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Energiewende: Firmen wollen Wasserstoff-Projekt in Schwaben auf den Weg bringen

Energiewende

Firmen wollen Wasserstoff-Projekt in Schwaben auf den Weg bringen

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    Die Unternehmen GP Joule und Quantron wollen die Wasserstoff-Mobilität in der Region voranbringen und planen ein Vorzeige-Projekt.
    Die Unternehmen GP Joule und Quantron wollen die Wasserstoff-Mobilität in der Region voranbringen und planen ein Vorzeige-Projekt. Foto: Michael Kerler

    Wasserstoff gilt als einer der zentralen Energieträger der Energiewende, die Hoffnungen sind groß. Doch bisher werden weder nennenswerte Mengen an grünem

    Zwei Unternehmen treiben das Konzept voran. Zum einen die Firma GP Joule mit ihrem Standort in Buttenwiesen im Kreis Dillingen. GP Joule hat rund 700 Beschäftigte und entwickelt, baut und betreibt Projekte auf Basis erneuerbarer Energien. Zum anderen ist Quantron mit an Bord. Die Firma in Gersthofen bei Augsburg hat sich mit ihren rund 120 Beschäftigten darauf spezialisiert, Nutzfahrzeuge mit Elektroantrieb oder Brennstoffzelle auf den Markt zu bringen. 

    Pläne: Drei Elektrolyseure zur Wasserstoff-Erzeugung in Schwaben

    Grüner Wasserstoff gilt als ein Schlüssel für die klimaneutrale Zukunft. Er kann mit erneuerbarem Strom von Sonne und Wind aus Wasser gewonnen werden und ist klimaneutral. Er verbrennt schadstofffrei und kann in Fahrzeugen für hohe Reichweiten sorgen. 

    Das Konzept sieht vor, an drei Standorten in unserer Region Elektrolyseure aufzubauen, die grünen Wasserstoff erzeugen. Der Strom dafür soll in Wind- und Photovoltaikanlagen ebenfalls in Schwaben erzeugt werden. Die bei der Elektrolyse anfallende Abwärme könnte in Nahwärme-Netzen genutzt werden. Jeder der ins Auge gefassten

    Abgabe an Tankstellen in der Region für Wasserstoff-Lkw und Wasserstoff-Busse

    Der regional erzeugte Wasserstoff soll dem Konzept zufolge an drei Tankstellen abgegeben werden. Und zwar in erster Linie an Nutzfahrzeuge, die für das Projekt beschafft werden. Der Idee zufolge sollen 230 Brennstoffzellen-Lkw und 50 Brennstoffzellen-Busse gekauft werden. Quantron ist ein Lieferant solcher Fahrzeuge und hat zuletzt einen wasserstoffbetriebenen 44-Tonnen-Lkw vorgestellt. Als Nutzer kämen zum Beispiel die zahlreichen Logistikunternehmen in Nordschwaben infrage. Auch Brauereien könnten einen steigenden Bedarf haben, Getränke klimaneutral an ihre Kundschaft auszuliefern. Die Kunden müssten die Fahrzeuge nicht kaufen, ihnen würde "lediglich ein fester Betrag je gefahrenen Kilometer in Rechnung gestellt", heißt es in der Projektskizze. 

    "Unser Anspruch ist, im regionalen Maßstab unserer Heimat zu zeigen, dass Wasserstoff der Gamechanger der Energiewende ist", sagt Heinrich Gärtner, einer der beiden GP-Joule-Gründer. "Über die Wasserstofftechnologie kann erneuerbare Energie gespeichert und damit grundlastfähig eingesetzt werden, wodurch wir endlich autark von dreckiger Kohle und Gas aus den Händen zweifelhafter Despoten werden."

