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Gewerkschaft: Lob für hohen Lohn-Abschluss in der Metall-Industrie

Gewerkschaft

Lob für hohen Lohn-Abschluss in der Metall-Industrie

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    IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hat sich in den Tarifverhandlungen durchgesetzt.
    IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hat sich in den Tarifverhandlungen durchgesetzt. Foto: Marijan Murat, dpa

    Führende Ökonomen haben den Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie positiv aufgenommen. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion. So sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest: „Das ist ein gutes Ergebnis.“ Für wichtig hält er es, dass längere Streiks abgewendet wurden, welche die aktuelle Krise verschärft hätten. Die Löhne der Belegschaften werden in zwei Stufen im Juni 2023 um 5,2 Prozent und im Mai 2024 um 3,3 Prozent erhöht.

    Fuest lobte, dass die Beschäftigten der Schlüsselindustrie (Maschinenbau, Autohersteller) in den Genuss von zusätzlich einmalig 3000 Euro kommen. Der von der Bundesregierung steuer- und abgabenfrei gestellte Inflationsbonus wird den Mitarbeitern nach dem Tarifvertrag voll ausgezahlt. Der Ifo-Chef machte jedoch deutlich: „In vielen anderen Bereichen der Wirtschaft wird es nicht möglich sein, die Einmalzahlung zu nutzen.“ Insofern könnten Unternehmen und Beschäftigte der Metallindustrie sehr zufrieden sein.

    Viele Metall-Firmen konnten Preise erhöhen

    Auch Dominik Groll, Arbeitsmarkt-Experte des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, begrüßt das „vertretbare“ Tarifergebnis: „Denn es hört sich höher an, als es ist.“ Der Wissenschaftler rechnete auf Anfrage aus, dass der Abschluss über zwei Jahre verteilt – einschließlich gewährter Einmal- und Sonderzahlungen – durchschnittlich 6,1 Prozent ausmache. Dabei hätten die Beschäftigten des Wirtschaftszweigs zwischen 2020 und 2022 nur geringfügige Lohnerhöhungen bekommen. Die jetzt ausgehandelten Gehaltssteigerungen sind aus Grolls Sicht auch deswegen in Ordnung, weil es vielen Firmen gelungen ist, die Preise gegenüber ihren Kunden so stark zu erhöhen, dass sie dadurch die gestiegenen Energiekosten überkompensieren konnten. Für den Ökonomen ist es ein „verantwortungsvoller Abschluss“, zumal zwischen den Tarifparteien Vereinbarungen getroffen wurden, die es Firmen in Not ermöglichen, vom Tarifvertrag abzuweichen.

    Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer übte keine Kritik an dem Metall-Ergebnis: „Es stellt einen Kompromiss dar, der für beide Seiten schmerzhaft ist.“ Gewerkschaft und Arbeitgeber hätten sich so den Einkommensverlust geteilt, der durch die massive Verteuerung der deutschen Energieimporte entstanden ist.

    Arbeitgeber setzen sich durch: Lange Laufzeit des Tarifabschlusses

    IG Metall und Unternehmensvertreter hatten sich in der Nacht zu Freitag in Baden-Württemberg nach rund zwölfstündigen Verhandlungen geeinigt. Der Pilotabschluss soll nach Informationen unserer Redaktion auch in Bayern übernommen werden. Während die Gewerkschaft acht Prozent mehr Lohn gefordert hatte und hier in der Summe ein im historischen Vergleich hohes Ergebnis erzielt hat, konnten auch die Arbeitgeber punkten. Denn sie setzten sich bei der Laufzeit des Tarifvertrages durch, der nun für 24 Monate Gültigkeit hat. Die IG Metall wollte nur für ein Jahr abschließen.

    Die Unternehmensvertreter bekamen auch ihren Wunsch nach einer möglichst hohen Flexibilität des Tarifvertrages erfüllt. So wurde zwar grundsätzlich vereinbart, dass der Inflationsbonus von 3000 Euro in zwei Tranchen zu je 1500 Euro bis jeweils 1. März 2023 und 1. März 2024 ausgezahlt werden soll. Zeitliche Verschiebungen seien allerdings möglich. Eine weitere Sonderzahlung von künftig rund 600 Euro kann später überwiesen, gekürzt oder gestrichen werden. Das hilft kriselnden Firmen. So begrüßte auch Bayerns Metall-Industrie-Verband den Abschluss, bewertete den Kompromiss aber als „an der Schmerzgrenze und zum Teil darüber“.

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