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Exklusiv: Grünes Benzin: MAN Energy liefert Reaktor für Porsche

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Grünes Benzin: MAN Energy liefert Reaktor für Porsche

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    MAN-Energy-Solutions-Chef Uwe  Lauber (links) vor dem Methanol-Reaktor für Porsche.
    MAN-Energy-Solutions-Chef Uwe Lauber (links) vor dem Methanol-Reaktor für Porsche. Foto: Man Energy Solutions

    Porsche-Chef Oliver Blume verfolgt eine Doppel-Strategie: Der Manager will 2030 rund 80 Prozent der Fahrzeuge mit einem elektrischen Antrieb ausliefern, als Hybrid oder als vollständigen Stromer. Doch gleichzeitig hat er sich mit seinem Team Gedanken darüber gemacht, wie sich der klimaschädliche CO2-Ausstoß für die weltweit mehr als 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor möglichst rasch verringern lässt. Um hier einen kleinen Beitrag zu leisten, investiert Porsche in synthetische Kraftstoffe, sogenannte eFuels als ergänzendes Angebot zur Elektromobilität.

    Der Ingenieur Blume hatte zu dem Thema im Interview mit unserer Redaktion ausgeführt: „Dafür wird aus Wasser mittels Elektrolyse Wasserstoff erzeugt und mit CO2 kombiniert, das aus der Umgebungsluft entzogen wird. Daraus wird Methanol hergestellt und zu Kraftstoff weiterverarbeitet.“ Je nach Einsatzzweck könne das Kerosin oder Benzin sein.

    Chile ist für die Herstellung von grünem Sprit ideal

    Die Produktion des grünen Sprits läuft in Chile ab, weht doch dort der Wind über das ganze Jahr verlässlich stark. Die Stuttgarter haben für das Projekt Siemens Energy als Partner gewonnen. Dabei lag das Gute, nämlich weitere technologische Unterstützung, für Porsche nahe, ja war für die VW-Tochter im Volkswagen-Konzern zu finden.

    Der Stuttgarter Sportwagenbauer setzt bei der Produktion synthetischer Kraftstoffe auf die Technologie des Augsburger Unternehmens MAN Energy Solutions. Die Produktion soll noch 2022 in Chile starten.

    Methanol-Reaktor reist nach Chile

    Denn das Augsburger Unternehmen MAN Energy Solutions, das ebenfalls unter dem Dach des Wolfsburger Riesen beheimatet ist und stark auf Wasserstoff setzt, konnte eine Lösung für ein Herzstück der Anlage anbieten: Der Methanol-Reaktor für die Pilotanlage synthetischer Kraftstoffe wurde am niederbayerischen MAN-Energy-Standort in Deggendorf gebaut und wird nun in die südchilenische Stadt Punta Arenas geliefert. Die Montage des zehn Meter hohen Methanol-Reaktors nahm fünf Monate in Anspruch. Die Reise nach Chile geht per Lkw von Deggendorf aus bis nach Rotterdam. Nach weiteren etwa acht Wochen auf hoher See soll der bayerische MAN-Reaktor die Porsche-Pilotanlage erreichen. Ab Mai werden Beschäftigte von MAN Energy Solutions den Reaktor vor Ort in Betrieb nehmen.

    Nach Darstellung von MAN Energy Solutions soll noch in diesem Jahr in Chile grüner Kraftstoff produziert werden. Norbert Anger, Standortleiter des Unternehmens in Deggendorf, sagte dazu: „Klimaneutrales Methanol wird auch und gerade in der Schifffahrt künftig als Kraftstoff eine wichtige Rolle spielen.“ In der Anlage in Chile sollen zunächst rund 130.000 Liter eFuels erzeugt werden. Dann wird schrittweise auf Massenproduktion umgeschaltet: Bis 2026 sind schon rund 550 Millionen Liter pro Jahr geplant. Porsche-Chef Blume will mit der Strategie die hohen Preise für einen Liter grünen Benzins von noch rund zehn auf langfristig unter zwei Dollar drücken.

    Von Deggendorf aus reist der Methanol-Reaktor zunächst per Lkw nach Rotterdam. Dann geht es weiter mit dem Schiff nach Chile.
    Von Deggendorf aus reist der Methanol-Reaktor zunächst per Lkw nach Rotterdam. Dann geht es weiter mit dem Schiff nach Chile. Foto: Man Energy Solutions

    Zunächst sollen die Kraftstoffe herkömmlichem Benzin beigemischt werden, um dessen CO2-Bilanz aufzupolieren. Aus Porsche-Sicht sind auch Flugzeuge und Schiffe interessant für den Einsatz von eFuels, weil Batterieantriebe hier als wenig praktikabel gelten. Der Sportwagen-Bauer will die synthetischen Kraftstoffe selbst zunächst im Motorsport, in der Erprobung, in der Erstbetankung in der Fabrik und auf Geländen außerhalb des Straßenverkehrs (Experience Center) einsetzen, wo Porsche-Fahrer ihre Autos ausfahren können.

    Porsche-Chef lobt MAN-Energy-Chef

    Die Verbindung zwischen dem Fahrzeughersteller und dem Augsburger Schiffsmotoren-, Turbinen- und Kraftwerksbauer liegt also nahe. Blume lobte MAN-Energy-Chef Uwe Lauber: „Ich schätze ihn sehr, weil er ein Unternehmen führt, das technologisch hervorragend aufgestellt ist.“ Und er sagte: „Wir wissen, dass der Bedarf und die Nachfrage nach solchen, aus erneuerbaren Energien hergestellten synthetischen Kraftstoffen in den nächsten Jahren immens ansteigen wird.“ Daraus erwachse ein hoher Anspruch an die industrielle Herstellung, gerade mit Blick auf die Luftfahrt. MAN Energy Solutions beschäftigt weltweit rund 14.000 Frauen und Männer, darunter etwa 3900 am Stammsitz in Augsburg und mehr als 400 in Deggendorf.

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