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Flughafen-Chaos in München: Was die Ursachen der Verspätungen war

Luftverkehr

Dicke Luft am Münchner Flughafen

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    Die Probleme am Münchner Flughafen
    Die Probleme am Münchner Flughafen Foto: Peter Kneffel, dpa

    Die Lage am Flughafen München hat sich über das Wochenende entspannt. Bei der Suche nach dem Auslöser für das Chaos sind die Verantwortlichen schon etwas weiter. Dauern dürfte es dagegen noch, bis auch die Ursachen für die Störung beseitigt sind. Am vergangenen Donnerstag war es vor den Sicherheitskontrollen am Terminal 2 zu extrem langen Schlangen gekommen. Fluggäste berichteten teilweise von über zwei Stunden Wartezeit. Wie die Lufthansa berichtete, haben 750 Menschen ihren Flieger deswegen verpasst und mussten umgebucht werden.

    Es war wohl eine Verkettung mehrerer Umstände, die am Ende zu der Ausnahmesituation geführt hat. Die Lufthansa kommt in ihrer Nachbetrachtung zu dem Schluss, dass zwei Dinge zusammengekommen sind, die sich schlecht vertragen: Ein hohes Passagieraufkommen während des Oktoberfests traf demnach auf noch nicht vollständig ausgebaute Sicherheitskontrollen. Und das am Vormittag, der Zeit, zu der ohnehin am meisten los ist am Flughafen.

    Die Panne am Tag der Deutschen Einheit hat schlaglichtartig Probleme enthüllt

    Das allein sollte aber einen der größten Flughäfen in Europa nicht dermaßen aus dem Tritt bringen. Die Lufthansa verweist noch auf etwas anderes: „Zudem sind viele Gäste bis zu acht Stunden vor Abflug am Flughafen angekommen“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage unserer Redaktion. Man bitte die Fluggäste weiterhin frühzeitig am Flughafen zu erscheinen, aber nicht früher als drei Stunden vor Abflug, betont die Fluggesellschaft.

    Die Panne am Tag der Deutschen Einheit hat schlaglichtartig Probleme enthüllt, die der Flughafen schon länger mit sich herumschleppt. Am Freitag musste Flughafenchef Jost Lammers bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz um Entschuldigung bitten, nachdem der Vorfall Wellen geschlagen hatte bis in die Staatskanzlei. Der Freistaat ist mit 51 Prozent Haupteigentümer des Flughafens, und Bilder von entgeisterten Fluggästen, die am Organisationschaos verzweifeln, passen nicht gut zur Eigenwahrnehmung des Freistaats als Muster an Effizienz und Zuverlässigkeit.

    Doch es geht am Flughafen München wohl um Grundsätzliches. Das zeigt auch die Unzufriedenheit des Ankerkunden Lufthansa. Der Spiegel behauptete in einem Artikel, der passenderweise noch am Mittwoch im Internet erschienen ist, für Lufthansa-Chef Carsten Spohr sei München „derzeit der schlechteste Flughafen in Europa“. Auf Nachfrage unserer Redaktion dementierte eine Lufthansa-Sprecherin am Montag, dass diese Aussage so gefallen sei. In der Bild-Zeitung wird Spohr aber mit der Aussage zitiert, München habe „die schlechteste Pünktlichkeit aller unserer Drehkreuze“.

    Inzwischen steht bei der Lufthansa offenbar bereits zur Debatte, einzelne Flieger aus München abzuziehen. Man evaluiere und optimiere ständig den Einsatz aller Flotten des Konzerns, zu dem auch Marken wie Brussels Airlines oder Swiss gehören. Am Ende seien es die Wirtschaftlichkeit, die Kundenzufriedenheit sowie die anhaltenden Lieferverzögerungen werksneuer Flugzeuge, von denen die weitere Vorgehensweise abhängt. „Die Stilllegung oder Verlagerung von Flugzeugen an andere Hubs sind Teil der Diskussionen, die derzeit geprüft werden. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, schreibt der Konzern auf eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion.

    Dabei ist der Flughafen längst nicht immer schuld an den Verspätungen. Laut der Deutschen Flugsicherung (DFS) ist mehr als die Hälfte der Verzögerungen bei den Abflügen in Deutschland auf die Airlines zurückzuführen. Auf die Flughäfen entfallen demnach nur zwölf Prozent. Einen großen Einfluss auf den Luftverkehr hat laut DFS zunehmend auch das Wetter. In den Monaten Juni und Juli seien 50 Prozent der Verspätungen auf schlechtes Wetter zurückzuführen gewesen – etwa weil Flughäfen nicht angeflogen werden konnten oder Flüge um Gewitterzellen herumgeführt werden mussten.

    Zu den bislang 17 Kontrollspuren im Terminal 2 sollen bis zum Sommer zwei neue, besonders moderne hinzukommen

    Gerade am Flughafen München ist es offenbar besonders schwer, Personal für wichtige Dienstleistungsberufe zu finden. Das führte auch Jens Ritter, Chef der Lufthansa-Passagiersparte, bei der Pressekonferenz am Freitag an. Der Arbeitsmarkt in und um die Landeshauptstadt sei noch deutlich herausfordernder als anderswo. Kurzfristig hat der Flughafen deshalb entschieden, Passagiere der Lufthansa-Tochter Discover Airlines durch die Sicherheitsschleusen im Terminal 1 zu schleusen. Zu Spitzenzeiten sollen auch andere Fluggäste, die eigentlich ins Terminal 2 müssen, per Bus zu den Kontrollen im Terminal 1 gefahren werden.

    Zu den bislang 17 Kontrollspuren im Terminal 2 sollen bis zum Sommer zwei neue, besonders moderne hinzukommen, das bringe eine Kapazitätssteigerung von 30 Prozent, erklärte ein Sprecher der Firma SGM, die im Auftrag der Regierung von Oberbayern die Sicherheitskontrollen am Flughafen durchführt.

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