Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Gender Pay Gap: So unterschiedlich verdienen Männer und Frauen in der Region

Gender Pay Gap

So unterschiedlich verdienen Männer und Frauen in der Region

    • |
    Frauen verdienen in ganz Deutschland weniger als Männer. Und sie arbeiten häufiger in Teilzeit.
    Frauen verdienen in ganz Deutschland weniger als Männer. Und sie arbeiten häufiger in Teilzeit. Foto: Andrea Warnecke, dpa (Symbolbild)

    Wenn es ums Geld geht, sind Frauen immer noch benachteiligt. Das hat eine aktuelle Anfrage der Linken im Bundestag, die unserer Redaktion vorliegt, bestätigt. Die Fraktion wollte wissen: Wie viel verdienen Männer und Frauen im Schnitt in Bayern - und in den einzelnen Landkreisen und Städten? Die Antwort: Selbst Frauen, die in Vollzeit arbeiten, verdienen deutlich weniger als Männer. Aber: Die meisten Frauen arbeiten gar nicht in Vollzeit, sondern in Teilzeit. In der Region ist das nicht anders und dennoch gibt es einige Kreise, in denen die Lohnlücke besonders groß ist, oder in denen vergleichsweise viele Frauen in Teilzeit arbeiten.

    Aber von vorn. Einmal im Jahr findet in Deutschland der Equal Pay Day statt. Der Aktionstag fällt dieses Jahr auf den 10. März und er will genau auf diese Lohnlücke hinweisen. Deshalb findet er immer an dem Datum statt, bis zu dem Frauen rein rechnerisch arbeiten müssten, um im Vorjahr genauso viel verdient zu haben wie Männer. Denn die Einkommensunterschiede in Deutschland sind groß. Im europaweiten Vergleich landet Deutschland auf einem der hinteren Plätze, wie jüngst eine Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ergeben hat.

    Equal Pay Day: In Schwaben verdienen Frauen mehr als 700 Euro im Monat weniger als Männer

    In Deutschland lag das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen Ende 2019 bei 3401 Euro. Männer verdienten im Schnitt 3560 Euro, Frauen 443 Euro weniger - also 3117 Euro. In Bayern liegt der Lohn zwar etwas höher als im Bundesschnitt - das Monatseinkommen betrug 3549 Euro - dafür klafft die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen auch weiter auseinander. Frauen verdienen im Freistaat knapp 600 Euro weniger im Monat als Männer - in Schwaben liegt die Differenz sogar bei 716 Euro.

    Susanne Ferschl, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, weist noch auf einen weiteren Punkt hin: Im Freistaat arbeitet statistisch gesehen knapp jede vierte Vollzeitbeschäftigte im Niedriglohnbereich, bei den Männern ist es nur jeder Achte. „Es ist nichts Neues: Frauen sind in fast allen Bereichen des Arbeitsmarktes deutlich schlechter gestellt. Ein lang bekanntes und strukturelles Problem, das die Bundesregierung vor sich her schiebt. Notwendig ist eine entschlossene Politik, die prekärer Beschäftigung und dem Niedriglohnsektor einen Riegel vorschiebt“, sagt Ferschl. Aber was heißt das konkret für die Situation in der Region?

    Lohnlücke: Am meisten verdienen Menschen, die in Augsburg arbeiten

    Um die Frage zu beantworten, wie gleichgestellt Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt sind, kann man sich zwei verschiedene Faktoren ansehen: Zum einen das Einkommen, zum anderen den Anteil der Menschen, die in Teilzeit oder Vollzeit arbeiten. Denn sowohl das Einkommen als auch die Arbeitszeit geben Auskunft über die Karrierechancen und haben später Einfluss auf die Höhe der Rente.

    Schaut man sich an, wie viel Frauen und Männer in den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten in der Region verdienen, zeigen sich zwei Dinge: Erstens verdienen Frauen, die in Vollzeit arbeiten, egal in welchem Kreis weniger als Männer. Zweitens sind die Unterschiede regional aber verschieden ausgeprägt. Unabhängig vom Geschlecht liegt das monatliche Einkommen in der Stadt Augsburg am höchsten - wenn auch für Frauen und Männer nicht gleich hoch. Mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 3237 Euro verdienen Männer, die im Landkreis Augsburg arbeiten, im regionalen Vergleich am wenigsten. Für Frauen liegt das Durchschnittsgehalt im Kreis Aichach-Friedberg am niedrigsten.

    Im Landkreis Ostallgäu ist die Lohnlücke am größten

    Während der Unterschied zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Gehalt in der Region bei Männern aber fast 950 Euro ausmacht, beträgt die Spanne bei Frauen nur 480 Euro - weil ihr Lohnniveau insgesamt niedriger ist. Die Lohnlücke - also der Unterschied zwischen dem Durchschnittseinkommen eines Mannes und dem einer Frau - ist regional sehr unterschiedlich. Im Landkreis Ostallgäu verdient eine Frau im Schnitt ein Fünftel weniger als ein Mann. Im Landkreis Augsburg verdienen Frauen dagegen nur etwa ein Achtel weniger als Männer, was vor allem daran liegt, dass das Monatseinkommen von Männern dort vergleichsweise niedrig ist.

    Die Statistiken zur Teilzeit zeichnen ein ähnliches Bild: Die Arbeit ist zwischen Männern und Frauen ungleich verteilt. So arbeiten in der Region etwas mehr als 234.900 Menschen in Teilzeit - 83,3 Prozent davon sind Frauen. Guckt man sich zudem an, wie viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Region jeweils in einer Voll- oder Teilzeitstelle arbeiten, ist die Situation ähnlich: Während über die Hälfte der Frauen in Teilzeit arbeitet, tun das nur etwa sieben bis 13 Prozent der Männer.

    Am häufigsten arbeiten Männer in Augsburg in Teilzeit: Dort liegt die Quote mit 13 Prozent am höchsten. Passend dazu ist dort auch der Anteil der Frauen, die in Teilzeit arbeiten, mit 49,9 Prozent vergleichsweise niedrig. In Memmingen liegt die Teilzeitquote der Frauen nur bei 46,7 Prozent. Mit 55,6 Prozent arbeiten die meisten Frauen im Kreis Dillingen in Teilzeit - die wenigsten Männer entscheiden sich im Landkreis Donau-Ries für eine Teilzeitstelle.

    Mehr Frauen als Männer müssen im Alter Grundsicherung beantragen

    Verschiedene Studien zeigen, dass vor allem Mütter weniger arbeiten, um sich um die Kinder zu kümmern - so lässt sich der Unterschied in der Teilzeit- und Vollzeitquote bei Männern und Frauen erklären. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Karrierechancen von Frauen - und damit auf ihr Einkommen. Oder anders ausgedrückt: Weil Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, sinken ihre Karrierechancen und damit bleibt ihr Gehalt im Vergleich zu jenem von Männern niedriger.

    Welche Auswirkungen dieses Ungleichgewicht am Arbeitsmarkt haben kann, wird deutlich, wenn man auf die Renten blickt. Frauen bekommen - zumindest in Westdeutschland, wo es üblich war, dass Mütter nicht oder weniger arbeiten - deutlich weniger Rente ausgezahlt als Männer. Rentnerinnen in Bayern bekamen 2019 im Schnitt 416 Euro weniger Rente im Monat als Rentner. In der Region hat das auch Auswirkungen darauf, wer im Alter Grundsicherung beantragen muss: In den meisten Kreisen und Städten sind es deutlich mehr Frauen.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden