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GP Joule: Das Unternehmen, das klimaneutrale Wärme in den Ort bringt

GP Joule

Das Unternehmen, das klimaneutrale Wärme in den Ort bringt

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    FHackschnitzel punkten für das Klima: Volker Rebele, Servicetechniker bei GP Joule, zeigt, wo die Wärme für das Fernwärmenetz in Asbach-Bäumenheim herkommt.
    FHackschnitzel punkten für das Klima: Volker Rebele, Servicetechniker bei GP Joule, zeigt, wo die Wärme für das Fernwärmenetz in Asbach-Bäumenheim herkommt. Foto: Michael Kerler

    Volker Rebele, der Servicetechniker mit der robusten Arbeitskleidung, öffnet eine Klappe. Dann blickt man hinein in das Holz-Feuer, das bedeutende Gebäude des Ortes über ein Nahwärmenetz mit Wärme versorgt. Schwimmbad, Rathaus, Schule, ein Unternehmen und mehrere Wohnhäuser. Die Heizung läuft klimafreundlich mit Hackschnitzeln, minderwertigem Holz, das aus der Umgebung stammt. Ein Schornstein stößt Dampf in den Himmel, ansonsten ist die Anlage am Ortseingang der Gemeinde Asbach-Bäumenheim unscheinbar. Einfache Zweckbauten, graue Container. Dabei kommt ihnen eine Schlüsselfunktion zu, um Klimaschutz in den Orten umzusetzen. Gibt es ein Nahwärmenetz, ist es kein Problem mehr, Öl- und Gasheizungen in den Häusern zu ersetzen. Planung und Betrieb liegen in den Händen des Unternehmens GP Joule, dessen Vision es ist, daran mitzuarbeiten, das Land zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie zu versorgen. GP Joule bekommt inzwischen mit mehreren Projekten bundesweit Aufmerksamkeit, nicht nur in der Branche.

    Erste Wärmenetze hat GP Joule bereits vor 13 Jahren eingerichtet, inzwischen kommen immer mehr Anfragen von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. "Nahwärmenetze sind ein guter Weg, Orte CO₂-frei mit Wärme versorgen zu können", sagt Felix Schwahn, der als Geschäftsführer bei GP Joule für den Bereich zuständig ist. Derzeit wird in Deutschland dem Umweltbundesamt zufolge rund die Hälfte des Energieverbrauchs für Wärme verwendet. Und der Großteil davon – rund 85 Prozent – wird fossil gedeckt. "Fortschritte sind dringend nötig", sagt Schwahn. 

    Standorte in Buttenwiesen und Schleswig-Holstein

    GP Joule hat große Standorte in Buttenwiesen im Kreis Dillingen an der Donau und im schleswig-holsteinischen Reußenköge. Rund 700 Beschäftigte entwickeln Projekte auf Basis erneuerbarer Energien. Bei der Planung von Nahwärme geht es zum Beispiel zuerst darum, eine Wärmequelle zu identifizieren. Dies kann Abwärme von Biogas-Motoren sein, von Ziegeleien, Industrie- oder Lebensmittelbetrieben, ein Hackschnitzel-Ofen wie in Asbach-Bäumenheim oder künftig eine industrielle Groß-Wärmepumpe. "In Dänemark sind industrielle Wärmepumpen, die überwiegend mit lokal erzeugtem Windstrom betrieben werden, bereits weitverbreitet", sagt Schwahn. GP Joule plant die Netze, organisiert den Bau und kann später auch den Betrieb der Anlagen übernehmen. Meist bleibt das Unternehmen zu einem bestimmten Anteil neben den Kommunen Mit-Eigentümer. Dann können sich die Bürgermeister auch darauf verlassen, dass es funktioniert. 

    Heinrich Gärtner (im Bild) ist zusammen mit Ove Petersen Chef von GP Joule, hier am Standort Buttenwiesen.
    Heinrich Gärtner (im Bild) ist zusammen mit Ove Petersen Chef von GP Joule, hier am Standort Buttenwiesen. Foto: Michael Kerler

    Einer der Gründer des Unternehmens ist Heinrich Gärtner, 51, ein großer Mann mit schulterlangen, nach hinten gekämmten Haaren. Er trägt sie seit Jahren so, die Frisur ist sein Markenzeichen. Gärtner ist das "G" in GP Joule. Ins Leben gerufen hat er die Firma vor rund 15 Jahren mit Ove Petersen, dem "P" in GP Joule. Kennengelernt haben sich beide im Agrar-Ingenieur-Studium in Weihenstephan, beide stammen von einem Bauernhof. und eine Biogasanlage. Petersens Hof liegt in Reußenköge direkt hinter dem Deich, das Meer ist in Sichtweite. 

    Mit dem 1000-Dächer-Programm ging es los

    "Wir hatten uns damals gefragt, was man mit dem Produktionsfaktor Land außer Landwirtschaft noch unternehmen kann", erinnert sich Gärtner. "Die Antwort hat uns zu den erneuerbaren Energien geführt." Erste Erfahrung hatte er mit dem Bau einer Solaranlage, die noch im Rahmen des ersten 1000-Dächer-Programms gefördert worden war, ab 2009 gingen die beiden Unternehmer das Thema professionell an.

