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Energiewende: 700 Kilometer lang: Bau der Stromtrasse "Suedlink" startet

Energiewende

700 Kilometer lang: Bau der Stromtrasse "Suedlink" startet

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    Um Windenergie vom Norden in den Süden Deutschlands zu leiten, werden mehrere große Stromtrassen gebaut.
    Um Windenergie vom Norden in den Süden Deutschlands zu leiten, werden mehrere große Stromtrassen gebaut. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    Große Ziele hat die Bundesregierung bei der Energiewende. Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien wie Windkraft oder Fotovoltaik gedeckt werden. Damit das gelingt, muss sich einiges tun: Laut Zahlen der Bundesregierung machen erneuerbare Energien aktuell 46 Prozent des Stromverbrauchs aus. Eine Schlüsselfunktion werden unterirdische Stromtrassen, die Energie von Nord- nach Süddeutschland transportieren, einnehmen. Bei der längsten der vier geplanten Leitungen gab es jetzt den Spatenstich. Der Bau wird sich jedoch noch über Jahre ziehen. 

    700 Kilometer lang soll sie werden: die Suedlink-Stromleitung. Am Montag fiel in Schleswig-Holstein der Startschuss für die aufwendigen Bauarbeiten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kam dafür in die kleine Gemeinde Wewelsfleth. Von dort soll die Stromtrasse die Elbe in einem Tunnel bis zum niedersächsischen Wischhafen unterqueren. In Nordbayernteilt sich die Leitung in zwei Verbindungen auf. Der erste Teil führt nach Großgartach im Norden Baden-Württembergs. Der zweite Teil endet im bayerischen Bergrheinfeld. 

    Suedlink-Stromtrasse: Dreimal mehr Leistung als Kernkraftwerk Isar

    Im Fachjargon werden diese Trassen auch Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) genannt. So bezeichnet man ein Verfahren der elektrischen Energieübertragung mit hoher Gleichspannung. Dabei geht verhältnismäßig wenig Energie verloren, weshalb sich das Verfahren besonders für weite Entfernungen eignet. Die längste HGÜ-Leitung der Welt führt durch China und ist 3284 Kilometer lang. 

    Die Suedlink-Leitung wird fertiggestellt eine beachtliche Kapazität haben. Vier Gigawatt kann die Trasse übertragen. Das entspricht etwa dreimal der Leistung des inzwischen eingestellten Kernkraftwerkes Isar 2 in Niederbayern. Die Verbindung soll Strom aus Windenergie, der im windstarken Norden gewonnen wird, in den Süden Deutschlands leiten. Denn hier werden immer mehr konventionelle Kraftwerke vom Netz genommen – so etwa das Atomkraftwerk Isar 2, welches seit April 2023 außer Betrieb ist. 

    Bauarbeiten zur zweiten Stromleitung beginnen noch dieses Jahr

    2028 soll dann endlich Strom durch die Leitungen fließen – nach mehr als zehn Jahren Planung. Ursprünglich wurde die Trasse als Freileitung geplant. 2015 trat ein neues Gesetz in Kraft, das Gleichstromleitungen grundsätzlich als Erdverkabelungen vorsieht. Die vorigen Planungen von der Suedlink-Leitung waren damit nicht mehr aktuell, was zu einer Verzögerung des Baustarts führte, wie eine Sprecherin des Vorhabensträgers Tennet auf Anfrage mitteilt. Auch sei die Planung und Genehmigung von Erdverkabelungen deutlich umfangreicher und zeitaufwendiger als bei Freileitungen. 

    Nach Landshut wird eine zweite Trasse führen: die Suedostlink-Leitung. Von Wolmirstedt bei Magdeburg zieht diese sich 540 Kilometer bis nach Bayern. Die Übertragungskapazität liegt hier bei zwei Gigawatt. Das entspricht der Leistung von rund 1400 Windrädern. Auch hier soll der Bau noch in diesem Jahr beginnen – früher als geplant. Vorgezogen wurden die Arbeiten, um flexibler zu sein, so die Tennet-Sprecherin. Denn für manche Vorhaben gibt es nur ein eingeschränktes Zeitfenster. Waldrodungen sind etwa nur im Winter möglich. 2027 soll Suedostlink in Betrieb genommen werden. 

    Wirtschaftsminister Aiwanger wollte lange keine Stromtrassen

    In den vergangenen Jahren ernteten die großen Stromtrassen nicht nur Lob und Enthusiasmus. Landwirte und Landwirtinnen etwa fürchteten Ertragseinbußen durch die Eingriffe in den Boden. Im Dezember 2022 einigte sich der Netzbetreiber Tennet mit den Bauernverbänden auf eine Rahmenvereinbarung zur Entschädigung von Grundstückseigentümern sowie Flächenbewirtschaftern. Die Entschädigung erfolgt durch eine Einmalzahlung und ist abhängig davon, welcher Bodenrichtwert gilt, was dort angepflanzt wird und wie viel Fläche betroffen ist. Tennet kommt außerdem für Schäden auf, die durch den Bau, Betrieb oder die Instandhaltung der Stromtrasse entstehen.

    Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sprach sich lange deutlich gegen den Bau der Trassen aus. Stattdessen solle man mehr Energie in Bayern erzeugen, um die Stromversorgung zu sichern. Inzwischen hat der Politiker eingelenkt und scheint kein Problem mehr mit den Leitungen zu haben. Und auch in der deutschen Bevölkerung scheint es Zuspruch für den Netzausbau zu geben. In einer repräsentativen Umfrage des Netzbetreibers Tennet sprachen sich rund 83 Prozent der Befragten für einen Ausbau der Energieinfrastruktur aus. 80 Prozent fanden, dass neue Stromleitungen schneller geplant und genehmigt werden sollten. 

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