Die Bundespolizei als Säule der Sicherheit Deutschlands prahlt nicht öffentlichkeitswirksam mit ihren Fähigkeiten. Dabei ist die zurückhaltend auftretende Organisation so groß wie ein Konzern und beschäftigt etwa 54.000 Frauen und Männer, darunter rund 45.000 Polizeivollzugsbeamte. Zur Bundespolizei gehören die Bahn-, Grenz- und Bundesbereitschaftspolizei wie auch der Bereich der Luftsicherheit. Welche Bedeutung die Behörde hat, wird an ihrer Ausstattung deutlich: 76 Hubschrauber fliegen regelmäßig im Polizeieinsatz, hinzu kommen 18 Helikopter für den Rettungsdienst und sechs für die Schulung. Sechs Seeschiffe, fünf Kontrollboote, gut 7000 Fahrzeuge, 441 Diensthunde, 24 Pferde der Reiterstaffel und drei sinfonische Blasorchester runden die Palette ab.
Einen solchen Riesen zum Kunden zu haben, bringt Vorteile mit sich. Der deutsch-französische Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters und seine Vorgängerfirmen erfreuen sich seit 1962 regelmäßig an Aufträgen der Bundespolizei. Heute stehen 94 Airbus-Hubschrauber des Unternehmens in Diensten der Sicherheitseinrichtung. Deutschland setzt weiter auf die Produkte des Luftfahrt-Unternehmens mit Standorten im bayerischen Donauwörth (rund 7000 Beschäftigte), in Kassel (insgesamt über 550 Mitarbeiter) und im französischen Marignane (gut 8500 Angestellte).
Der Helikopter-Auftrag des Innenministeriums hat ein Milliarden-Volumen
Am Donnerstag wurde auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin ein Großauftrag bekannt gegeben und ein entsprechender Vertrag von Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Airbus-Helicopters-Chef Bruno Even unterzeichnet. Demnach bestellt das Innenministerium für die Bundespolizei bis zu 44 Hubschrauber vom Typ H225. Dabei wurden 38 Maschinen fest geordert, sechs weitere können hinzukommen. Die Helikopter werden ab 2029 ausgeliefert. Auf Nachfrage unserer Redaktion machte Airbus Helicopters keine Angaben dazu, welches finanzielle Volumen diese Rekordbestellung für die H225-Hubschrauber aufweist. Es ist jedoch nach Recherchen unserer Redaktion von insgesamt 1,9 Milliarden Euro die Rede. In der Summe sind laut Branchenkennern auch Ersatzteile und Wartungsarbeiten erhalten.
Die neuen Helikopter werden andere Airbus-Maschinen der Bundespolizei ersetzen. Mit einem maximalen Startgewicht von 11.160 Kilo können Piloten der Bundespolizei mit dem H225 mehr als 832 Kilometer weit fliegen. Die Maschinen schaffen es, eine Last von bis zu 4750 Kilo in die Lüfte zu wuchten, was gerade bei Einsätzen im Bereich der Katastrophenhilfe und der Brandbekämpfung von Vorteil ist.
Den grünen Part der Ampelregierung dürfte eine Fähigkeit der Maschine besonders interessieren: Airbus Helicopters stellt in Aussicht, dass der H225-Hubschrauber bis 2030 mit 100 Prozent nachhaltigem Treibstoff fliegen kann. In der Fachsprache ist hier von
, kurz SAF die Rede. Darunter fallen etwa synthetische Kraftstoffe, die aus CO₂ und erneuerbaren Energien erzeugt werden oder bei deren Produktion Biomasse zum Einsatz kommt.Fertigung der Airbus-Hubschrauber findet in Frankreich statt
Die Fertigung der Airbus-H225-Hubschrauber findet in Frankreich statt, doch auch in Donauwörth haben sich Expertinnen und Experten an der Weiterentwicklung des zur Super-Puma-Familie gehörenden Helikopters beteiligt. Natürlich kommen die Einnahmen aus dem Geschäft mit Deutschland dem ganzen Unternehmen zugute. Der Berliner Auftrag sichert aber vor allem Arbeitsplätze in Frankreich ab. Das funktioniert auch in der Gegenrichtung: Das französische Innenministerium hatte Ende 2023 einen Großauftrag über 42 Airbus-Hubschrauber vom Typ H145 erteilt. Diese Helikopter werden überwiegend in Donauwörth produziert und schaffen dort Arbeit. Auf Hubschrauber-Ebene funktioniert die deutsch-französische Zusammenarbeit bestens. Von den 42 Maschinen aus Nordschwaben gehen 36 an die französische Rettungs- und Katastrophenschutzbehörde Sécurité Civile. Die französische Strafverfolgungsbehörde Gendarmerie Nationale bekommt sechs Hubschrauber.
Bei der Vertragsunterzeichnung in Berlin für den Bundespolizei-Auftrag zeigte sich der aus Frankreich stammende Airbus-Helicopters-Chef Bruno Even zufrieden: „Ich möchte Deutschland für sein anhaltendes und erneutes Vertrauen in unsere Hubschrauber und insbesondere in unsere H225-Familie danken.“ Der Großauftrag für das Helikopter-Modell ist für die Airbus-Manager eine Bestätigung dafür, dass ihre Bemühungen, die Maschine weiterzuentwickeln und damit die Flugsicherheit noch einmal zu erhöhen, von Kunden anerkannt wird. So wurde etwa das Hauptgetriebe verbessert. Bekanntlich war ein Hubschrauber aus dieser Reihe 2016 in Norwegen und ein weiterer 2023 während des Krieges in der Ukraine abgestürzt, wobei jeweils Insassen ums Leben kamen. Die ukrainischen Behörden hatten jedoch eingeräumt, dass das Unglück nicht auf technische Probleme zurückgehe. Doch Helikopter der Super-Puma-Familie haben bereits mehr als sechs Millionen Flugstunden auf der ganzen Welt erfolgreich absolviert. Even ist überzeugt: „Die H225 wird auch in den kommenden Jahrzehnten einer der technologisch fortschrittlichsten Hubschrauber auf dem Markt bleiben.“
Auch militärische Hubschrauber von Airbus sind gefragt
Airbus Helicopters fährt damit Großauftrag um Großauftrag auch. Im vergangenen Jahr gab es für das Unternehmen auch einen Erfolg im Rüstungs-Bereich, haben doch das Unternehmen und die Bundeswehr einen Vertrag über den Kauf von bis zu 82 militärischen Mehrzweckhubschraubern des Typs H145M unterzeichnet. Dabei wurden 62 dieser Helikopter fest bestellt, 20 weitere können hinzukommen. Im Fachjargon ist von Optionen die Rede. Das ist der größte Auftrag, der jemals für das Modell H145M vergeben wurde. Für das Heer sind zunächst 57 Hubschrauber vorgesehen, die Spezialkräfte der Luftwaffe bekommen fünf Helikopter. Die Maschinen werden in Donauwörth produziert. H145M-Maschinen genießen in Reihen der Bundeswehr hohes Ansehen und werden bereits bei den Spezialeinheiten eingesetzt.