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Funkausstellung: Intelligentes Zuhause auf der IFA: Technik für die neuen Biedermeier?

Funkausstellung

Intelligentes Zuhause auf der IFA: Technik für die neuen Biedermeier?

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    Die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin ist beendet. In diesem Jahr drehte sich alles rund um die eigenen vier Wände.
    Die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin ist beendet. In diesem Jahr drehte sich alles rund um die eigenen vier Wände. Foto: Sebastian Christoph Gollnow, dpa

    „Funk“ – ein heute etwas angestaubter Überbegriff für elektronische Kommunikation. Viele denken dabei wohl zuerst ans Radio – und das wird im Oktober auch schon 100 Jahre alt. Radio, Fernsehen, Internet. Funk steht für die vernetzte Gesellschaft, Informationen über alle Grenzen hinweg, letztlich für zwischenmenschliche Kommunikation.

    Bei der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin war dieses Jahr davon wenig zu sehen. Ein technologischer Biedermeier lief bis Dienstag zwischen den großen und kleinen Messeständen umher. Was das heißen soll? Die gezeigte Technik begrenzt sich auffällig oft auf die eigenen vier Wände. Nicht mehr Menschen kommunizieren hier untereinander, sondern die Geräte. Das Interesse des Menschen scheint hier kaum weiterzureichen als bis an die Grundstücksgrenze.

    „Smarthome“, der vernetzte Haushalt, ist das Motto der Stunde. Von der Waschmaschine zum Kleiderschrank, vom Kühlschrank zum Ofen, alle Geräte sollen miteinander kommunizieren. Wie das irgendwann aussehen soll, konnten sich die Besucherinnen und Besucher in Berlin anschauen.

    Das "Smarthome" ist das Internet der Dinge statt der Menschen

    Das Zauberwort der Hersteller lautet künstliche Intelligenz. Kaum ein Gerät wird ohne den Zusatz „KI“ beworben. Statt eines Schalters fürs Baumwollprogramm hat die Waschmaschine eine „KI“, die automatisch den Stoff der Wäsche erkennt. Die „KI“ eines Ofens scannt das Essen und stellt automatisch die richtige Garzeit ein. Ein Hersteller ermöglicht gar Live-Aufnahmen vom Kochspektakel im Innern des Backofens. 

    Der Einsatz der „KI“, in den meisten Fällen einfach ein Algorithmus oder eine Automatik, wird vor allem als Energiesparmaßnahme verkauft. Menschliche Energie, wie bei selbstreinigenden Toiletten, wird gespart oder Energie in Form von Strom soll gespart werden. Dass sich beide Ziele nicht selten widersprechen, darauf weisen Experten schon länger hin: Technik, die dem Menschen Mühe spart, braucht im Zweifel mehr Strom.

    Waschmaschine, Backofen, Toilette: "KI"-operierende Haushaltsgeräte im Zentrum der IFA

    Ein Großteil der Messestände auf der IFA drehte sich um den Haushalt. Unmengen an neuen Mixern, Staubsaugern, Großgeräten und was sonst noch im Haushalt genutzt werden könnte, wurden präsentiert. Bei den meisten Geräten bleibt der große Technologiesprung aus. Die Entwickler konzentrieren sich vor allem auf die Optimierung bekannter Verfahren.

    Für etwas Aufsehen sorgten allenfalls Nischenprodukte wie ein elektronischer Kompostierer. Innerhalb weniger Stunden verspricht der, aus Essensresten ohne Kompostgestank Dünger herzustellen. Oder die omnipräsenten Saugroboter, die jetzt auch wischen und an Glasscheiben entlang in die Höhe fahren können.

    Menschen, die auf Wände starren: "Smart Windows" gaukeln Ausblick ins Grüne vor

    Im Entertainmentbereich bekamen vermutlich die Fernseher die größte Aufmerksamkeit auf der IFA. Die Geräte werden zwar wie jedes Jahr etwas größer und besser. Viel Wert wird inzwischen aber auch hier auf die ästhetische Integration in die Wohnung gelegt, den sogenannten Wohlfühlfaktor. Am weitesten geht dabei vermutlich der transparente Fernseher eines chinesischen Herstellers. Läuft gerade kein Programm, kann man so statt auf einen dunklen Bildschirm durch die Glasscheibe direkt auf die Wand starren. 

    Apropos Wand: Digitale Bilderrahmen für Familienfotos waren gestern. Mehrere Hersteller präsentierten gleich ganze Galeriewände, bestehend aus Fernseh-Bildschirmen, die Kunstwerke zeigen. Damit müssten auch Kunstbegeisterte das Haus nicht mehr für einen Museumsbesuch verlassen. Auch das Zuhause von Naturfreundinnen und -freunden wird nicht vergessen. Für sie gibt es die „Smart Windows“. Bildschirme hinter Fensterrahmen suggerieren einen Ausblick ins Grüne, über die Berge oder das Meer, ohne dass man einen Schritt vor die Tür machen muss. Für die passende Geräuschkulisse muss man allerdings noch selbst sorgen. 

    Ist die Welt größer als das Eigenheim? Wollen Menschen überhaupt noch raus?

    Das Smarthome verlässt aber auch die eigenen vier Wände, wenn auch begrenzt. Denn immerhin der Garten wird noch mitgedacht. Rasen mähende oder Pool putzende Roboter kennt man schon länger. Etwas interessanter ist da der modular aufgebaute Mähroboter eines Start-up-Unternehmens. Der kann unter anderem auch Unkraut erkennen und mit Pestiziden besprühen sowie vor Einbrechern warnen

    2023 hoffte die IFA, wieder endgültig aus der Corona-Zeit rauszukommen. Zur Zeit der Lockdowns haben sich viele ins Private zurückgezogen. Fünf Monate nach dem Ende der letzten Corona-Maßnahmen drängt sich nach der IFA die Frage auf: Wollen die Menschen überhaupt noch aus ihren Wohnungen rauskommen? Und was machen sie da drin, wenn alles automatisch funktioniert?

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