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Flugtaxi : Bekommt der Flugtaxibauer Lilium rechtzeitig Hilfe?

Flugtaxi

Bekommt der Flugtaxibauer Lilium rechtzeitig Hilfe?

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    Das bayerische Flugtaxi-Unternehmen Lilium braucht staatliche Hilfe. Kommt sie rechtzeitig?
    Das bayerische Flugtaxi-Unternehmen Lilium braucht staatliche Hilfe. Kommt sie rechtzeitig? Foto: Lilium, dpa

    Der Lilium-Jet startet senkrecht, wird mit Strom aus Batterien versorgt, mit elektrischen Motoren angetrieben und soll schnell wie ein Flugzeug sein. Bis zu sechs Passagiere sollen sich damit ans Ziel bringen lassen. Neuartige Fluggeräte ziehen die Blicke auf sich und beflügeln die Fantasie. Die Flugtaxis aber auf den Markt zu bringen, ist ein hartes Geschäft. Denn der Weg bis zur Serienreife ist lang und teuer, er erfordert den Einsatz hochspezialisierter Fachleute. Für das Start-Up Lilium aus Gauting bei München steht jetzt eine entscheidende Phase an.

    Die finanzielle Situation des Unternehmens ist angespannt. Bleibt frisches Geld aus, droht dem Unternehmen mehreren Berichten zufolge im schlimmsten Fall die Insolvenz. Entscheidend ist ein Kredit der staatlichen Förderbank KfW über 100 Millionen Euro, für den der Freistaat Bayern und der Bund zur Hälfte bürgen würden. Bayern hat bereits im September den Weg dafür frei gemacht, jetzt hängt es am Haushaltsauschuss des Bundes zuzustimmen. Die nächste Sitzung ist am Mittwoch. Die Unterstützung in München wie auch in der Bundesregierung ist groß.

    Bundesverkehrsministerium: Innovationen fördern

    Die FDP ist häufig kritisch, wenn es um Staatshilfe für Unternehmen geht. Lilium aber überzeugt FDP-Bundesverkehrsminister Volker Wissing, der die staatliche Bürgschaft im Haushaltsausschuss eingereicht hat.

    „Drohnen und Lufttaxis bieten für die klimaneutrale Luftfahrt, aber auch für Rettungseinsätze und Warentransporte viele neue Anwendungsperspektiven“, sagt ein Sprecher des Ministeriums. „Wir werben dafür, solchen Innovationen nicht primär mit Skepsis, sondern mit Handlungsbereitschaft zu begegnen, zumal deutsche Unternehmen hier zu den Technologieführern weltweit gehören.“

    Klaus Holetschek, CSU: Staatshilfe für moderne Startups und 1000 Arbeitsplätze

    In Bayern stellt sich neben CSU-Ministerpräsident Markus Söder auch CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek hinter das Projekt: „Mit Lilium haben wir die einmalige Chance auf einen innovativen Cluster mit anderen Firmen im Raum Oberpfaffenhofen und damit für den Hightech-Standort Bayern“, sagte er unserer Redaktion. Es sei die „DNA der bayerischen Wirtschaftspolitik“, Zukunftsvisionen nach Bayern zu holen oder im Lande zu halten. „Das schafft neue Arbeitsplätze und Innovationen und ist ein klares Bekenntnis zu klimaneutraler Luftfahrt in Bayern“, erklärt Holetschek. „Moderne Start-ups wie Lilium mit rund 1000 Mitarbeitern sollen als bayerische Unternehmen auch langfristig bei uns heimisch bleiben, dafür brauchen sie eine Starthilfe. Deswegen ist es absolut richtig, dass die bayerische Staatsregierung mit unserem Ministerpräsidenten Markus Söder eine Bürgerschaft für Lilium gemeinsam mit dem Bund unterstützt.“ 

    Doch aus Regierungskreisen kommt nun ein Dämpfer: Der FDP-Haushälter Frank Schäffler hat sich gegen Hilfen des Bundes für Lilium ausgesprochen. Der Bundestagsabgeordnete sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Eine Hilfe für Lilium halte ich für falsch. Es gibt kein erkennbares Bundesinteresse an der Förderung von Flugtaxen.“ Das Risiko für den Bund sei viel zu hoch. „Wenn Bayern diese Subvention eingehen will, dann soll es dies alleine tun. Mit Steuergeldern des Bundes darf nicht spekuliert werden.“

    Trat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei dem Flugtaxi-Unternehmen Volocopter noch auf die Bremse und lehnte eine Staatsbürgschaft ab, steht er diesmal hinter der Hilfe für Lilium: „Bei einem Erfolg von Lilium entsteht ein bayerischer Player in einem zukünftig interessanten Markt für elektrische Regionalflugzeuge“, teilt sein Ministerium mit. Es seien positive Effekte für den Luft- und Raumfahrtstandort Bayern zu erwarten, da sich noch weitere Unternehmen ansiedeln könnten.

    Volocopter bekam keinen Kredit

    Warum aber sollte der Haushaltsausschuss am Ende seine Zustimmung verweigern? Das ZEW Mannheim hat unlängst in einer Studie dargelegt, dass Flugtaxis in der Stadt kaum schneller sind als andere Verkehrsmittel, weil die Passagiere erst zu den Startplätzen kommen müssen. Zudem seien die Flüge deutlich teurer als zum Beispiel eine Taxifahrt. Die Energieeffizienz sei zudem geringer als bei einem E-Auto.

    Und warum findet Lilium in Bayern Unterstützung, während Volocopter abblitzte? Bayerns Wirtschaftsministerium betont, dass es sich bei Volocopter um kein bayerisches Unternehmen handelt. Es stammt aus Bruchsal in Baden-Württemberg. Im Fall einer Bürgschaft hätte man aber den Umzug nach Bayern in Aussicht gestellt. Volocopter hat den chinesischen Geely-Konzern als Partner. Der Einstieg ausländischer Unternehmen ist für München und die Bundesregierung sicherlich auch ein warnendes Zeichen. Ist man derzeit zusammen mit den USA und China bei den Flugtaxis noch vorne dabei, kann bei einer Übernahme das Wissen schnell abfließen.

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