte durch die abermalige Behinderung des Weihnachtsgeschäftes stark belastet. Geschäftsschließungen oder gar eine Insolvenzwelle sieht Puff derzeit nicht. Die große Herausforderung komme erst noch: „2022 wird sich zeigen, wer weitermachen kann und wer nicht.“

    Puff betonte, der Einzelhandel sei kein Pandemie-Treiber. Das habe das Robert-Koch-Institut bestätigt, das bestätigten entsprechende Auswertungen der Luca-App. Und: „In Bayerisch-Schwaben hat es keine Vorfälle gegeben, kein Geschäft musste wegen Corona schließen“. Puff fordert daher, dass die Überbrückungshilfe III erweitert wird. Bisher greift sie, wenn Händler einen Umsatzrückgang von 30 Prozent im Vergleich zum jeweiligen Monat von 2019 nachweisen können. Puff möchte erreichen, dass schon geringere Umsatzeinbußen reichen, damit der Staat hilft. Sein Verband prüfe zudem, ob den Händlern nicht ganz generell – unabhängig von der Umsatzhöhe – Entschädigungen für die erlittenen Verluste zustehen. Denn, wie schon im Vorjahr, gelte auch 2021: „Der Lebensmitteleinzelhandel darf – abgesehen von der Maskenpflicht – uneingeschränkt öffnen.“

    Niko Stammel von Stammel+Schöffel: "Noch schlimmer wäre, wenn wir ganz schließen müssten"

    Niko Stammel ist Geschäftsführer des Familienunternehmens Stammel+Schöffel mit vier Häusern in Schwabmünchen, Buchloe und Mindelheim. Er verkauft vor allem Sportmode. In Kaufbeuren betreibt er zudem einen Raumausstattungsbetrieb. Wer Gardinen oder einen Teppich braucht, kann hier fündig werden. Stammel betont vorweg: „Das Wichtigste ist die Gesundheit unserer Kundschaft.“ Die Einführung von 2G kommentiert er so: „Noch schlimmer wäre, wenn wir ganz schließen müssten oder 2G-plus (geimpft, genesen und ein Test) gelten würde.“ Stammel kritisiert allerdings, dass er nun vor seinen Geschäften wieder Security-Personal abstellen und die Kosten dafür tragen muss. Er hat festgestellt: „Die Frequenz sinkt.“ Zugleich rechnet der Händler für seinen Geschäftsbereich nicht mit allzu großen Einbußen, denn: „Zu mir kommen in aller Regel die, die genau wissen, was sie wollen. Und die kommen ohnehin. Viele davon sind geimpft.“ Ein Problem sieht er in den Großstädten, weil dort das Shopping-Flair leide, wenn man permanent seinen Impfpass zücken müsse.

    s.Oliver-Chef: "Deutlich besser als ein Lockdown"

    Der Chef des in vielen bayerischen Städten zu findenden Bekleidungsunternehmens s.Oliver, Claus-Dietrich Lahrs, ordnet die Berliner Beschlüsse so ein: „Eine 2G- Regelung ist für den Textilhandel natürlich deutlich besser als ein Lockdown, wie es ihn in 2020 und 2021 gegeben hat. Ein solcher wäre verheerend. Es ist angesichts der aktuellen Entwicklung nachvollziehbar, dass die Regierung den Druck auf Ungeimpfte erhöht.“ Auch er sei überzeugt, dass die Impfung der einzige Weg aus der Pandemie ist. „Insofern unterstützen wir alle Maßnahmen, die zur Erhöhung der Impfquote beitragen, bis hin zu einer allgemeinen Impfpflicht.“ Bedauerlich sei, dass die Regelungen nicht im gesamten Einzelhandel gleichermaßen gelten.

    s.Oliver habe als Unternehmen seinen Beschäftigten im Sommer ein Impfangebot gemacht und mit Unterstützung der Malteser ein eigenes Impfzentrum am Hauptsitz eingerichtet. Auch Kundinnen und Kunden hätten sich in Zusammenarbeit mit der Stadt und Landkreis Würzburg impfen lassen können. Insgesamt knapp 1000 Personen hätten das Angebot genutzt.

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