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Gasheizung, Ölheizung, Fernwärme: So heizen Bayern und Deutschland

Heizöl ist in Bayern weiterhin sehr verbreitet: Etwa 30 Prozent der Haushalte im Freistaat werden damit beheizt.
Wärmewende

So heizen Deutschland, Bayern und die Region

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    Der größte Teil der Häuser und Wohnungen in Deutschland wird mit fossilen Brennstoffen geheizt. Gas (56 Prozent) und Öl (19 Prozent) sorgen zusammen in etwa 75 Prozent der Wohneinheiten für die Wärme. Hinzu kommen etwa 15 Prozent Fernwärme, die bisher nur zu einem kleinen Teil aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Diese Zahlen, die aus der bundesweiten Volkszählung Zensus 2022 stammen, zeigen, wie groß der Handlungsbedarf beim Thema Heizen ist. Privatpersonen verursachen durch das Wohnen etwa doppelt so viel CO₂ wie durch das Autofahren, so rechnet es das Statistische Bundesamt vor. Und etwa 70 Prozent des CO₂, das beim Wohnen entsteht, geht auf das Heizen zurück.

    Nirgends werden so viele Häuser und Wohnungen mit Öl beheizt wie in Bayern

    Deutschland, so ist es im Klimaschutzgesetz festgelegt, will bis 2045 klimaneutral werden – Bayern möchte dieses Ziel sogar bis 2040 erreichen. Nicht nur deswegen ist der Freistaat, wenn es um die Wärmewende geht, in einer speziellen Situation. Zwar ist der Anteil der Gasheizungen hier deutlich geringer als anderswo, dafür werden fast 30 Prozent der Wohnungen und Häuser im Freistaat mit Öl beheizt – mehr als in allen anderen Bundesländern.

    „Der hohe Anteil von Ölheizungen in Bayern im bundesweiten Vergleich ist historisch bedingt“, erklärt Barbara Saerbeck, Projektleiterin Grundsatzfragen zur Wärmewende des Thinktank Agora Energiewende. Öl war günstig, es gab viele Raffinerien im Süden und ein Heizsystem, für das anders als bei Gas kein Netz erforderlich war, hat Vorteile in einem Flächenland. Zwar seien auch in Bayern ab den 70er-Jahren viele Heizungen auf Gas umgestellt worden. Doch vielerorts blieben die älteren Ölheizungen, erklärt Saerbaeck und ergänzt: „Unabhängig davon, ob Öl oder Erdgas verbrannt wird, brauchen in Zukunft alle Gebäude eine klimaneutrale Lösung für ihre Wärmeversorgung.“

    Wärmepumpen gelten hierfür als gute Wahl. Zudem soll die Fernwärme ausgebaut werden. Die hat aktuell vor allem in Städten einen relevanten Anteil an den Heizungen. Vereinzelt versorgt sie aber auch kleinere Gemeinden, deren Wärmenetz etwa über eine Biogasanlage betrieben wird. Fernwärme ist per se nicht klimafreundlich. In Deutschland wird sie bisher zum größten Teil aus fossilen Brennstoffen gewonnen, etwa aus Abwärme von Müllheizkraftwerken. Dennoch gilt sie als Möglichkeit, Haushalte mittelfristig klimaneutral mit Wärme zu versorgen. Denn die Netze können Stück für Stück erweitert werden, ohne dass sie selbst oder die Heizsysteme in den Wohnhäusern ausgetauscht werden müssen. Vor allem in dichter besiedelten Regionen gilt Fernwärme deshalb als Alternative zur Wärmepumpe.

    Heizungen in Bayern: In Städten überwiegt das Gas, auf dem Land oft Öl

    Wärmepumpen spielen aufs Ganze betrachtet noch eine untergeordnete Rolle. In Bayern werden immerhin fast vier Prozent aller Wohneinheiten mit der klimafreundlichen Heizungsart betrieben – nicht besonders viel, aber bundesweit spitze.

    Ein genauerer Blick auf den Freistaat zeigt: Während in den meisten Städten Gas- oder Fernwärmenetze gut ausgebaut und daher die Wärmequelle der Wahl sind, setzen die Menschen in ländlicheren Gemeinden noch häufig auf Ölheizungen. Vereinzelt sind auch Holzheizungen die häufigste Wärmequelle, etwa im Oberen Bayerischen Wald und im Allgäu, wo in einzelnen Gemeinden fast die Hälfte aller Wohnungen damit geheizt wird.

    Nun stammen die Heizungsdaten aus dem kürzlich veröffentlichten Zensus – erhoben wurden sie im Mai 2022. Seitdem ist einiges passiert, das Einfluss auf die Wahl einer Heizung haben könnte: Die Preise für Gas und Öl sind infolge von Russlands Angriff auf die Ukraine kurzfristig massiv angestiegen und auch das umstrittene Heizungsgesetz der Ampelregierung wurde verabschiedet. Der Anteil von Öl- und Gasheizungen in Bayern ging bereits im Jahr 2023 im Vergleich zu 2019 zurück, erklärt Barbara Saerbeck mit Verweis auf eine Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft. Und 2023 wurde immerhin in zwei Drittel aller neu errichteten Wohngebäude eine Wärmepumpe eingebaut. Ein Lichtblick, doch Saerbeck mahnt: „Um einen klimaneutralen Gebäudesektor zu erreichen, muss diese positive Entwicklung beschleunigt werden.“

    Eine wichtige Rolle dafür spielen nun die Städte und Gemeinden, sagt sie. „Die Akteure vor Ort wissen am besten, welche Straßenzüge und Quartiere sich für Fernwärme eignen und wo die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer besser dezentrale Einzelheizungslösungen wie Wärmepumpen einbauen sollten.“ Daher komme es jetzt darauf an, den Eigentümerinnen und Eigentümern durch die kommunale Wärmeplanung zu helfen, eine Entscheidung für ihre künftige Heizung zu treffen.

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