Gleichberechtigung. Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen weltweit dafür. Am 7. März findet der sogenannte „Equal Pay Day“ statt. Dieser Tag soll auf die ungleiche Bezahlung zwischen den Geschlechtern aufmerksam machen. Vergleicht man die Jahreseinkommen, arbeiten Frauen bis zu diesem Tag umsonst. Das liegt daran, dass der Gender Pay Gap, also die Differenz der Bruttogehälter zwischen Mann und Frau, dieses Jahr 18 Prozent beträgt, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat.
2008 fand der Equal Pay Day zum ersten Mal statt, damals noch am 15. April. Vergangenes Jahr fiel der Tag auf den 10. März. Die Differenz zwischen den Gehältern hat sich also über die Jahre etwas verringert, allerdings zeigen sich auch negative Entwicklungen.
Gender Pay Gap: Nur in Estland und Tschechien stehen Frauen noch schlechter da
Das Statistische Bundesamt berechnet den Lohnunterschied alle vier Jahre und gab bekannt, dass Männer durchschnittlich 1192 Euro brutto mehr pro Monat verdienen als Frauen und damit vier Euro mehr, als noch 2017. Dabei sei der Lohnunterschied in Westdeutschland mehr als drei Mal so hoch wie im Osten der Republik. Im EU-Vergleich liegt Deutschland auf dem drittletzten Platz, nur in Estland und Tschechien stehen Frauen im Vergleich zu Männern noch schlechter da. Auf den ersten beiden Plätzen liegen Rumänien und Italien mit einem Gender Pay Gap von fünf Prozent. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung fand allerdings heraus, dass Instrumente, wie der 2015 eingeführte Mindestlohn den Gender Pay Gap kleiner werden lassen. Frauen seien deutlich häufiger als Männer im Niedriglohnsektor beschäftigt, sodass ihr Gehalt durch die Lohnuntergrenze positiv beeinflusst wurde. Das WSI gehe davon aus, dass die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro im November diesen Jahres einen weiteren Fortschritt für Frauen bringen werde.
Buchdruckerinnen und Rechtsanwaltsfachangestellte besonders betroffen
Die Lohnunterschiede sind dabei stark von der jeweiligen Branche abhängig. Wie das Verbraucherportal Vergleich.org mitteilt, gibt es mit knapp 29 Prozent bei den Buchdruckern die größte Differenz. Direkt danach folgt mit rund 28 Prozent Lohnunterschied die Berufsgruppe der Rechtsanwaltsfachangestellten. Auf Platz drei sind die Filialleiterinnen, die gute 27 Prozent weniger Gehalt bekommen als ihre männlichen Kollegen. Dahinter stehen die Bankkauffrauen und Architektinnen, die beide etwa 23 Prozent weniger Geld erhalten. Das Statistische Bundesamt gab bekannt, dass die Bundesregierung den Verdienstabstand bis zum Jahr 2030 auf zehn Prozent senken möchte.
Betrachtet man allerdings den bereinigten Gender Pay Gap, liegt die Differenz zwischen den Gehältern nur noch bei sechs Prozent, erklärt die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Bereinigen heiße in diesem Fall, dass nur noch die Faktoren betrachtet werden, die auch wirklich vergleichbar seien, wie zum Beispiel gleicher Arbeitsumfang, gleiche Qualifikation und gleiche Arbeitserfahrung. So werden zum Beispiel nur noch Männer mit Frauen verglichen, die beide die gleiche Berufsausbildung haben und Vollzeit arbeiten. Ein entscheidender Faktor für den hohen unbereinigten Gender Pay Gap von 18 Prozent ist, dass derzeit mit 46 Prozent viermal so viel Frauen wie Männer (11 Prozent) in Teilzeit arbeiten, wie einem Report des WSI zu entnehmen ist. Zudem seien rund 60 Prozent der Menschen mit Minijob weiblich.
Müssen durch Corona Mütter wieder mehr im Haushalt machen?
Die Pandemie könnte die Fortschritte von Frauen in der Arbeitswelt außerdem wieder verschlechtert haben, denn sie würden häufiger unbezahlte Sorgearbeit wie Kinderbetreuung oder Pflege übernehmen. Vor der Pandemie hätten 62 Prozent der Mütter und fünf Prozent der Väter die Kinderbetreuung übernommen. Ein Drittel der Eltern hätten sich die Betreuung gleichermaßen geteilt. Die jüngsten Daten von Juni 2021 zeigen, dass sich nun 71 Prozent der Mütter und sieben Prozent der Väter um die Kinder kümmern. Nur noch 22 Prozent der Paare teilen sich nun die Betreuung auf. „Das ist erst eine Momentaufnahme. Aber es besteht die Gefahr, dass die Pandemie Fortschritte infrage stellt, die langsam über Jahre hinweg gemacht wurden“, sagt Yvonne Lott, Gleichstellungsforscherin am WSI.