Michaela Kaniber ist wieder da. Ende November kollidierte ihr Dienstwagen heftig mit einem entgegenkommenden Auto. Kaniber verletzte sich dabei so schwer, dass sie ins Krankenhaus musste und wochenlang auf Schmerzmittel angewiesen war. Die Lenkerin des entgegenkommenden Fahrzeugs war zuvor einem anderen Auto ausgewichen und starb schließlich an den Folgen ihrer Verletzungen. Kaniber hat die Folgen des Unfalls nach eigenen Angaben mittlerweile körperlich weitgehend und psychologisch ganz überwunden. Letzteres auch mit der Hilfe eines Pfarrers und eines Psychologen. Nun will die bayerische Landwirtschaftsministerin wieder durchstarten. Die perfekte Bühne dafür bietet ihr die Grüne Woche.
Ministerin Kaniber wirft der Bundesregierung Desinteresse an der Landwirtschaft vor
Kaniber zeigt sich bei der Eröffnung in der Bayernhalle am Freitagvormittag gut gelaunt zwischen Goaßlschnalzern und Schuhplattlern. Im Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten macht sie dann klar, wer im Landtagswahljahr mit verschärften Angriffen rechnen muss: "Die Bundesregierung ist nicht wirklich an Lösungen für die Landwirtschaft interessiert", sagt die CSU-Politikerin. Und: "Wir müssen die Betriebe ein Stück weit vor dieser Bundesregierung in Schutz nehmen." Einer der Punkte, an denen sie ihre Fundamentalkritik festmacht, ist der geplante Umbau der Tierhaltung.
Eine Milliarde Euro stellt der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in den kommenden vier Jahren dafür zur Verfügung. Zudem setzt er auf ein verpflichtendes staatliches Siegel, das die Haltungsbedingungen transparent machen soll – zum Start allerdings nur bei frischem Schweinefleisch. "Cem Özdemir will die Tierhaltung nicht um-, sondern abbauen. Den Grünen sind die Schweinehalter offenbar egal", sagt Kaniber. Die sogenannte Borchert-Kommission, die überparteilich und unter Berücksichtigung aller Interessen konkrete Vorschläge zum Umbau der Tierhaltung gemacht hat, sage, es brauche vier Milliarden Euro pro Jahr.
Die Politik der Ampel-Regierung sei unmoralisch, sagt CSU-Polikerin Kaniber
Wenn den Bauern beim Umbau der Betriebe nicht geholfen werde, setze sich die Abwanderung der Erzeugung ins Ausland fort. Mehr Geld sei aber nicht in Aussicht, beklagt Kaniber: "Die FDP setzt auf maximale Marktliberalisierung. Die Grünen zeigen auf die FDP und freuen sich insgeheim, dass die Nutztierhaltung verschwindet." Um nach außen hin eine weiße Weste zeigen zu können, verschließe man die Augen davor, dass das in Deutschland verzehrte Fleisch dann zu schlechteren Bedingungen im Ausland produziert und hier importiert werde. "Das ist unmoralisch", so Kaniber.