Stürme, Dürre, Borkenkäfer und nun die Corona-Krise bringen Waldbesitzer immer weiter in Bedrängnis. Eine große Menge an durch Sturm beschädigtes Holz hat den Markt übersättigt und den Holzpreis teilweise um mehr als die Hälfte einbrechen lassen. Die Bayerischen Staatsforsten haben daher für private und kommunale Waldbesitzer ihre Nasslager geöffnet, um dort das Holz über Jahre hinweg zu lagern. Nur: So schnell wird der Holzpreis sich nicht erholen und durch das Einlagern verliert das Holz an Wert. Zudem wird weiteres Schadholz durch den Borkenkäfer erwartet.
Die Stadt Augsburg ist ebenfalls von dem niedrigen Holzpreis betroffen
Auch die Stadt Augsburg ist kommunaler Waldbesitzer. Rund 8000 Hektar Wald erstrecken sich über die vier Regierungsbezirke Schwaben, Oberbayern, Mittelfranken und Oberpfalz und stellen damit den größten Waldbesitz in Bayern dar.
Die Stadt ist daher ebenso von dem Preisverfall betroffen und nutzt die Nasslager der Bayerischen Staatsforsten, sagt Eva Ritter von der städtischen Forstverwaltung. In der Nähe von Landsberg am Lech lagern rund 5000 Festmeter (Kubikmeter) Rundholz, um den Preissturz zu überdauern. Teilweise bis zu drei Jahre wird Holz künstlich beregnet, damit keine Pilze eindringen und die Qualität mindern. Darüber hinaus verzichten die Bayerischen Staatsforsten momentan darauf, Nadelfrischholz zu schlagen, um den Markt zu entlasten.
Nasslager sind für Besitzer kleinerer Waldstücke keine Option
Für Besitzer kleinerer Waldstücke aber seien Nasslager keine wirkliche Option, schränkt Julia Asam ein, Geschäftsführerin der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwaben. Zwar sei das eine der sichersten Möglichkeiten, Holz über Jahre hinweg zu konservieren. Allerdings, so Asam weiter, seien die Lagerplätze knapp und der Transport für Besitzer kleinerer Waldstücke oftmals zu aufwendig. Die meisten unter ihnen lagern das Holz trocken. Auch die Stadt Augsburg nutzt zusätzlich für einen kleineren Holzbestand Trockenlager.
Diese Art der Lagerung birgt aber auch Nachteile. Es müsse ein Mindestabstand von 500 Metern zum Wald eingehalten werden, sagt Asam. So soll gefährdetes oder befallenes Holz vor dem Borkenkäfer geschützt werden, der in der Regel nicht so weit fliegt. Der Transport stellt für Waldbesitzer aber auch eine finanzielle Belastung dar. Weiteres Problem: Trocken gelagertes Holz könne nicht so gut konserviert werden und verliert an Wert.
Für Waldbesitzer ist Holzverarbeitung oft ein Minusgeschäft
Waldbesitzer befinden sich daher in einem Dilemma, fasst Asam zusammen. Einerseits seien sie „gesetzlich verpflichtet, das Schadholz aus dem Wald zu bringen, um dem Borkenkäfer keine Nahrung zu bieten“. Andererseits könnten sie das Holz momentan nicht oder nur zu einem geringen Preis verkaufen. Es bliebe ihnen daher nichts anderes übrig, als das Holz zu lagern, bis sich der Preis wieder stabilisiert habe, erklärt Asam.
Zu dieser ohnehin schon schwierigen Ausgangssituation hat die Corona-Krise Forstbetriebe noch weiter erschüttert. Einschränkungen im Handwerk und weggebrochene Absatzmärkte etwa in Italien und der Türkei führten dazu, dass Sägewerke das Holz nicht verarbeiten konnten und der übersättigte Holzmarkt noch weiter belastet wurde. Besonders betroffen sind Fichten, Kiefern und Buchen – Holz, das in der Regel zu Schnittholz, zu Paletten oder in Papierfabriken weiterverarbeitet wird. Sichtbare Schäden wie eine Blaufärbung des Holzes führten dazu, dass das Schadholz nicht mehr als Bauholz verwendet werden kann. Ein wichtiger Abnehmer fällt weg. Asam: „Die Verarbeitung des Schadholzes ist für viele Waldbesitzer ein Negativgeschäft.“
Staatliche Förderprogramme sollen Waldbesitzern helfen
Für sie bilden daher staatliche Förderprogramme ein wichtiges Sicherheitsnetz. Zum einen bietet der Staat forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen ein Förderprogramm, das gezielt den Aufbau klimatoleranter und stabiler Wälder fördern soll – worunter auch die Bekämpfung des Borkenkäfers zählt. Das Budget, so Julia Asam, sei erst zu Beginn des Jahres wegen Sturmschäden erhöht worden. Zum anderen wurden die Fördersätze nach Auskunft des bayerischen Landwirtschaftsministeriums „im Mittel verdoppelt“. Solch staatliche Hilfsmittel könnten nach Ansicht von Asam die Kosten der Waldbesitzer zumindest wieder auffangen. Langfristig hofft die Geschäftsführerin aber, dass die Verwendung von Holz und damit auch Schadholz etwa für Hackschnitzel mehr in den Vordergrund gerät. Allerdings stehen sich dort Angebot und Nachfrage ungleich gegenüber. Asam: „Das Holz wird bereits zu Hackschnitzeln verarbeitet, allerdings wächst die Nachfrage nicht ebenso schnell wie das Angebot.“
Ein weiteres Problem ergibt sich mit der Anfälligkeit des Holzpreises durch Natureinflüsse. „Der Holzpreis ist schwer zu regulieren“, sagt Ralf Gang vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg. Der Grund ist die Abhängigkeit der Sägeindustrie von der Holzmenge. Und wie viel Schadholz darunter fällt, hänge von Faktoren wie Wetter, Konjunktur oder eben jüngst der Corona-Krise ab. Hinzu kommt: Ende Juni werden weitere „Zwangsanfälle“ durch den Borkenkäfer erwartet, so Gang. Der Holzpreis werde seiner Ansicht nach daher noch länger tief bleiben.
Der Pelletpreis wird dadurch aber nicht sinken
Eine Branche ist vom niedrigen Holzpreis nicht direkt betroffen: die Pellet-Produktion. Grund ist der Holzspanpreis, der sich unabhängig von dem des Rundholzpreises entwickelt. Zudem werden Pellets bislang nur aus hochwertigem Restholz gefertigt und seien daher nicht den gleichen Preisschwankungen unterlegen, erklärt Martin Bentele, Geschäftsführer vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband. Ähnlich wie Julia Asam sieht auch Bentele in der Menge an Schadholz eine Chance, dieses für die Energiegewinnung in Kraftwerken zu nutzen.
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