Wenn es um Energiewirtschaft geht, ist Deutschland derzeit abhängig von Russland. Doch aus dem Ukraine-Krieg zieht nun auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Konsequenzen: Als Reaktion auf Russlands militärische Handlung hat er am Sonntag im Bundestag den schnellen Bau von zwei Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland angekündigt. Als mögliche Standorte nannte Scholz Brunsbüttel und Wilhelmshaven. Außerdem solle eine Kohle- und Gasreserve aufgebaut werden, um von russischen Lieferungen unabhängiger zu sein. So habe die Bundesregierung beschlossen, die Speichermenge an Erdgas über sogenannte Long Term Options um zwei Milliarden Kubikmeter zu erhöhen.
LNG-Terminals sind dafür da, um Tanker zu beladen und zu entladen. Das Gas wird vor dem Transport stark heruntergekühlt, sodass es in einen flüssigen Zustand übergeht. An den Terminals kann es dann wieder regasifiziert – also zurück in seinen ursprünglichen Zustand gebracht – werden. Von den LNG-Terminals wird das Gas dann weiter verteilt, etwa zur Industrie oder zum Heizen. In der EU gibt es bisher viele solcher Terminals für Flüssigerdgas – in Deutschland jedoch nicht. Auch wenn derlei Investitionen bereits geplant war, klagte die Gasbranche über unzureichende Rahmenbedingungen.
Erdgas: EU führt Gespräche über zusätzliche LNG-Lieferungen
Die Europäische Union bemüht sich derzeit um zusätzliche Lieferungen, die nicht von Russland stammen, um unabhängiger von dessen Lieferungen zu werden. Nach offiziellen Angaben laufen derzeit unter anderem Gespräche mit Aserbaidschan, Ägypten, Nigeria und Norwegen. Die japanische Regierung hat derweil zugesichert, überschüssige Flüssiggaslieferungen, die für Japan bestimmt waren, nach Europa umzuleiten. Der Golfstaat Katar bietet ebenfalls überschüssige LNG-Lieferungen an. Insgesamt sagt die EU-Kommission, dass die EU in diesem Winter selbst bei einer völligen Unterbrechung der russischen Gasversorgung auf der sicheren Seite sei. Russlands Erdgaslieferungen machen mittlerweile rund 40 Prozent aller Erdgasimporte der EU und rund 55 Prozent der Gasimporte der Bundesrepublik aus.