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H-Tec-Systems: Wasserstoff-Pionier heißt jetzt Quest One

Energiewende

H-Tec-Systems ist bereit für den Wasserstoff-Boom

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    Bundeskanzler Olaf Scholz (vorne Mitte) durfte bei der Eröffnung der Fertigungsanlage von Quest One, bislang bekannt als H-Tec-Systems, selbst Hand an das Bauteil eines Elektrolyseur anlegen. Mit Elektrolyseuren wird aus grünem Strom Wasserstoff hergestellt.
    Bundeskanzler Olaf Scholz (vorne Mitte) durfte bei der Eröffnung der Fertigungsanlage von Quest One, bislang bekannt als H-Tec-Systems, selbst Hand an das Bauteil eines Elektrolyseur anlegen. Mit Elektrolyseuren wird aus grünem Strom Wasserstoff hergestellt. Foto: Marcus Brandt, dpa

    Eine zentrale Frage bei der Energiewende ist: Wo kommt all der Wasserstoff her, den Deutschland in Zukunft in großer Menge braucht? Eine Antwort darauf will das Unternehmen Quest One geben. Das Tochterunternehmen des traditionsreichen Augsburger Industriekonzerns MAN Energy Solutions hat am Montag zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Hamburg die Einweihung der ersten seriellen und automatisierten Produktion von Elektrolyse-Stacks gefeiert.

    Der englische Begriff Stack bezeichnet das technologische Herzstück eines Elektrolyseurs, einer Maschine, mit der Wasserstoff hergestellt werden kann. Von diesem Gas braucht Deutschland in Zukunft so viel, weil viele energiehungrige Prozesse in der Industrie und auch ein Teil des Transportsektors auf dieses Element als Energieträger umsteigen sollen, um klimaneutral zu werden.

    Einen Großteil seines Wasserstoffs wird Deutschland in Zukunft importieren müssen, so wie es heute auch Öl und Gas importiert. Das steht in der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung, die Leitplanken für diese Transformation vorgibt. Doch auch in Deutschland wird künftig immer mehr Wasserstoff erzeugt. Dafür braucht es Elektrolyseure. Die Wasserstoffstrategie geht von einer Erzeugungskapazität von zehn Gigawatt bis 2030 in Deutschland aus.

    Aus H-Tec-Systems wird Quest One

    Mit anderen Worten: Durch die Transformation entsteht auch ein riesiger neuer Markt, auf dem Quest One eine bedeutende Rolle spielen will. Das soll bereits der Name des Unternehmens verkörpern: Seine Mission sei es, bis 2050 durch den Einsatz seiner Elektrolyseure ein Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen zu vermeiden. Frei übersetzt heißt der Name also so viel wie „Streben nach eins“. Bislang hieß Quest One weniger pompös H-Tec-Systems.

    Das Unternehmen wurde 1997 in Lübeck gegründet. 2019 stieg MAN Energy Solutions als Teilhaber ein und der Sitz des Unternehmens wurde nach Augsburg verlegt, zwei Jahre später übernahmen die Schwaben dann auch den Rest der Anteile. Die Elektrolyseure von Quest One basieren auf dem Protonen-Austausch-Membran-Verfahren (PEM). Dabei wird Wasser mithilfe von elektrischem Strom, der durch eine spezielle Membran geleitet wird, in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Wird für dieses Verfahren grüner Strom verwendet, entsteht dabei auch grüner Wasserstoff, der in Zukunft etwa Stahlhütten oder Zementwerken eine klimaneutrale Produktion ermöglichen soll.

    Gerade für die Kopplung mit Windrädern und Solaranlagen ist diese Elektrolysetechnik besonders gut geeignet, da sie die typischen Lastschwankungen gut ausgleichen kann. Der dabei entstehende Wasserstoff ist so rein, dass er direkt für alle möglichen Anwendungen verwendet werden kann. Das Verfahren verbraucht nur Wasser und kommt ohne Chemikalien aus. Dennoch war die Entwicklung der Technik lange eine Wette auf die Zukunft. Bislang wurden die Stacks und Elektrolyseure quasi im Manufakturverfahren in Augsburg gebaut. Darum ist die neue Anlage ein großer Fortschritt für Quest One.

    Olaf Scholz zeigt sich begeistert von Wasserstoff-Unternehmen Quest One

    Unternehmenschef Robin von Plettenberg sagte am Montag: „Die Wasserstoffwirtschaft wird sich in den kommenden Jahren massiv verändern und grüner Wasserstoff wird in Mengen nachgefragt werden, die wir uns heute kaum vorstellen können. Die Elektrolyse-Industrie ist die Speerspitze dieser Zukunftsbranche. Deswegen schaffen wir mit Quest One hier und heute die Voraussetzungen dafür, dass wir in Zukunft ganz vorn mitspielen.“

    Den großen Enthusiasmus teilte auch der Bundeskanzler. „Mit der Serienfertigung soll die Produktionszeit hier in Rahlstedt um 75 Prozent verringert werden. Das ist ein echter Meilenstein für den raschen Wasserstoffhochlauf und zeigt, was alles möglich ist in unserem Land“, sagte Scholz. In dem Gigahub genannten Werk soll bei voller Ausbaustufe die automatisierte Serienproduktion von PEM-Stacks mit einer Elektrolysekapazität von über fünf Gigawatt jährlich erreicht werden. Es entstand in eineinhalb Jahren Bauzeit und wurde auch mit Mitteln aus der Forschungsförderung unterstützt.

    Gefragt sind Elektrolyseure weltweit. Erst jüngst verkündete MAN Energy System einen Auftrag zum Bau einer Wasserstoff-Produktionsanlage in Helsinki. Das Unternehmen hat angekündigt, in den nächsten Jahren 500 Millionen in die Elektrolyseur-Fertigung zu investieren, um seine Tochter zu einem der weltweiten Top-3-Hersteller zu machen. Derzeit beschäftigt Quest One gut 550 Menschen an drei Standorten. Die Produktion und Entwicklung der Elektrolyse-Stacks sind nun in Hamburg angesiedelt, die Produktion der Elektrolyseure erfolgt weiterhin am Standort in Augsburg. Einen weiteren Standort unterhält das Unternehmen in Houston in den USA. Neues Personal wird für alle Standorte gesucht.

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