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Erdgas Schwaben hebt Tarif für Neukunden stark an

Krieg in der Ukraine

Dreifach so teuer: Erdgas Schwaben hebt Tarif für Neukunden stark an

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    Erdgas Schwaben muss den Grundversorgungstarif für Neukundinnen und -kunden deutlich erhöhen.
    Erdgas Schwaben muss den Grundversorgungstarif für Neukundinnen und -kunden deutlich erhöhen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Energiepreise werden jetzt auch in unserer Region sichtbar. Erdgas Schwaben führt für Neukundinnen und Neukunden einen neuen, deutlich höheren Grundversorgungstarif ein. Dieser liegt mehr als das Dreifache über dem Niveau der normalen Gas-Grundversorgung.

    Der Ukraine-Krieg hat die Einkaufspreise für Gas explodieren lassen.
    Der Ukraine-Krieg hat die Einkaufspreise für Gas explodieren lassen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Neukunden mit einem Gasverbrauch bis zu 8000 Kilowattstunden zahlen ab 11. März 36,53 Cent pro Kilowattstunde, berichtet das Unternehmen. Dazu kommt ein Grundpreis von 7,14 Euro monatlich. Bei einem Gasverbrauch zwischen 8000 und 24.000

    Statt 1100 Euro würden 5000 Euro im Jahr fällig

    Braucht ein Vierpersonenhaushalt im Schnitt zum Beispiel 14.000 Kilowattstunden Gas im Jahr, entstehen mit dem neuen Tarif Kosten von rund 5000 Euro. Früher wären bei einem Gaspreis von acht Cent nur rund 1100 Euro fällig geworden. Ausschlaggebend für die Preisentwicklung sind die hohen Gaspreise an der Börse, erklärt Erdgas-Schwaben-Sprecher Christian Blümm. Kostete im langjährigen Mittel Gas im Großhandel rund 20 Euro pro Megawattstunde, sind zuletzt an den Börsen für Lieferungen am nächsten Tag über 200 Euro verlangt worden.

    Für die Dauer ist der neue, hohe Grundversorgungstarif nicht gedacht. Erdgas Schwaben ruft Betroffene auf, schnell in einen günstigeren Tarif zu wechseln, den es auch selbst anbietet. "Diese Grundversorgung sollte ausschließlich der Versorgungssicherheit dienen", erklärt Erdgas-Schwaben-Sprecher Christian Blümm zu dem neuen Tarif. "Niemand sollte darin länger verweilen", sagt er. "Wir kalkulieren gerade ein mehrere Cent günstigeres Sonderprodukt für diese Kundinnen und Kunden", verspricht er. Dann dürften die Kosten auch niedriger ausfallen.

    Betroffene sollten rasch in andere Tarife wechseln

    Der hohe Tarif trifft in erster Linie Neukunden. Zudem werden für Kunden, die zwischen 15. Dezember 2021 und 10. März 2022 der Grundversorgung von Erdgas Schwaben beitraten, ebenfalls höhere Kosten fällig werden.

    In diesem Zeitraum Ende des letzten und Anfang dieses Jahres sind große Anbieter wie gas.de vom Markt verschwunden, sodass die Betroffenen von den regionalen Grundversorgern aufgefangen werden mussten. Bei Erdgas Schwaben sind von ursprünglich mehreren tausend Kundinnen und Kunden in diesem Tarif aktuell noch 1008 darin verblieben, davon rund 200 von gas.de. Die neuen Kunden haben dazu geführt, dass das Unternehmen nach eigenen Angaben kurzfristig Gas am Markt zu den jetzigen sehr hohen Preisen zukaufen musste.

    Wer bereits seit längerer Zeit Kunde in der Grundversorgung von Erdgas Schwaben ist, für den bleibt es bei den alten Konditionen, erklärt Blümm. Für Bestandskunden mit Vertragsbeginn vor dem 15. Dezember 2021 liegt der Grundversorgungstarif seit 1. März bei 10,39 Cent. Hier hat das Unternehmen in der Vergangenheit über langfristige Lieferverträge Gas besorgt, als die Kosten noch weit günstiger waren.

