Von unserem Redaktionsmitglied
Derartige Demonstrationen verfehlen ihre Wirkung auf potenzielle Kunden nicht, wie Metzner und Becker berichten. Dafür fahren sie, das Demo-Becken im Anhänger, auch schon mal dorthin, wo sie besonders interessierte Abnehmer treffen, zu Feuerwehrtreffen oder Ausstellungen beispielsweise. Sogar ins ferne Japan, wo das Tochterunternehmen SHG Spechtenhauser Hochwasser- und Gewässerschutz GmbH seit Mai einen Vertriebspartner hat. Auch in Asien sollen mit Vorführungen auf Messen vor allem Feuerwehren für die Erzeugnisse aus dem Allgäu begeistert werden. In Deutschland ist diese Überzeugungsarbeit bei Katastrophenschützern kaum noch notwendig, wie Reinhold Metzner sagt. Das kleine Unternehmen hat sich diesen Bereich seit drei Jahren gezielt erschlossen.
Bis zum Pfingsthochwasser 1999 wurden vor allem maßgeschneiderte Anlagen für die Abwasserentsorgung gefertigt, zu denen natürlich Pumpen gehören. Nach wie vor widmet sich das Stammunternehmen Spechtenhauser Pumpen GmbH "individuellen Kundenwünschen beim Bau von Hebeanlagen, Pumpaggregaten und anderen Abwasserentsorgungssystemen für schwierige Pumpmedien", verkündet der Firmenprospekt. Für die mobilen Spezialpumpen wurde Anfang des Jahres die Tochter SHG gegründet, deren Geschäftsführer und Mitinhaber der 33-jährige Jens Becker ist.
Die Gründung dieser Firma diente auch dazu, den jungen Diplom-Wirtschaftsingenieur, der schon als Praktikant im Hause tätig war, an das Unternehmen zu binden und als möglichen Nachfolger des 53-jährigen Firmenchefs Metzner aufzubauen. Der hat zwar zwei Kinder, doch die 22-jährige Tochter ist in einer anderen Branche tätig, und der 24-jährige Sohn studiert noch. "Mit der jetzt gefundenen Lösung stehen meine Kinder nicht unter Druck, das Unternehmen zu übernehmen", sagt Reinhold Metzner.
Er weiß, wie wichtig es ist, die Weichen für die Zukunft rechtzeitig zu stellen. Als er die Firma Spechtenhauser 1993 übernahm, "war sie nach dem Tod des Chefs praktisch führungslos". Der Diplomingenieur Metzner suchte damals nach einer neuen Aufgabe. Er war in der Mikrochip-Fertigung eines kleinen Unternehmens tätig, das an einen US-Konzern verkauft wurde. Metzner war schnell "die Großkonzernmühle mit ihren langen Entscheidungswegen" leid und beschloss, sich selbstständig zu machen. Zufällig erfuhr er von dem verwaisten Unternehmen in Buchloe mit damals 18 Mitarbeitern. "Das war ein typischer Handwerksbetrieb mit viel Wissen in den Köpfen, aber nichts davon schriftlich festgehalten." Metzner kaufte die Firme und baute sie als Existenzgründer mit öffentlicher Förderung aus.
Seit rund fünf Jahren ist die Firma in einem schmucken Neubau in Waal untergebracht und hat mittlerweile knapp 40 Mitarbeiter, darunter zwei Meister und fünf Auszubildende. "In diesem Jahr fertigen wir allein 400 Pumpen und werden rund 8 Millionen Euro Umsatz machen", sagt Metzner. Dabei setzt er auf Arbeitsteilung und lässt vieles von Zulieferern erledigen. So werden die Gussteile der Pumpen von einem Betrieb im nahe gelegenen Unterdießen bearbeitet. Entwicklung, Montage und Qualitätssicherung gehen aber nicht außer Haus. Und auch die Schaltschränke mit der Elektrik sind aus eigener Produktion. "Da gehen wir keine Kompromisse ein", sagt Reinhold Metzner.
Die Pumpentechnik hat er durch Patente absichern lassen - "auch das gehört zu unserem Erfolgsrezept". Als sich beim Pfingsthochwasser 1999 in der Praxiszeigte, wie leistungsfähig die Pumpen aus Waal in solchen Fällen sind, wurden sie feuerwehrtauglich gemacht. Das Gewicht wurde dazu von 130 auf 47 Kilogramm verringert, damit zwei Personen die Pumpe tragen können.
Bei Katastrophen wie dem Hochwasser in diesem Jahr stellt das Unternehmen alle verfügbaren Pumpen den Einsatzkräften kostenlos zur Verfügung - und notfalls Mitgeschäftsführer Becker dazu. Der war tagelang in Prag im Einsatz. Dass die Katastrophenschützer anschließend die Pumpen häufig kaufen möchten, sehen Metzner und Becker als Bestätigung ihrer Strategie, mit ihren Produkten im Einsatz zu überzeugen. Auch aus Spanien kamen nach dem Tankerunglück Anfragen, doch bei einem Gemisch aus Öl und Wasser muss das Unternehmen noch passen. Aber in enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Institut für Abfallforschung und der Fachhochschule Augsburg wird bereits an einer Lösung gearbeitet, die verschiedene Flüssigkeiten wesentlich besser als bisher möglich trennt. Solche Geräte braucht nicht nur der Katastrophenschutz. Auch in der Industrie sehen Metzner und Becker großen Bedarf. Sie werden wohl ein neues Vorführbecken brauchen.
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