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Gaskrise: Steigende Energiekosten: Sozialverbände fordern drittes Entlastungspaket

Gaskrise

Steigende Energiekosten: Sozialverbände fordern drittes Entlastungspaket

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    Im Bereich der Gasversorgung könnte es wegen des Krieges in der Ukraine im Winter in Deutschland zu Problemen kommen.
    Im Bereich der Gasversorgung könnte es wegen des Krieges in der Ukraine im Winter in Deutschland zu Problemen kommen. Foto: Stefan Sauer, dpa (Symbolbild)

    Schon heute gehen die Preise für Energie durch die Decke. Eine Familie mit einem Durchschnittsverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas wird in diesem Jahr bis zu 2000 Euro mehr fürs Heizen zahlen als im vergangenen. Mindestens. Denn weil Russland seit kurzem weniger Gas nach Deutschland schickt, werden die Preise aller Wahrscheinlichkeit nach noch höher schießen.

    In Berlin reichen die Schätzungen von Versechsfachung bis Verzehnfachung. Die Sozialverbände sind deshalb in großer Sorge, dass Millionen Menschen diese Steigerungen nicht mehr stemmen können. Sie fordern zusätzliche Hilfen, noch bevor die beschlossene Unterstützung aus den beiden Entlastungspaketen vollständig ausgezahlt ist. „Für sehr viele Menschen spitzt sich die Lage gerade extrem zu“, sagte die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, unserer Redaktion. „Deswegen muss jetzt ganz schnell ein drittes Entlastungspaket geschnürt werden für alle bisher Vergessenen wie Rentner, pflegende Angehörige, Krankengeld- und Elterngeldbezieher.“

    Wirtschaftsminister Habeck warnt vor Gasknappheit im Winter

    Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa schloss sich der Forderung nach einem dritten Entlastungspaket an. „Gassperren für Kunden, die ihre Rechnung nicht bezahlen können, gehören ausgesetzt und die Heizkosten von Menschen im Grundsicherungsbezug müssen dringend unbürokratisch übernommen werden“, verlangte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Unternehmen und Verbraucher darauf eingestellt, wie gefährdet die Gasversorgung im Winter sein wird.

    Fest steht: Auf die Menschen in Deutschland kommen extreme Energiepreise zu. Und das ist noch das beste Szenario. Denn wenn es schlecht läuft, müssen die Fabriken heruntergefahren werden, damit die Verbraucher zu Hause nicht frieren. „Wir sind in einer Gaskrise. Diese Belastung ist ein externer Schock“, sagte der Grünen-Minister.

    Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht bei einem Pressestatement zur Energie und Versorgungssicherheit.
    Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht bei einem Pressestatement zur Energie und Versorgungssicherheit. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Um die Bedrohlichkeit zu unterstreichen, rief er die Alarmstufe Gas aus, die zweite von drei Stufen. Dadurch ist gleichzeitig die Voraussetzung dafür geschaffen, dass der Wirtschaftsminister Paragraf 24 des Energiesicherungsgesetzes ziehen kann. Dieser erlaubt Energiekonzernen und Stadtwerken, die bestehenden Vertragsbedingungen außer Kraft zu setzen und die hohen Preise direkt an die Kunden weiterzugeben. Bislang kommt die Kostenexplosion gestreckt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an, weil die Verträge schrittweise angepasst werden. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fordert sogar die zeitnahe Ausrufung der höchsten Stufe, der Notfallstufe Gas. Dann müsste der Staat direkt eingreifen.

    Staatliche Preiskontrollen könnten Mehrkosten für Verbraucher verhindern

    Noch ist es nicht so weit. Die Bundesregierung will zunächst weitere Entlastungen beschließen, bevor sie den Unternehmen erlaubt, bei ihren Kunden unmittelbar zuzugreifen. Der Koalitionsausschuss von SPD, Grünen und FDP hatte sich am Mittwoch aber noch auf nichts Konkretes verständigt.

    Linken-Vorstandsmitglied Lorenz Gösta Beutin drängte die Bundesregierung dazu, die Preise direkt zu regulieren. „Es ist völlig inakzeptabel, wenn die Verbraucher die Last der steigenden Energiepreise tragen müssen. Hier brauchen wir staatliche Preiskontrollen“, sagte Beutin unserer Redaktion. Die Linke schlug deshalb kostengünstige Grundkontingente für Strom und Gas vor. Sie macht sich zudem für ein monatliches Energiegeld von 125 Euro stark, Strom- und Gassperren sollen den Versorgern verboten werden.

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