Zeig mir deine Apps und ich sage dir, wie du tickst. In Zeiten, in denen das Smartphone immer mehr zur Projektionsfläche für persönliche Interessen und Bedürfnisse wird, ist dies keineswegs nur eine steile These, sondern für viele Menschen tatsächlich umsetzbar. Auch bisher sehr sensible Bereiche wie die Gesundheit sind davon nicht ausgenommen. So sind mittlerweile über 100.000 sogenannte Gesundheits-Apps in den App-Stores erhältlich. Diese versprechen dem Nutzer, ihn über Themen aus den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Selbstoptimierung zu informieren oder medizinische Werte messen, speichern und auswerten zu können.
Das beginnt bei Lifestyle-Apps mit Bewegungs- und Fitnesstrackern oder Unterstützung bei einer ausgewogenen Ernährung. Es geht weiter mit hilfreichen Service-Apps, die an Vorsorgetermine oder die Einnahme von Medikamenten erinnern. Auch vor komplexeren medizinischen Anwendungen, die bei der Selbstdiagnose und Therapie von Krankheiten helfen sollen, macht die Entwicklung nicht halt. Einige beschränken sich auf die Kontrolle und Überwachung von z.B. Blutzuckerwerten oder Krankheitssymptomen. Andere gehen einen Schritt weiter und sollen beispielsweise bei der Früherkennung von Hautkrebs helfen oder bei Schlafstörungen, Tinnitus oder Rückenschmerzen unterstützen.
Der Nutzen der Apps wird sehr unterschiedlich bewertet
Vorteile werden Gesundheits-Apps für das Selbstmanagement chronisch kranker Menschen zugeschrieben, insbesondere wenn es darum geht, langfristig an lebensstilverändernden Gewohnheiten zu arbeiten (z.B. bei Adipositas oder Diabetes). Auch in Verbindung mit Telemedizin können medizinische Apps vor allem in ländlichen Gebieten Versorgungslücken schließen und eine wichtige Funktion übernehmen.
Natürlich gibt es auch Risiken, die von Gesundheits-Apps ausgehen. Gerade bei Jugendlichen können Lifestyle-Apps dazu beitragen, bestimmte Körper- und Rollenbilder aus Werbung und Social Media zu verfestigen, indem sie zu exzessivem Sport oder unausgewogener Ernährung anregen. Bei medizinischen Apps kann es durch Fehlfunktionen oder falsche Bedienung zu Fehldiagnosen und im schlimmsten Fall zu Schäden kommen. Hier gilt: Eine App kann den Arzt nicht ersetzen.
Besonders geprüfte Apps gibt es auf Rezept
Auch der Preis spielt eine Rolle. Viele Apps kosten nichts, sind aber teuer in der Entwicklung. Geld verdienen die Hersteller dann über Werbung und die Nutzung der Daten, zum Beispiel für ein Nutzerprofiling. Generell sind Datenschutzverletzungen bei digitalen Anwendungen nie auszuschließen. Man kann aber durch die richtige Auswahl der Apps die Datenschutzrisiken zumindest stark reduzieren.
Eine solche Möglichkeit ist die „App auf Rezept“. Dabei handelt es sich um besonders geprüfte und regulierte Gesundheitsapps, die vom Arzt verschrieben und von der Krankenkasse bezahlt werden. Sie zeichnen sich durch eine sehr hohe Datensicherheit aus und müssen garantieren, dass keine Daten zu Werbezwecken weitergegeben werden. Derzeit gibt es 64 dieser digitalen Gesundheits-Apps. Sie sind im sogenannten Diga-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte unter diga.bfarm.de/de zu finden.
Zur Person: Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.
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