Die Automobilbranche sieht sich 2024 mit einer Absatzkrise bei elektrischen Fahrzeugen konfrontiert. Während gestiegene Energiekosten und eine stärkere Konkurrenz das Geschäft belasten, gehört Ford zu jenen Herstellern, die Absatzprobleme insbesondere bei E-Auto haben.
Kürzlich kündigte das US-Unternehmen an, in seinem Kölner Werk für rund 2000 Beschäftigte Kurzarbeit einzuführen. Nun wird bekannt, dass Ford bis Ende 2027 in Deutschland 2.900 Stellen abbauen und so die Kosten senken will. Die meisten Arbeitsplätze sollen in der Europa-Zentrale in Köln wegfallen, teilte das Unternehmen mit. Auf dem hiesigen Kontinent peilt Ford den Abbau von 4.000 Stellen an, 800 davon in Großbritannien und 300 in anderen EU-Staaten.
Ford verhängt in Köln Kurzarbeit und plant massiven Stellenabbau
In Köln sind der Europa-Sitz und die Produktion zwei Elektroauto-Modelle angesiedelt. Nach Betriebsratsangaben hat Ford in der Domstadt derzeit rund 11.500 Stellen - demnach würde etwa jede vierte Stelle gestrichen werden. In Köln stellte sich Ford im Hinblick auf Elektromobilität zuletzt neu auf. Der erhoffte Erfolg beim Absatz bleibt bislang jedoch aus, obwohl der Konzern rund 1,9 Milliarden Euro in die Modernisierung des Standorts gesteckt hatte.
Am Montag (18. November) begann die geplante Kurzarbeit. Für die betroffenen Mitarbeiter in der Fahrzeugproduktion bedeutet dies eine Rotation zwischen Arbeits- und Kurzarbeitsphasen: Auf eine Woche Kurzarbeit folgt eine Arbeitswoche, danach steht erneut eine Woche Kurzarbeit an.
Im Anschluss daran geht das Kölner Werk für den Rest des Jahres über die Feiertage in den zweiwöchigen Betriebsurlaub. Der reguläre Produktionsbeginn ist für den 6. Januar vorgesehen.
Ford in der Krise: Umstieg auf Elektromobilität unter Druck
Ford betreibt sein Werk in Köln seit beinahe einem Jahrhundert und produzierte dort lange den Bestseller Ford Fiesta. Das Modell ist mittlerweile jedoch Geschichte und Ford konzentriert sich im Norden der Stadt vornehmlich auf die Entwicklung und Fertigung von Elektroautos.
Die Serienproduktion des Ford Explorer markierte im Juni 2024 den Beginn dieser Ära, als erster speziell für den europäischen Markt entwickelter Stromer. Jüngst folgte mit dem Ford Capri ein zweites E-Modell aus der rheinischen Metropole. Bei beiden handelt es sich jedoch um höherpreisige Fahrzeuge und die Nachfrage bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Ford Köln reduzierte Belegschaft in Köln bereits um ein Drittel
Ford hat in den letzten Jahren bereits tausende Stellen in Köln abgebaut, wo 2018 noch rund 20.000 Menschen für den US-amerikanischen Autobauer arbeiteten. Die Zahl ist inzwischen auf etwa 13.000 gesunken – ein Verlust von fast einem Drittel. Mit dem Wandel hin zur Elektromobilität ist die Belegschaft nochmals unter Druck geraten, da die Umstellung auf elektrische Antriebe Ford vor erhebliche Herausforderungen stellt. Dabei geht es deutschen Herstellern kaum besser.
Mit Blick auf den Jahresanfang 2024 wird deutlich, wie angespannt die Situation im Kölner Werk ist. Der Betriebsrat hofft, dass politische Unterstützung und steigende Verkaufszahlen helfen werden, den Druck von der Belegschaft zu nehmen. Ford Köln ist dabei jedoch nicht allein: Die gesamte Branche steht derzeit vor der Aufgabe, Kunden für die Elektromobilität zu gewinnen, trotz einer angespannten wirtschaftlichen Lage.
Ford drosselt Produktion - Experte prognostiziert dennoch Besserung
Der Kölner Stadt-Anzeiger zitierte kürzlich aus einem internen Schreiben, wonach Ford aktuell mehr produziert, als man verkaufen könne. Dem Bericht zufolge werde es auch im ersten Quartal des kommenden Jahres Tage mit Produktionsausfällen geben. Ab 2025 wird pro Tag offenbar mit einer Fertigung von 480 Fahrzeugen kalkuliert, anstatt wie bislang mit 630.
In dem Bericht kommt auch Automobilexperte Stefan Bratzel zu Wort. „Die Lage wird sich im nächsten Jahr verbessern, es wird einen starken Hochlauf geben wegen der anstehenden CO₂-Flottengrenzwerte“, lautet seine Prognose. Dass dies an den Stellenabbau-Plänen bei Ford etwas ändern wird, ist jedoch zweifelhaft.
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