    "Die Energiewende findet auf dem Land statt, sie ist dezentral", lautet ihre Grundüberzeugung. Statt großer Kraftwerke gibt es verschiedene Energieformen wie Biomasse, Sonne, Wind, Wasserkraft, die sich ergänzen. "Diese Diversität ist uns wichtig, man muss das Energiesystem als Ganzes denken", ist Gärtner überzeugt. 

    GP Joule startete mit kleinen Projekten. "Manchmal waren wir auch unserer Zeit voraus", sagt Gärtner. Über die Jahre sind manche Anlagen aber deutlich größer geworden. 

    In der Lausitz verwirklicht GP Joule einen der größten Solarparks Deutschlands

    In der Lausitz verwirklicht GP Joule derzeit einen der größten Solarparks Deutschland: Auf dem Gelände eines früheren Braunkohletagebaus drehen sich bereits Windräder. Nun kommt der Solarpark ergänzend dazu. Die Leistung von bis zu 300 Megawatt entspricht einem Gaskraftwerk oder einem Viertel eines früheren Reaktors in Gundremmingen. Auch in unserer Region ist GP Joule aktiv: In Tapfheim ist kürzlich ein 3,5-Megawatt-Solarpark eröffnet worden. Die 8000 Module versorgen das nahegelegene Airbus-Werk in Donauwörth mit grünem Strom

    GP Joule plant in der Lausitz einen der größten Solarparks in Deutschlands.
    GP Joule plant in der Lausitz einen der größten Solarparks in Deutschlands. Foto: GP Joule

    Großes Potential sieht GP Joule auch in der Windkraft. Unter anderem plant die Firma demnächst im Mertinger Forst einen Windpark zu verwirklichen, sagt Martin Demmeler, der bei GP Joule für Windenergie zuständig ist. "Moderne Windkraftanlagen erzeugen in unserer Region am richtigen Standort 14 bis 15 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, damit kann man 4000 Haushalte oder 8000 Einwohner mit Strom versorgen." Der Strompreis sei kalkulierbar, ist die Anlage gebaut, bleibe er stabil, denn man hat keine Brennstoffkosten: "Wenn heute eine Windkraftanlage für 9, 10 oder 11 Cent pro Kilowattstunde Energie erzeugt, hat man diesen Preis auch 2050 noch." Da Bayern den Mindestabstand zur Wohnbebauung in bestimmten Gebieten auf 1000 Meter gesenkt hat, sieht Demmeler wieder mehr Chancen für Wind-Projekte im Freistaat. Wichtig ist es dem Unternehmen, die Bürger am Erfolg der Anlagen teilhaben zu lassen. "Die Energiewende bietet die große Chance, dass die Wertschöpfung am Ort bleibt", sagt GP Joule-Chef Gärtner. 

    Wasserstoff als Lösung, wenn die Stromnetze übervoll sind

    Teilweise sind die Stromnetze aber bereits übervoll, insbesondere an sonnigen, windreichen Tagen liefern Photovoltaik und Windräder mehr Energie, als Bedarf besteht. Dieser Überschuss-Strom kann gut verwendet werden, um Wasserstoff zu erzeugen und damit die Energie zu speichern. Das Referenzprojekt, das GP Joule verwirklicht hat, heißt eFarm und befindet sich in Norddeutschland. In der Nähe von Windparks wird mit Strom

    Mittlerweile hat GP Joule über 130 Solarprojekte verwirklicht, 55 Kilometer Wärmenetze, über 25 Windkraftprojekte und 3 Wasserstoff-Tankstellen. An Gärtners Hof in Buttenwiesen sind für sein Team Bürogebäude entstanden, davor stehen Ladesäulen. Über 135 Leute arbeiten hier, GP Joule hat zudem Büros in Frankreich, Österreich, Italien und Irland. Der Klimaschutz hat dem Thema erneuerbarer Energien neuen Schub verliehen. 

    Die Firma GP Joule plante und betreut das Nahwärmenetz in Asbach-Bäumenheim, im Bild Servicetechniker Volker Rebele.
    Die Firma GP Joule plante und betreut das Nahwärmenetz in Asbach-Bäumenheim, im Bild Servicetechniker Volker Rebele. Foto: Michael Kerler

    Bei GP Joule plant man, sich bald auch an Privatkunden zu richten und ihnen Strom anzubieten. "GP Joule Plus" soll es ermöglichen, Strom dann zu beziehen, wenn er am Markt gerade besonders günstig ist. 

    Ein kleiner Teil der Energie mag auch künftig importiert werden, weil es günstiger ist, zum Beispiel in Form von Wasserstoff. "Wir haben aber alle Technologien und auch genügend Fläche, um das Land zu 100 Prozent erneuerbar zu versorgen", sagt Gärtner mit Überzeugung. "Wir können uns einen weiteren Raubbau an der Natur nicht leisten."

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