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Halbleiter: Warum Chips von Infineon für Europa so wichtig sind

Halbleiter

Warum Chips von Infineon für Europa so wichtig sind

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    Infineon baut eine neue Smart Power Fab in Dresden.
    Infineon baut eine neue Smart Power Fab in Dresden. Foto: Robert Michael, dpa

    In einem E-Auto sind rund 1500 davon verbaut. Für Wärmepumpen braucht es sie, für Smartphones – ohnehin klar. Es geht kaum ohne sie: Nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom sind 90 Prozent der Industrieunternehmen auf Halbleiter angewiesen. Mikrochips sind das Gold des 21. Jahrhunderts

    So sagte es Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstag in Dresden. Dort, im sogenannten "Silicon Saxony", erweitert der in Neubiberg (Landkreis München) ansässige Halbleiter-Riese Infineon in großem Stil seine Produktion. Fünf Milliarden Euro werden für eine neue "Smart Power Fab" investiert. Es ist die größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte, 1000 zusätzliche Jobs entstehen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lobte Dresden als einen "digitalen Leuchtturm in Europa", denn was in Dresden passiert, hilft der Europäischen Union bei dem Ziel, den Anteil der EU an der weltweiten Chipproduktion bis 2030 zu verdoppeln. Derzeit dominieren Südkorea und Taiwan den Markt. Und das für Chips so elementare Silizium kommt zu 76 Prozent aus China. Dresden ist, wenn man so will, Symbolort des von der EU propagierten "Derisking". Infineon will hier ab 2026 sogenannte Mixed-Signal-Komponenten und Leistungshalbleiter gebaut – bedeutsam für die Digitalisierung aber eben auch die Dekarbonisierung.

    Blick auf das Firmengebäude von Infineon in Dresden.
    Blick auf das Firmengebäude von Infineon in Dresden. Foto: Robert Michael, dpa (Archivbild)

    Die Infineon-Zentrale schaut sehr postindustriell aus

    Was das heißt, versteht, wer die Zentrale im Isar Valley besucht. Ein weitläufiger, sehr symmetrisch angelegter Campus, ruhig, postindustriell. Infineon ist zwar im Süden von München beheimatet, aber global aufgestellt, hat weltweit rund 56.200 Beschäftigte. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte man einen Konzernumsatz von rund 14,2 Milliarden Euro und hat eben die Prognose für das laufende Jahr angehoben - auf deutlich über 15,5 Milliarden Euro. In einem Kubus bekommen Besucher erklärt, was die kleinen, global so begehrten Teile alles schon können. Und können werden. 

    Zum Beispiel: Je nachdem wie die Sonne scheint, schwankt die Strommenge, die Photovoltaik (PV)-Anlagen liefern. Solche Anlagen liefern Gleichstrom, der in Wechselstrom umgewandelt werden muss. Zudem muss der Strom, wenn er nicht sofort verbraucht wird, transportiert werden. Infineon hat dazu eben die benötigten Leistungshalbleiter- und Wechselrichter-Technologien im Angebot – Made in Dresden. Die Teile heißen "OptiMOS" oder "CoolMOS" oder CoolSiC. Verbaut werden sie in der PV-Anlage auf dem eigenen Garagendach. Oder im XXL-Solarpark der großen Energieversorger. 

    Ein 300-Millimeter-Wafer vom Chiphersteller Infineon
    Ein 300-Millimeter-Wafer vom Chiphersteller Infineon Foto: Matthias Hiekel, dpa

    Zweites Beispiel: Was wäre, wenn künftig alle, immer, genau wüssten, wie viel Prozent des Stroms aus der E-Ladesäule grün ist? Weil der Preis der Hebel für klimafreundliches Verhalten ist und Solarstrom künftig am günstigsten sein wird. Dazu müssten Kunden immer exakt wissen, welchen Strommix sie gerade verwenden. Noch geht das nicht flächendeckend. Es gibt aber das Digital Mobility Hub, das zur Startup-Schmiede UnternehmerTUM in München gehört. Hier läuft ein Projekt, bei dem digitale Maschinenidentitäten sowie eine sichere und systemübergreifende Kommunikations- und Transformationsinfrastruktur entwickelt wurden. Alles wird quasi mit allem vernetzt, von der PV-Anlage bis zur Ladesäule – damit genau das möglich wird: Jeder weiß jederzeit, welchen Strom er tankt. Dazu braucht es Chips. Infineon war an diesem Projekt beteiligt.

    Warum die neue Fabrik in Dresden so wichtig ist

    Solche Kooperationen schiebt im Konzern Sören Jehmlich an. Er ist dafür zuständig, dass Infineon auch durch Kooperationen innovativ bleibt. Dazu sucht und hält er etwa den Kontakt zu UnternehmterTUM, Partnerunternehmen, Universitäten und auch diversen Start-ups. Bei der Zusammenarbeit mit dem Digital-Hub, sagt Jehmlich, habe Infineon viel gelernt. Denn, und das wäre jenseits des konkreten Projekts zum Stromtanken das interessante: Wenn der Digital Hub mit seinem Projekt erfolgreich ist, könnte es für Unternehmen zum Beispiel einfacher werden, die geforderten Nachhaltigkeitsreporte zu erstellen. Wenn sie mit der derzeit entwickelten Idee über das ganze Jahr nachweisen könnten, welchen Strom sie verwendet hätten, wäre das für diese Berichte sehr brauchbar – sprich skalierbar. Jehmlich sagt: "Für so eine Anwendung müssen noch die Rahmenbedingungen von der Politik geschaffen werden, denn im Augenblick ist im Energiesektor noch längst nicht alles mit allem vernetzt. Aber mit diesem Beispiel kann man gut erklären, worum es geht". 

    Will sagen: Wenn Digitalisierung und Dekarbonisierung konsequent zusammen gedacht werden, sind viele Innovationen möglich – mit dem Öl des 21. Jahrhunderts. 

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