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Grüne Schifffahrt: So wollen Schiffsbauer Emissionen senken

Neuheiten

Der Traum von der grünen Schifffahrt

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    Über 2000 Unternehmen aus rund 70 Ländern stellten in diesem Jahr auf der Schifffahrt-Messe SMM aus.
    Über 2000 Unternehmen aus rund 70 Ländern stellten in diesem Jahr auf der Schifffahrt-Messe SMM aus. Foto: Ulrich Perrey/dpa

    Gerade haben der Bund und Niedersachsen angekündigt, mit jeweils 200 Millionen Euro bei der Meyer Werft in Papenburg einzusteigen. Der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Hersteller von Kreuzfahrtschiffen hat damit eine Zukunftsperspektive. Doch wie sieht es insgesamt in der Branche aus? Auf der maritimen Weltleitmesse SMM (Shipbuilding, Machinery and Marine Technology) in Hamburg präsentierten diese Woche mehr als 2000 Aussteller aus 70 Ländern ihre Neuheiten – und verbreiteten Optimismus. Dem Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) zufolge steigen die Aufträge für Kreuzfahrtschiffe, vor allem durch die Nachfrage aus Europa und Nordamerika. Im ersten Halbjahr 2024 gingen bei europäischen Werften Bestellungen von 8,7 Milliarden US-Dollar ein – ein Wert, der sich auf dem Rekordniveau vor der Pandemie bewegt. Auch Offshore-Plattformen und LNG-Tanker sind zunehmend gefragt.

    Aussteller aus unserer Region geben sich zuversichtlich. Sie bieten Alternativen zu den Kraftstoffen Diesel und Schweröl an, die zum Klimawandel beitragen. MAN Energy Solutions aus Augsburg präsentierte in Hamburg Schiffsmotoren, die mit Ammoniak und Methanol betrieben werden. Dabei geht es sowohl um neue Schiffe als auch um die Umrüstung bestehender Motoren. „Die Umrüstung mit synthetischen Kraftstoffen ist für eine klimaneutrale Schifffahrt von entscheidender Bedeutung“, sagt Vorstandschef Uwe Lauber. „Neben neuen Motoren brauchen wir auch Konzepte, um die Bestandsflotte zu dekarbonisieren, schließlich haben Schiffe eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren.“

    Uwe Lauber, MAN Energy Solutions: „Mehr als 200 Bestellungen für Methanol-Motoren“

    Es fahren bereits einige Containerschiffe mit Methanol-Motoren von MAN Energy Solutions auf hoher See. „Wir haben mehr als 200 Bestellungen für Methanol-Schiffsmotoren“, sagt Lauber. Er tritt für einen globalen CO2-Preis in der Schifffahrtsindustrie ein, damit fossile Kraftstoffe mehr kosten und das noch wesentlich teurere grüne Methanol auch wirtschaftlich eine Alternative darstellt. Am Hauptsitz Augsburg arbeiten rund 4000 von 15.000 Beschäftigten.

    Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions, auf der Messe.
    Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions, auf der Messe. Foto: Christian Charisius, dpa

    Die IMES GmbH aus Kaufbeuren produziert Zylinderdrucksensoren und Motorüberwachungssysteme für Schiffsmotorhersteller. „Das ist eine kleine Nische, es gibt nur noch einen Wettbewerber. Die Nachfrage nach unseren Produkten steigt“, sagt Uta Neumann. Bislang konzentriert man sich auf Diesel-, Gas- und Wasserstoffmotoren, künftig sollen Überwachungssysteme auch für mit Methanol betriebene Zwei- und Viertaktmotoren angeboten werden. „Wir suchen Ingenieure, Vertriebler, Qualitätsmanager“, sagt Neumann, eine von 35 Beschäftigten.

    Greenpeace: Förderung für Methanol für die maritime Energiewende nötig

    Nicht auf Methanol, sondern auf Diesel setzt Alternative Energy Solutions (AES) aus Augsburg. Dass ein Unternehmen mit diesem Namen an einem fossilen Brennstoff festhält, begründet Rainer Sakowsky so: „Weltweit fahren 200.000 Schiffe, davon sind 180.000 mit Diesel unterwegs. Mit unserem Produkt ist die Nachrüstung von Diesel-Motoren möglich.“ AES vertreibt ein in Schweden hergestelltes Abgasrückführungssystem, mit dem nach eigenen Angaben Diesel-Motoren schneller und billiger als durch Katalysatoren ihre Stickstoff-Emissionen reduzieren können. Als Einsatzgebiet sieht Sakowsky vor allem maritime Fahrzeuge in Küstennähe wie Fähren und Hafenbagger.

    In Hamburg stellte auch die CSSC (China State Shipbuilding Corporation) aus.
    In Hamburg stellte auch die CSSC (China State Shipbuilding Corporation) aus. Foto: Christian Charisius, dpa

    Skeptisch beim Thema Umweltschutz zeigt sich Greenpeace-Expertin Franziska Saalmann. „Die Schifffahrt will bis 2050 klimaneutral sein, einige große Reedereien wollen das Ziel bis 2040 erreichen. Doch dafür liegt noch kein Fahrplan vor, die jetzigen Anstrengungen reichen nicht aus“, sagt sie. Vor allem seien mehr Anreize und Investitionen nötig, damit ausreichend grünes Methanol als klimaneutraler Kraftstoff künftig zur Verfügung stehe. „Dafür muss es mehr Förderung von Seiten der Politik geben“, betont Saalmann.

    Die Schifffahrt verursacht derzeit drei Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen. Sie ist zudem für 13 Prozent der weltweiten Schwefeldioxid- und für 15 Prozent der Stickoxid-Emissionen verantwortlich. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern: Mehr als die Hälfte der in diesem Jahr gebauten neue Schiffe werden laut VSM mit konventionellem Treibstoff fahren.

    Laut Nabu gibt es trotz technischer Verbesserungen kein Kreuzfahrtschiff, das Umwelt und Klima nicht belastet. 2023 sind die Emissionen mit Schwefel, Stickoxide und Ruß durch mehr Kreuzfahrten deutlich gestiegen. Am stärksten sind die Menschen in den Städten betroffen, in denen Kreuzfahrtschiffe anlegen. Der Organisation Transport und Environment zufolge haben 2022 alle Kreuzfahrtschiffe in Europa viermal so viel Schwefeldioxid ausgestoßen wie alle europäischen Autos zusammen.

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