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Experten: Fehlende Neueinstellungen Grund für Personalnot

Arbeitsmarkt

Experten: Fehlende Neueinstellungen Grund für Personalnot

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    Personalmangel in fast allen Branchen. Für Experten ist klar: Während der Pandemie wurde zu wenig eingestellt.
    Personalmangel in fast allen Branchen. Für Experten ist klar: Während der Pandemie wurde zu wenig eingestellt. Foto: Jens Büttner, dpa (Symbolbild)

    Nachdem der Betrieb vieler Unternehmen während der Corona-Krise runtergeschraubt wurde, gibt es ein neues Problem: die Personal-Krise. Verantwortlich dafür ist laut Arbeitsmarktforschern aber nicht die Abwanderung von Arbeitskräften, die in besonders von der Pandemie betroffenen Branchen gearbeitet haben. Über fast alle Branchen hinweg hätten weniger sozialversicherungspflichtige Beschäftigte ihr Arbeitsverhältnis beendet als vor der Pandemie. Das sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Mangel sei dadurch entstanden, dass Unternehmen während der Krise weniger Personal eingestellt hätten.

    Personalmangel: Unternehmen haben weniger Leute eingestellt

    Gemeinsam mit seinem Kollegen Christof Röttger erstellte er eine Auswertung, die zeigt: Die Zahl der beendeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse in der Corona-Krise (Mai 2020 bis April 2021) sank im Vergleich zum Vorkrisenniveau. Und das um fast zehn Prozent. „Das ist ein Ergebnis quer durch die Branchen“, sagt Weber. Zwar stiegen die Zahlen im Frühling und Sommer 2021 wieder an, blieben bis November vergangenen Jahres noch immer unter dem Niveau der Vorkrisenzeiten.

    An Flughäfen fällt der Personalmangel derzeit besonders auf: Europaweit fallen Flüge aus oder verspäten sich. Dabei wurden laut Webers Berechnungen in der Luftfahrtbranche von März 2020 bis Dezember 2021 etwa 28 Prozent weniger Beschäftigungsverhältnisse beendet als im Vergleichszeitraum (März 2018 bis Dezember 2019).

    Experten: Weniger Personal gekündigt wegen Kurzarbeit

    Für die Experten liegt der Grund für die geringere Zahl an beendeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen an der Kurzarbeit. So hätten Entlassungen vermieden werden können. Außerdem hätten viele Unternehmen auf Kündigungen verzichtet, da die Situation auf dem Arbeitsmarkt angespannt ist.

    Die Bundesagentur für Arbeit bestätigt das auch für die Gastronomie. In der Branche ist eine hohe Fluktuation normalerweise typisch. Doch während der Pandemie sei vielen Beschäftigten das Risiko, sich beruflich neu zu orientieren, zu groß gewesen, teilte eine Sprecherin auf Anfrage der dpa mit.

    Arbeitsexperte: Alle wollen Personalmangel gleichzeitig beheben

    Dennoch habe es zeitgleich deutlich weniger neue Arbeitskräfte aus anderen Berufsfeldern oder Neueinsteigern in der Branche gegeben. Menschen, die während der Krise ihren Arbeitsplatz verloren, hätten sich nach Einschätzung der Bundesagentur eher in anderen Branchen umgeschaut. Besonders in Gaststätten und Hotels sei die Zahl der Beschäftigten stark zurückgegangen, wie in einer neuen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft herauskam. Die Arbeitskräfte hätten eher in den Einzelhandel oder ins Verkehrs- und Logistikgewerbe gewechselt.

    "Alle coronabetroffenen Branchen haben jetzt das gleiche Problem", sagt Weber, "sie wollen alle ihren Nachholbedarf gleichzeitig und kurzfristig decken." Das könne der Arbeitsmarkt aber so schnell nicht leisten. Die Situation werde sich erst Schritt für Schritt bessern, sagt Weber. Erst im kommenden Jahr sei die Lage wieder normal – falls keine weitere heftige Corona-Welle kommt.

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