    Auch die anderen Tarife sind nicht betroffen: "Alle anderen Preise bleiben konstant", versichert Blümm. Für Bestandskunden sei für das Jahr 2022 bereits günstigeres Gas eingekauft worden. Falls die Heizperiode nicht noch ungewöhnlich kalt ausfällt oder es zu extremen Preissprüngen durch die Ukrainekrise kommt, bleibt es bei den Konditionen.

    Rechtlicher Streit um zweite Grundversorgungstarife

    Ob es rechtlich zulässig ist, einen gesonderten Tarif in der Grundversorgung einzuführen, war inzwischen in anderen Städten Gegenstand mehrerer Verfahren. In einigen Städten untersagten Gerichte den Stadtwerken die Einführung eines zweiten, höheren Grundversorgungstarifs. In anderen urteilten die Gerichte im Sinne der Unternehmen. Bei Erdgas Schwaben gehe man davon aus, dass ein zweiter Grundversorgungstarif rechtlich in Ordnung sei. "Wir überlassen den Sachverhalt der juristischen Prüfung", sagt Blümm.

    Der Ukraine-Krieg führt derzeit zu massiven Verwerfungen auf den Energiemärkten. Der Berliner Energieversorger Gasag nimmt zum Bespiel aufgrund der massiv gestiegenen Beschaffungskosten für Erdgas keine neuen Kundinnen und Kunden mehr in den Gas-Laufzeittarifen auf. "Aufgrund der aktuellen Marktsituation und der steigenden Beschaffungspreise, verstärkt durch den Ukraine-Konflikt, ist es uns aktuell nicht möglich, Ihnen ein Angebot mit fairen Konditionen anzubieten", teilte

    Check 24: Zahlreiche Grundversorger haben Preiserhöhungen durchgeführt oder angekündigt

    Einen Anstieg der Verbraucherpreise auf breiter Front hat auch das Vergleichsportal Check 24 beobachtet. "Die Energiepreise kletterten zuletzt von einem Rekordhoch zum nächsten", berichtet das Münchner Unternehmen. "Vor allem der Russland-Ukraine-Krieg lässt die Preise steigen."

    Bundesweit hätten inzwischen 447 Grundversorger Tarife ausschließlich für Neukundinnen und Neukunden eingeführt. Hier seien die Preise um durchschnittlich 137,5 Prozent angehoben worden. Im Schnitt entstünden dadurch Mehrkosten von rund 2100 Euro.

    Gehen nochmals Energieanbieter insolvent?

    Für die bestehenden Grundversorgungstarife seien in 1361 Fällen Preise erhöht oder Preiserhöhungen angekündigt worden. Im Durchschnitt würden die Preiserhöhungen hier immer noch satte 56,2 Prozent betragen und gut vier Millionen Haushalte betreffen. "Verbraucherinnen und Verbraucher haben diesen Winter eine bislang einzigartige Welle an Gaspreiserhöhungen erlebt“, teilte Steffen Suttner mit, der bei Check 24 Geschäftsführer für den Bereich Energie ist. Zum Teil hätten Anbieter gleich mehrfach Preise nach oben angepasst. "Dies war vor allen Dingen den stark gestiegenen Einkaufspreisen geschuldet. Durch den Russland-Ukraine-Krieg sind auch weitere Preissteigerungen möglich", sagte Suttner.

    Andere Fachleute halten es auch nicht für ausgeschlossen, dass angesichts der Verwerfungen auf den Energiemärkten abermals Energieanbieter insolvent gehen. Bereits vergangenen Herbst hatten Unternehmen ihr Geschäft eingestellt oder Insolvenz angemeldet.

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