Das Bundesforschungsministerium investiert weitere 100 Millionen Euro in die Batterieforschung an 50 Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Davon profitieren auch Ulm, Karlsruhe, Würzburg und Augsburg. Bei der Vorstellung der Pläne am Mittwoch in Berlin nannte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) die Batterietechnik eine „entscheidende Schlüsseltechnologie der Zukunft“.
Die deutschen Forschungsanstrengungen werden nach dem Konzept der Ministerin in vier weiteren „Batterie-Kompetenzclustern“ gebündelt. Sie beschäftigen sich mit „Intelligenter Batterieproduktion“, „Recycling/Grüne Batterie“, „Batterienutzungskonzepte“ und „Analytik/Qualitätssicherung“.
Ulm hatte sich Hoffnungen auf die Batteriezellen-Forschungsfabrik gemacht
Die Erkenntnisse der Forschungen sollen der Batteriezellen-Forschungsfabrik zugutekommen, die im vergangenen Jahr nach Münster vergeben wurde - in die Heimat Karliczeks. Große Hoffnungen hatte sich seinerzeit auch der renommierte Batterieforschungsstandort Ulm gemacht, der von vielen Wissenschaftlern und Experten favorisiert worden war. Entsprechend groß war der Frust an der Donau. Augsburg hatte sich ebenfalls vergeblich um die Forschungsfabrik beworben. Bayern und Baden-Württemberg hatten daraufhin auf finanziellen Ausgleich gepocht. Die jetzige Bildung von Forschungsschwerpunkten sei aber nicht das Ergebnis eines Schlichtungsprozesses zwischen Bund und Ländern, betonte Karliczek. Vielmehr sei das Konzept aus dem Kreis der Forschungseinrichtungen heraus entwickelt worden.
„Ulm wird auch künftig eine herausragende Rolle in der Batteriezellenforschung spielen“, sagte Karliczek. Die Stärken, die am Standort Ulm geschaffen wurden, seien eng in die Cluster eingebunden. Das Ulmer Zentrum für Sonnenenergie-Wasserstoffforschung (ZSW) ist Teil aller vier Kompetenzzentren. Batterieforscherin Margret Wohlfahrt-Mehrens vom ZSW wird zudem Sprecherin des Clusters Analytik und Qualitätssicherung.
Das Helmholtz-Institut Ulm wird gefördert
Daneben wird das Helmholtz-Institut Ulm gefördert. Es ist Teil des Forschungsverbunds Batterieproduktion - ebenso wie das Fraunhofer -Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik in Augsburg. Das Würzburger Fraunhofer-Institut für Silicatforschung nimmt an drei Forschungsclustern teil.
Eine bedeutende Rolle im Batterieforschungskonzept kommt Karlsruhe zu. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird zu allen vier Schwerpunkten geforscht. Zudem sind die beiden Karlsruher Fraunhofer-Institute für System- und Innovationsforschung sowie für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung Teil des Forschungsverbunds.
Forscher: Batterie der Zukunft muss auch nachhaltig sein
Jürgen Fleischer vom Karlsruher KIT sagte, dass die deutschen Anstrengungen nicht auf die Massenproduktion gleichförmiger Standard-Batteriezellen zielten. In diesem Bereich hätten asiatische Hersteller einen Vorsprung. Die Chance für Deutschland sei, viele unterschiedliche Batterie-Varianten in mittleren Stückzahlen zu produzieren. Autohersteller mit Premium-Anspruch wie Porsche, Audi oder Daimler würden sich künftig auch über spezielle Eigenschaften ihrer Batteriezellen definieren müssen. Massenhersteller wie Volkswagen oder Toyota würden dagegen auf Standard-Akkus setzen. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen aber weit über die Autoindustrie hinaus, so Fleischer. Auch Haushalts- und Gartengeräte würden zunehmend mit Akkus betrieben.
Für den Braunschweiger Forscher Christoph Hermann muss die Batterie der Zukunft auch nachhaltig sein. Von den verwendeten Rohstoffen bis zum Recycling nach dem Ende der Nutzung müsse darauf geachtet werden, dass bei der Nutzung von Akkus keine neuen Probleme für die Umwelt entstünden.
Genaue Fördersummen für die einzelnen Einrichtungen noch nicht bekannt
Noch nicht bekannt sind die genauen Fördersummen für die einzelnen Einrichtungen. Die 100 Millionen Euro Fördergeld würden aber zu etwa gleichen Teilen unter den vier Clustern verteilt. Laut Karliczek müssen die Forscher nun zunächst Anträge für ihre Standorte stellen. Bereits im kommenden Oktober soll die neue Forschungsstruktur an den Start gehen.
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