    GP Joule-Mitgründer Heinrich Gärtner sieht im Wasserstoff großes Potential für die Region.
    GP Joule-Mitgründer Heinrich Gärtner sieht im Wasserstoff großes Potential für die Region. Foto: Michael Kerler

    Fabian Mehring, Freie Wähler: "Jahrhundertchance für unsere Region"

    Bisher befindet sich das Projekt in einer frühen Ideen-Phase. Entscheidungen über Standorte sind noch nicht getroffen. Allerdings startet das Projektbündnis nicht von null, sondern kann auf Erfahrungen zurückgreifen. Ein Vorbild könnte ein mit dem Deutschen Mobilitätspreis 2022 ausgezeichnetes GP-Joule-Projekt in Norddeutschland sein: Dort wird in der Nähe von Windparks mit Strom Wasserstoff erzeugt, der später an zwei Tankstellen in Husum und Niebüll getankt werden kann. Der Wasserstoff betreibt zwei Regionalbusse, inzwischen sind weitere Busse, Transporter und Lkw hinzugekommen. 

    Andreas Haller, Gründer von Quantron: "Das integrierte Wasserstoff-Energieprojekt Schwaben hat das Potential, eine Blaupause für ganz Süddeutschland zu werden."
    Andreas Haller, Gründer von Quantron: "Das integrierte Wasserstoff-Energieprojekt Schwaben hat das Potential, eine Blaupause für ganz Süddeutschland zu werden." Foto: Ulrich Wagner

    Mit dem neuen Vorhaben könnte Schwaben zu einer Wasserstoff-Vorzeige-Region werden, sagen die Projekt-Beteiligten. "Das integrierte Wasserstoff-Energieprojekt Schwaben hat das Potenzial, eine Blaupause für ganz Süddeutschland zu werden", sagt zum Beispiel Quantron-Gründer Andreas Haller.

    Der Bedarf an staatlicher Förderung wird auf 150 Millionen Euro geschätzt

    Großes Potenzial im Thema Wasserstoff sieht auch Fabian Mehring, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler und Mitinitiator: "Unter dem Dach unserer Heimat findet alles zusammen, was wir brauchen, um unserer Wirtschaftsregion beim Wasserstoff einen Spitzenplatz auf den Märkten der Zukunft zu erobern", sagt er.Nicht nur GP Joule und Quantron seien hier aktiv. "Etablierte Champions wie Grünbeck in Höchstädt oder SGL in Meitingen produzieren vor Ort Schlüsselkomponenten für Elektrolyseure und Brennstoffzellen auf der ganzen Welt", sagt Mehring. "Zeitgleich beheimatet unsere Gegend große Stromverbraucher, wie etwa Bayerns einziges Stahlwerk, die massiv vom Wasserstoff als Gamechanger der Energiewende profitieren können", erklärt er. "Ich bin deshalb überzeugt: Wenn es uns gelingt, all dies unter einen Hut zu bringen und die Wertschöpfungskreisläufe vor Ort zu schließen, liegt im Wasserstoff eine Jahrhundertchance für die Wirtschaft unserer Region."

    Fabian Mehring, MdL: Will das Thema Wasserstoff in Schwaben voranbringen und hofft auf Unterstützung des Freistaates, des Bundes und der EU.
    Fabian Mehring, MdL: Will das Thema Wasserstoff in Schwaben voranbringen und hofft auf Unterstützung des Freistaates, des Bundes und der EU. Foto: Ulrich Wagner

    Bleibt die Frage der Finanzierung. Das Projekt würde laut dem bisherigen Konzept 273 Millionen Euro kosten. 123 Millionen Euro würden die Unternehmen einbringen, rund 150 Millionen Euro müssten als staatliche Förderung hinzukommen. Man sei bereits in "engem Kontakt" mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, sagen Gärtner und Mehring. Am 7. Juli soll auf einem "Wasserstoff-Gipfel" in Dillingen mit dem Minister über das Thema gesprochen werden. Nötig wäre aber auch die Unterstützung des Bundes und der EU. 

    Bleiben Fördermittel aus dem Bund und der EU aus, wollen die Verantwortlichen das Projekt in einem kleineren Maßstab ins Leben rufen: "Falls Berlin und Brüssel uns abblitzen lassen, könnten wir unsere Idee aber skalieren und in kleinerem Maßstab trotzdem zum Fliegen bringen - dann eben als ein urbayerisches Zukunftsprojekt, das bestens in die High-Tech-Agenda unserer Bayernkoalition passt", meint Mehring. 

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