Nach Problemen im Personenverkehr während der Sperrung der Rheintalbahn hat auch der Verband Die Güterbahnen «chaotische Betriebsabläufe» moniert. Die seit drei Jahren geplante Umleitung von bis zu 37 Güterzügen täglich über Frankreich stocke, weil zu viele Züge aufgrund mangelhaft koordinierter Steuerung zu überfüllten Gleisanlagen in Wörth geleitet würden, hieß es in einer Mitteilung von Freitagabend. Ein Bahnsprecher erklärte am Samstag, DB Cargo sei es mit Captrain (Frankreich) und SBB Cargo (Schweiz) gelungen, alle gestauten Züge wieder ins Rollen zu bringen.
Die Rheintalbahn liegt auf einer der wichtigsten europäischen Verbindungen im Schienengüterverkehr. Auf der Strecke werden eigentlich Güter zwischen den Nordseehäfen, wichtigen westdeutschen Industrieregionen, der Schweiz und Norditaliens Ballungsräumen transportiert. Erstmals gibt es für die dreiwöchige Vollsperrung wegen Bauarbeiten seit 9. August ein Umleitungskonzept. Das hatten die Güterbahnen vorab auch gelobt.
«Wörth muss Chefsache werden»
Nun kritisierte Geschäftsführer Peter Westenberger allerdings: «Es gibt beim Infrastrukturbetreiber DB InfraGo nach unseren Erkenntnissen keine klare Verantwortungszuweisung zwischen Zentrale und Region für die Betriebsabwicklung.» Nachdem die ersten Tage weitgehend planmäßig verlaufen seien, stehe das Konzept mit der allmählichen Zunahme des Bahnverkehrs zum Ende der Sommerferien nun vor dem Scheitern. «Wörth muss Chefsache werden», forderte Westenberger der Mitteilung zufolge.
Der Bahnsprecher erklärte, das neue Konzept einer Umleitung über das Elsass mit einem Dieselzug-Pendelverkehr habe natürlich nicht die vollständige Kapazität der elektrifizierten, zweigleisigen Rheintalbahn. Es biete aber eine «dynamische Lösung, die wir ständig weiter ausarbeiten». Allein DB Cargo könne so mehr als 220 eilige Containerzüge trotz Vollsperrung auf dieser Route fahren. Neun europäische Güterbahnen und Infrastrukturbetreiber arbeiten dem Sprecher zufolge bei der erstmals umgesetzten Umleitung Hand in Hand.
Probleme auch beim Schienenersatzverkehr
Während der dreiwöchigen Vollsperrung bis 30. August soll unter anderem das südliche Ende des Tunnels in Rastatt an das Streckennetz angebunden werden. Ferner sind nach Angaben der Deutschen Bahn Arbeiten an Weichen, Stellwerken und Signalanlagen geplant.
Im Personenverkehr gibt es statt Umleitungen Ersatzverkehr in Form von Bussen auf dem Abschnitt zwischen Baden-Baden und Rastatt. Hier hatten anfangs nicht ausreichend Busse zur Verfügung gestanden. Fahrgäste monierten unter anderem auch mangelhafte Beschilderung für die Wege zum Schienenersatzverkehr. Die Deutsche Bahn bat die Stadt Baden-Baden um Hilfe. Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz waren im Einsatz und versorgten Wartende in der sommerlichen Hitze mit Wasser.
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