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EU einigt sich auf Einheitlichen Luftraum: Was ändert sich jetzt?

Luftfahrt

Pünktlicher und weniger CO₂: Bald gibt es nur noch einen Himmel über Europa

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    Wer innerhalb Europas fliegt, durchquert noch immer keinen europäischen Luftraum, sondern nationale Hoheitsgebiete.
    Wer innerhalb Europas fliegt, durchquert noch immer keinen europäischen Luftraum, sondern nationale Hoheitsgebiete. Foto: Arne Dedert, dpa

    Wer im Sommer mit dem Flieger nach Mallorca, Kreta oder Madeira gereist ist, brauchte schon zu Beginn des Urlaubs gute Nerven oder Glück. Jeder zweite Flug in der EU war verspätet – „und wir wissen alle, wie sich das anfühlt“, sagte der EU-Klimaschutzkommissar Wopke Hoekstra am Dienstag im Europaparlament in Straßburg. Er meinte wohl: Nicht gut. Dabei lagen die Verzögerungen nur selten an Gewittern oder Streiks, sondern waren größtenteils dem Egoismus der einzelnen Mitgliedstaaten geschuldet.

    Während innerhalb der Gemeinschaft nationale Grenzen am Boden lediglich noch als dünne Strichlein auf Straßenkarten wahrgenommen werden, bleiben die einzelnen Länder bis heute für ihren jeweiligen Luftraum zuständig. Von Schengen im Himmel ist die EU weit entfernt. Stattdessen gibt es bis heute viele unterschiedliche Behörden, die ihren jeweiligen Luftraum unabhängig voneinander kontrollieren.

    Einheitlicher Luftraum: Die Mitgliedsstaaten bremsten die Reform aus

    Vereinfacht gesagt leiten Fluglotsen die einzelnen Piloten von Land zu Land. Die Folge des Fleckenteppichs sind Zickzack-Routen in der Luft, lange Genehmigungsverfahren oder chaotische Absprachen. Jeder Flug in Europa ist im Schnitt 49 Kilometer länger als die direkte Luftlinie. Der Stau im Himmel schlägt nicht nur bei Reisenden auf die Stimmung, der zusätzlich verbrauchte Treibstoff belastet vorneweg die Umwelt.

    Das EU-Parlament beschloss am Dienstag endgültig die Reform des einheitlichen europäischen Luftraums – „ein wichtiger Schritt für Passagiere und Airlines“, lobte der EU-Abgeordnete Jens Gieseke (CDU) im Anschluss. „Europa wächst zusammen, jetzt auch endlich in der Luft.“ Dabei war der Weg lang – für zahlreiche Kritiker zu lang. Bereits im Jahr 2013 hatte die EU-Kommission ihren Vorschlag für die Initiative „Single European Sky“ vorgelegt, doch die Mitgliedstaaten standen auf der Bremse aus Sorge, dass jemand ihre Lufthoheit infrage stellen könnte.

    Gieseke nannte es denn auch „einen faden Beigeschmack“, dass die EU-Länder „nicht bereit waren, den ganzen Weg zu einem wirklich einheitlichen europäischen Luftraum zu gehen“. Ist bald Schluss mit der Warterei am Gate, dem Stress von verpassten Anschlussflügen oder der Hektik beim Umsteigen? Zumindest soll das Reiseerlebnis besser werden. Ziel des nun abgeschwächten Kompromisses ist es, Vorschriften zu harmonisieren und eine effizientere Luftverkehrskontrolle zu schaffen. 

    Fliegen könnte billiger werden

    „Dies wird Kosten und CO₂-Emissionen durch kürzere und sicherere Flüge verringern“, sagte Gieseke, verkehrspolitischer Sprecher der europäischen Konservativen. Auch die sozialdemokratische EU-Parlamentarierin Vivien Costanzo nannte die Anpassung „längst überfällig“. Die europaweite Koordination des Luftverkehrs werde „zu weniger Engpässen und Flugverspätungen führen“. Und nicht nur das: „Durch den geringeren Verwaltungsaufwand könnten auch potenziell die Ticketpreise für Reisende günstiger werden.“

    Dafür erhalten Flugsicherungen Vorgaben, die sie einhalten müssen, etwa in den Bereichen Technologie und Sicherheit oder um die Kapazitäten zu erhöhen, die Kosten zu senken und die Auswirkungen auf Umwelt und Klima zu verringern. Alle Abläufe, vom Start des Flugzeugs bis zur Landung inklusive des Gepäckmanagements, sollen besser aufeinander abgestimmt werden. Der Plan sieht vor, eine zentrale Datenstelle ins Leben zu rufen, wo die Beteiligten die notwendigen Informationen abrufen können.

    Die zurzeit verwendeten Systeme sind laut Experten teils völlig unterschiedlich und veraltetet. So kommunizieren die Fluglotsen in der EU immer noch per Sprechfunk mit den Piloten, oft nicht in deren Muttersprache, anstatt Anweisungen über eine Computerdatenverbindung an das Flugzeug zu geben. Die Flugsicherungsorganisation Eurocontrol soll am Ende über das System wachen – und damit zumindest versuchen, den zunehmend vollen Himmel über Europa optimal zu steuern.

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