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Geldanlage: Sparer können wieder hoffen

Geldanlage

Sparer können wieder hoffen

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    Bei Tagesgeld können Kunden inzwischen wieder auf Zinsen hoffen.
    Bei Tagesgeld können Kunden inzwischen wieder auf Zinsen hoffen. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa (Symbolbild)

    Nach Jahren der Null- und Negativzinsen atmen Sparer auf: Seit kurzem erhalten sie bei einigen Direktbanken wieder 2 Prozent oder mehr für eine sichere, täglich verfügbare Geldanlage. Angeheizt wird der Wettbewerb von jungen Finanzdienstleistern. Vor allem sogenannte Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital und die C24-Bank des Vergleichsportals Check24 mischen den Markt auf. Viele typische Tagesgeld-Sparer haben die Namen noch nie gehört oder wissen, wenig mit ihnen anzufangen. Doch wer in diesen Tagen nach Top-Zinsen im Internet sucht, stößt fast unweigerlich auf sie. 

    Um welche Art von Anbietern geht es dabei?

    Das Geschäftsmodell von Neobrokern besteht darin, für risikobereite Anleger Aktien oder Aktienfonds zu kaufen, etwa im Rahmen von ETF-Sparplänen. Die Dienstleister versprechen günstige Konditionen und eine unkomplizierte Abwicklung per Smartphone und App. Dass sie jetzt mit relativ hohen Zinsen auf den Markt für sichere Geldanlagen drängen, hat viele Beobachter überrascht. Das Geld wird auf dem Depot-Verrechnungskonto des Anlegers verwahrt.

    Bei der C24-Bank von Check24 ist die Besonderheit, dass sie ab April Zinsen für Guthaben auf einem Girokonto zahlen will – das bei anderen Instituten generell unverzinst ist. Die Bank wirbt außerdem damit, Kunden auch Finanzprodukte anderer Anbieter über das Check24-Vergleichsportal zu vermitteln, etwa Ratenkredite oder Baufinanzierungen. 

    Wie hoch sind die Zinsen? 

    Mit Zinsofferten zwischen 2 und 2,3 Prozent gehören die Newcomer zu den aktuellen Spitzenanbietern bei täglich verfügbaren Spargeldern. Trade Republic hat es sogar auf Anhieb in die Bestenliste der Stiftung Warentest geschafft. Eine ähnlich hohe Rendite gibt es derzeit nur bei wenigen Direktbanken wie Bank11, IKB, Opel Bank, TF Bank oder Consorsbank. Die meisten Filialbanken und Sparkassen verharren hingegen noch bei null Prozent oder knapp darüber, wie das Verivox-Vergleichsportal ermittelte. 

    Wo liegt das Problem? 

    Wer sich für eines der neuen Angebote entscheidet, muss damit rechnen, auch zu anderen Geschäftsabschlüssen animiert zu werden: bei den Neobrokern insbesondere zur Anlage in Aktien, die im Unterschied zum Tagesgeld ein Verlustrisiko in sich bergen, und bei C24 zu Verträgen mit Anbietern vom Check24-Vergleichsportal – das dann Provisionen für eine Vermittlung kassiert. Den Verbraucherzentralen ist diese Masche wohlbekannt. "Da geht es zu wie im Discounter. Wenn die Kunden erst einmal im Laden stehen, um sich das Schnäppchen aus der Werbung zu sichern, kann man ihnen auch noch andere Produkte gegen Provision verkaufen, zum Beispiel Aktienfonds oder Versicherungen", sagt Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Banken der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Er rät sicherheitsorientierten Sparern deshalb zur Vorsicht. "Die Werbung für den Einstieg in den Aktienmarkt sollten sie besser ignorieren. Aktien bieten zwar auf lange Sicht weitaus höhere Ertragschancen, sie sind aber auch mit erheblichem Wertschwankungsrisiko verbunden", so der Verbraucherschützer. 

    Kein prinzipielles Problem sieht er hingegen darin, sich auf zeitlich befristete Zinsangebote einzulassen, die es ähnlich auch bei anderen Instituten gibt: "Wenn ein Lockangebot ausläuft, muss man keine Skrupel haben, den Anbieter erneut zu wechseln." Beispielsweise garantiert die C24-Bank die 2-prozentige Verzinsung des Girokonto-Guthabens nur bis Ende des Jahres. Allerdings zeigt die Erfahrung: Viele Kunden bleiben auch dann an Bord, wenn der Lockzins nicht mehr gilt. 

    Welche Haken gibt es noch?

    Da steckt der Teufel im Detail, vor allem wenn es um die Sicherheit der Einlage geht. Nach EU-Recht sind 100.000 Euro je Kunde und Bank bei einer Insolvenz geschützt. Die Verbraucherzentralen empfehlen jedoch, das Geld nur bei Instituten mit deutscher Einlagensicherung anzulegen. Scalable Capital und C24 bringen diese Voraussetzung eigenen Angaben zufolge mit. 

    Bei Trade Republic heißt es hingegen, das Spargeld werde bei einer von drei Partnerbanken verwahrt, darunter einer mit Sitz in Irland. "Verbraucher werden hier im Unklaren darüber gelassen, über welche Einlagensicherung ihre Anlagensumme abgesichert sein wird. Das kann auch die irische Einlagensicherung sein", moniert Nauhauser. In der Finanzkrise habe man gesehen, dass sich Bankpleiten nie ganz ausschließen lassen. "Und wer weiß schon, ob die Regierung des betroffenen Landes in so einem Fall dann wirklich die Forderungen deutscher Sparer begleichen möchte? Das Risiko muss man nicht eingehen", meint der Verbraucherschützer.

    Außerdem ist auf mögliche Kosten der Geldanlage zu achten. So zahlt Scalable Capital zwar 2,3 Prozent Zinsen für eine Einlage von bis zu 100.000 Euro, verlangt aber gleichzeitig eine Gebühr von 4,99 Euro im Monat. Das nagt am Zinsertrag. Die Verbraucherzentrale hat nachgerechnet: Für Kunden, die nur 10.000 Euro anlegen, reduziere sich der Zins dadurch auf effektiv rund 1,7 Prozent. Wer dagegen die vollen 100.000 Euro ausschöpft, erhalte nach Abzug der Gebühren immerhin noch rund 2,24 Prozent.

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