Was sind Echtzeit-Überweisungen und wofür sind sie gut?
Wie der Name schon sagt, sind Echtzeit-Überweisungen Geldtransfers, die quasi sofort abgewickelt werden. Anders als bei regulären Überweisungen, bei denen bis zu drei Banktage vergehen können, bis die angewiesene Summe beim Empfänger ankommt, brauchen Echtzeit-Überweisungen nur wenige Sekunden. Zu jeder Tages- und Nachtzeit, auch am Wochenende.
Das kann in bestimmten Fällen von Vorteil sein: Zum Beispiel beim Kauf eines Gebrauchtwagens, wenn der Verkäufer oder die Verkäuferin darauf besteht, das Geld sofort zu erhalten. Oder wenn Bankkundinnen und -kunden an einem Sonntagabend dringend Geld an Verwandte schicken müssen – womöglich sogar ins Ausland.
Was hat das EU-Parlament jetzt beschlossen?
Das EU-Parlament hat jetzt zum einen beschlossen, dass in Zukunft alle Banken im EU-Raum Echtzeit-Überweisungen anbieten müssen. Außerdem hat die EU die Gebühren gedeckelt: Verbraucherinnen und Verbraucher sollen für Echtzeit-Überweisungen zukünftig nicht mehr zahlen als für normale Transaktionen.
Bislang gibt es noch viele Banken, bei denen das schnelle Senden von Geld extra kostet. Laut dem Vergleichsportal Verivox sind es in Deutschland bis zu drei Euro. Wie hoch die Kosten genau sind, unterscheidet sich von Bank zu Bank.
Was bedeutet das für Verbraucher?
Standard-Überweisungen sind in Deutschland meistens kostenlos, dementsprechend wären auch die Schnell-Transaktionen gebührenfrei. Laut Sascha Straub, Experte für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Bayern, gab es zuletzt aber wieder mehr Banken, die auch für normale Überweisungen Gebühren erheben. Die EU-Kommission allerdings geht nicht davon aus, dass Banken jetzt systematisch Gebühren erhöhen, um sich Einnahmen zu sichern.
Bis Bankkundinnen und -kunden in Deutschland von der Neuerung bei Echtzeit-Überweisungen profitieren, kann es noch etwas dauern. Laut EU-Parlament müssen Banken die Änderungen beim Empfangen bis spätestens Ende des Jahres umsetzen. Für das schnelle Senden von Geld haben Zahlungsdienstleister noch bis Mitte 2025 Zeit. In EU-Staaten, die noch nicht den Euro haben, gibt es eine Übergangsfrist.
Nutzen viele Menschen Echtzeit-Überweisungen?
Sie waren bislang mehr die Ausnahme als die Regel. Wie die DZ-Bank – das Zentralinstitut der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken – auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, machten die Sofort-Transaktionen dort zuletzt nur 3,5 Prozent aller Überweisungen aus. In den vergangenen Jahren sei die Zahl aber stark gestiegen. Die EU-Kommission schätzt, dass der Anteil aller Echtzeit-Überweisungen immerhin elf Prozent beträgt.
Knapp 70 Prozent der Menschen, denen die Schnell-Buchungen bekannt waren, würden sie allerdings regelmäßig nutzen, sobald Gebühren dafür wegfielen. Das deckt sich mit der Einschätzung von Experten, dass mit der Deckelung der Kosten Echtzeit-Überweisungen in Zukunft stärker nachgefragt werden.
Wie sicher sind Echtzeit-Überweisungen?
Echtzeit-Überweisungen sind nicht per se unsicher. Laut Verbraucherschützer Sascha Straub kann die Schnelligkeit in gewissen Situationen aber zum Nachteil werden. Etwa wenn Kundinnen oder Kunden eine Fehlbuchung passiert, weil sie zum Beispiel die falschen Daten eingegeben haben.
Bei einer Standard-Überweisung gebe es, so Straub, immer noch die Möglichkeit, bei seiner Bank anzurufen und die Buchung zu stoppen. "Wer dagegen eine Echtzeit-Überweisung genutzt hat, kann das Geld nicht mehr so leicht zurückholen." Der Betrag landet nämlich schon binnen weniger Sekunden auf dem Empfängerkonto.
Banken im EU-Raum sollen deswegen in Zukunft neue Sicherheitsmaßnahmen einführen. Mit neuen Mechanismen soll unter anderem die Identität von Empfängern auch bei Echtzeit-Überweisungen überprüft werden.
Was ist mit Alternativen wie Paypal oder Klarna?
Neben der Echtzeit-Überweisung direkt über die Bank gibt es auch andere Möglichkeiten, schnell Geld zu verschicken. Beliebt sind unter anderem die Zahlungsdienste von Paypal, Giropay oder Klarna ("Sofortüberweisung"). Sie werden vor allem für das Einkaufen im Internet genutzt.
Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern möchte nicht generell einen der Dienste empfehlen. "Verbraucher sollten das nutzen, was für sie am praktischsten ist." Der Verbraucherschützer begrüßt aber, dass mit dem EU-Entscheid für kostengünstigere Echtzeit-Überweisungen mehr Wettbewerb in die Branche komme. "Wenn die Banken jetzt in diese Lücke schlagen und die Konkurrenz beleben, ist das nicht schlecht." Zumal es sich – anders als beim US-Unternehmen Paypal – um ein europäisches System handle.