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Gas.de & Co.: Gasversorger stellen Lieferung ein: Was das für Betroffene bedeutet

Gas.de & Co.

Gasversorger stellen Lieferung ein: Was das für Betroffene bedeutet

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    Hohe Gaspreise  führen dazu, dass Anbieter pleitegehen oder Kundinnen und Kunden nicht mehr beliefern.
    Hohe Gaspreise führen dazu, dass Anbieter pleitegehen oder Kundinnen und Kunden nicht mehr beliefern. Foto: Marijan Murat, dpa

    Die hohen Großhandelspreise für Gas setzen Energieanbieter in Deutschland stark unter Druck. In

    Bereits Mitte Oktober hatte der Anbieter Otima aus Neuenhagen bei Berlin Insolvenz angemeldet und gab als Grund die massiv gestiegenen Großhandelspreise an, die sich innerhalb kürzester Zeit vervierfacht hätten. Mitte November beantragte der Strom- und Gasanbieter Fulminant Energie aus Garching bei München ein Insolvenzverfahren. Fulminant Energie hatte Berichten zufolge rund 10.000 Kundinnen und Kunden in Deutschland und Österreich. Nicht nur Gasversorger trifft es. Auch der Stromanbieter Lition Energie aus Berlin mit rund 20.000 Kunden ist zwischenzeitlich beispielsweise pleitegegangen.

    Gas.de hat die Versorgung eingestellt

    Ein Grund für die Insolvenz ist häufig, dass die Billiganbieter oder neue, kleinere Spieler ihre Energie recht kurzfristig auf dem Großmarkt einkaufen. Sind die Preise günstig, können sie die Kostenvorteile an die Kundschaft weiterreichen. Die jetzt rapide gestiegenen Gaspreise setzen sie dagegen besonders unter Druck. Große Energieanbieter bauen dagegen meist auf eine langfristige Energiebeschaffung und kaufen das Gas bereits Jahre im Voraus ein. Das puffert Preisschwankungen ab.

    Neben den Insolvenzen haben andere Energieanbieter angekündigt, die Versorgung ihrer Kundinnen und Kunden einzustellen. Mit Gas.de ist auch einer der größeren deutschen Energielieferanten diesen Schritt gegangen. "Heute kommen wir leider mit einer unerfreulichen Nachricht auf Sie zu", wendet sich Gas.de beispielsweise an seine Kundinnen und Kunden. "Aufgrund der historisch einmaligen Preisentwicklung im Erdgasmarkt sahen wir uns zu unserem ausdrücklichen Bedauern gezwungen, alle Erdgaslieferverträge mit Ablauf des 2.12.2021 zu beenden."

    Auch Gas.de begründet den Schritt mit einer "nie dagewesenen Preisexplosion an den europäischen Energiehandelsplätzen".

    Holger Schneidewindt, Verbraucherzentrale NRW: Grundversorger springt ein

    Angst, dass sie plötzlich kein Gas mehr bekommen und im Winter in einer kalten Wohnung sitzen, müssen Kundinnen und Kunden nicht haben, erklärt Holger Schneidewindt, Referent für Energierecht bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die örtlichen Grundversorger springen im Falle einer Insolvenz oder einer Einstellung der Belieferung durch den eigenen Anbieter ein, erklärt er. "Der Grundversorger meldet sich automatisch bei den Betroffenen", sagt er.

    Auch Gas.de beruhigt die bisherige Kundschaft: "Ihre Gasversorgung ist bereits automatisch durch den zuständigen Grund- und Ersatzversorger in Ihrer Region übernommen worden." Dies sei durch gesetzliche Vorgaben sichergestellt. "Sie brauchen also nicht zu befürchten, dass Sie kein Erdgas mehr erhalten." Der örtliche Grundversorger habe die Lieferung ab dem 3. Dezember 2021 übernommen. Die früheren Kundinnen und Kunden würden ihre Schlussrechnung innerhalb von sechs Wochen nach der Beendigung der Belieferung bekommen. Darin seien alle Zahlungen und der Verbrauch bis zum 2. Dezember berücksichtigt. Der Billiganbieter Gas.de hat seinen Sitz im nordrhein-westfälischen Kaarst, war aber bundesweit auf Kundensuche gegangen.

    Betroffene können sich einen neuen Gasanbieter suchen

    Auch wenn die Grundversorgung mit Gas also gesichert ist, können Betroffene einen Nachteil haben, wenn der bisherige Energieanbieter pleitegeht oder die Lieferung beendet, erklärt Verbraucherschützer Schneidewindt. Denn meist zahlt man bei den neuen Anbietern mehr als bisher. Dabei kann es sogar so sein, dass der Grundversorgungstarif für Neukunden höher ist als für Bestandskunden in der Grundversorgung: Es gebe Grundversorger, die ihre Neukunden aufgrund der gestiegenen Preise anders behandeln als Bestandskunden, erklärt er. Teilweise müssen Neukunden "extrem mehr bezahlen". Aus Nordrhein-Westfalen sind solche Fälle bekannt.

    Die Betroffenen können sich einen neuen Gasanbieter suchen und versuchen, schnell die Grundversorgung zu verlassen. Dies ist aber auch nicht immer leicht. Zahlreiche Anbieter haben ihre Tarife zuletzt neu berechnet, andere nahmen zeitweise keine Neukundinnen und Neukunden mehr auf. "Der Handlungsspielraum für Verbraucher ist also begrenzt", sagt der Fachmann.

    Sollte man auf Vergleichsportalen trotzdem fündig werden, rät Schneidewindt dazu, zu prüfen, ob die im Portal zugesicherten Preise auch mit denen übereinstimmen, die am Ende in den Vertragsunterlagen stehen, die der Anbieter zuschickt. Nicht dass der Preis am Ende teurer ist als im Portal angegeben. Einzelne Beschwerden dazu hätten zuletzt die Verbraucherzentrale erreicht.

    Erdgas Schwaben: Es gibt Fälle in unserer Region

    Grundversorger für Gas ist in großen Teilen unserer Region Erdgas Schwaben. Dort bestätigt Sprecher Christian Blümm, dass es Fälle gibt, in denen Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund der Krise ihres bisherigen Anbieters in die Erdgas-

    Erdgas Schwaben ermöglicht es den neuen Kunden dann weiterhin, aus der Grundversorgung in andere Tarife zu wechseln, erklärt Blümm. "Die Kundinnen und Kunden können weiter in Sonderprodukte von Erdgas Schwaben wechseln", sagt er. Einen gesplitteten Grundversorgungstarif – niedrigere Preise für Bestandskunden, höhere Preise für Neukunden – gebe es bei Erdgas Schwaben nicht, berichtet Blümm. "Auf absehbare Zeit verfolgen wir dies definitiv nicht", verspricht er.

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