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Augsburg: 92 Millionen für Künstliche Intelligenz: Was aus Söders Hightech-Plänen wird

Augsburg

92 Millionen für Künstliche Intelligenz: Was aus Söders Hightech-Plänen wird

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    Markus Söder gab das Programm 2020 bekannt.
    Markus Söder gab das Programm 2020 bekannt. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Vor zwei, drei Jahren kam es für den Wirtschaftsstandort Augsburg knüppeldick. Der Flugzeugteilehersteller Premium Aerotec, der Roboterbauer Kuka und der Großmotorenhersteller MAN Energy Solutions bauten Stellen ab. Als dann im Jahr 2020 auch noch der Autoteile-Zulieferer Faurecia 140 Jobs streichen wollte, eilte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in die Bezirkshauptstadt und verkündigte ein Gegenprogramm, um den Standort zu stärken: Rund 100 Millionen Euro, hieß es damals, sollten die Wirtschaftsregion zukunftsfähig machen. Das Geld war für Zukunftstechnologien vorgesehen, vor allem der Bereich der Künstlichen Intelligenz, kurz KI, sollte gefördert werden. Was ist aus den Plänen geworden?

    Im Kabinett in München stellte die Staatsregierung am Dienstag vor, was derzeit in Augsburg passiert. Demnach geht es in dem „Zukunftsprogramm für Augsburg“, wie es die Staatsregierung nennt, vor allem darum, die Anwendung Künstlicher Intelligenz im produzierenden Gewerbe voranzubringen. Erkenntnisse der Wissenschaft sollen in der Industrie und im Handwerk umgesetzt werden. „Der Freistaat unterstützt dieses Vorhaben bis 2025 mit insgesamt 92 Millionen Euro“, hieß es im Kabinett. Ein erster Meilenstein: Die Vernetzung der regionalen Akteure aus Wissenschaft und Forschung habe spürbar zugenommen.

    Ministerpräsident Markus Söder: "Das KI-Netzwerk ist ein Technik-Turbo"

    „Wir halten unser Wort“, sagte Söder unserer Redaktion. „Die Umsetzung beim KI-Produktionsnetzwerk Augsburg geht auf Hochtouren voran“, erklärte er. „Wir bringen Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, das KI-Netzwerk ist dabei ein Technik-Turbo“, sagte Söder. Inzwischen sind nach Angaben der Staatsregierung rund 90 Unternehmen und Partner am KI-Produktionsnetzwerk beteiligt – aus Wissenschaft, Forschung, Industrie und Handwerk. „Der Großraum Augsburg hat eine Schlüsselrolle für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Bayern“, sagte Söder. Die Umsetzung der KI-Forschung sei für den Industriestandort Bayern „von elementarer Bedeutung“, meint auch Bayerns CSU-Wissenschaftsminister Markus Blume. „Augsburg ist unser Hotspot und unser Mekka für KI-Innovation“, schwärmte Blume.

    Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern sieht in dem Programm viel Potenzial: „Die Region, in der es in den vergangenen Jahren einen strukturbedingten Arbeitsplatzabbau in Unternehmen wie Fujitsu, Ledvance, Osram, Manroland oder Weltbild gab, erhält durch unsere Investitionen eine neue ökonomische Perspektive“, sagte er.

    Universität Augsburg will KI in der Produktion nutzen

    Teilnehmer im Netzwerk ist die Universität Augsburg. Sie erhält aus den Gesamtmitteln 34 Millionen Euro. Ziel ist es, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Produktion voranzubringen, erklärt Professor Markus Sause, Direktor des KI-Produktionsnetzwerks an der Universität. Dafür arbeite man mit zahlreichen Unternehmen zusammen. Ein Beispiel: Getestet wird, wie sich Künstliche Intelligenz in der Zerspanung einsetzen lässt, wenn also Bauteile aus Metallblöcken gefräst werden. Gelingt es, präziser zu arbeiten, lässt sich der Ausschuss senken. KI bezeichnet eine Computertechnologie, die auf große Datenmengen zurückgreift und aus diesen selbstständig Schlüsse ziehen und lernen kann.

    Der Aufbau von gemeinsamen Büro- und Forschungsflächen ist bereits im vollen Gang. Zum 1. April hat die Uni Augsburg ein Bürogebäude auf dem Walter Technolgy Campus bezogen – dem früheren Gelände des Computerherstellers Fujitsu. Eine Forschungshalle mit 5700 Quadratmetern soll zum 1. September folgen. Dort können Produktionsanlagen aufgebaut und KI an ihnen getestet werden. „Die Universität Augsburg profitiert stark von diesem Leuchtturmprojekt – vor allem der technische Bereich“, sagt Sause zum KI-Produktionsnetzwerk. „Wir sehen es aber auch als unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe an, die Forschungserkenntnisse für die Unternehmen nutzbar zu machen.“

    Matthias Köppel, IHK: "Jetzt müssen Produkte für die Weltmärkte entstehen"

    Forschungsergebnisse schnell in praxistaugliche Ideen umzusetzen, dafür setzt sich auch die Hochschule Augsburg ein und hat dabei vor allem das Handwerk mittlere Unternehmen im Blick. Daneben werden das Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik und das Zentrum für Leichtbauproduktionstechnologie des DLR mit je acht Millionen Euro gefördert. Vier Millionen Euro fließen zudem in die Entwicklung eines mit Wasserstoff angetriebenen Brennstoffzellen-Lkw.

    Wer als Unternehmen Interesse hat, mit den KI-Forschern zusammenzuarbeiten, kann sich nach wie vor bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben melden. „Das KI-Produktionsnetzwerk im Rahmen der ,Hightech-Agenda plus‘ des Freistaats ist ein großer Vorteil für die Region“, sagt Matthias Köppel, Leiter des Bereichs Standortpolitik an der IHK. Durch die Projekte wird Equipment für Forschung und Entwicklung angeschafft, das es sonst wohl nicht gäbe. Jetzt müssten aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen Produkte entstehen, die auf den Märkten der Welt überzeugen.

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